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Im Stall der Zukunft sind alle Kühe gechippt
Aus Regionaljournal Ostschweiz vom 01.09.2021. Bild: SRF / Michael Ullmann
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Kuhstall der Zukunft Melken, füttern, misten, weiden – alles vollautomatisiert

Im Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg im Kanton Thurgau entstand für gut 2.4 Millionen ein Milchviehstall der Zukunft.

Auf den ersten Blick sieht der neue Milchviehstall am Landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum (BBZ) Arenenberg aus, wie ein normaler Bauernhof. Dass der neue Stall für aktuell 52 Kühe und 7 Kälbern speziell ist, sieht man erst beim genaueren Hinschauen.

eine Kuh steht im Melkroboter
Legende: BBZ Arenenberg

Es gibt im Stall der Zukunft einen Melkroboter, der 24 Stunden läuft. Der Roboter erkennt die Kuh, merkt, ob er sie melken muss oder nicht und ob die Milch für Kälber oder für andere Zwecke bestimmt ist. Die Kuh wird im Schnitt zwei bis drei Mal pro Tag gemolken.

Jede Kuh mit Sensor

Das Schlagwort heisst Big Data. Die Kühe sind gechippt, alle Daten werden gespeichert. Das gilt für die Bewegung der Kaumuskeln genau so, wie für ihr Gewicht. Jedes Mal vor dem Melken werden die Kühe gewogen. «Die Kühe gehen gut damit um», sagt Betriebsleiter Hansjörg Hauser.

Es ist für die Kuh angenehm, dass der Melkroboter nie schlechte Laune hat.
Autor: Hansjörg Hauser Betriebsleiter BBZ Arenenberg

Der Melkroboter mache es besser als der Mensch, ist Hansjörg Hauser überzeugt: «Der Roboter ist nie hässig oder schlecht gelaunt und weiss über die Kuh bestens Bescheid.» Das sei für die Kuh angenehm. Das Melken sei für sie so immer gleich.

Futter, Mist und Weidetor – alles funktioniert vollautomatisch

Putzdienst hat im Milchviehstall der Zukunft ein Entmistungsroboter. Er saugt auf den Laufflächen den Kot und den Urin der Kühe weg. Es surrt, pfeift und spritzt.

Der politische Prozess

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  • Der neue Kuhstall kostet gut 2.4 Millionen Franken.
  • Ende 2018 hat die Politik den Bau abgesegnet. Es gab politischen Widerstand. Der Stall sei zu teuer wurde im Kantonsrat moniert.
  • Einsprachen – auch von Anwohnenden – wurden bereinigt.
  • Im Herbst 2020 wurde der alte Stall aus dem Jahr 1959 abgebrochen. Der neue Bauernhof wurde an der gleichen Stelle gebaut. Der moderne Milchviehstall ist das Kernstück.

Auch die automatische Kompostierung spielt im Stall eine grosse Rolle. Die Kühe können auf einer grossen Fläche mit einer 60 cm dicken Schicht aus Sägemehl liegen. Zusammen mit dem Kot und Harn soll sich das Gemisch dort von alleine kompostieren.

Eine grosse gedeckte Liegefläche für Milchkühe.
Legende: SRF / Michael Ullmann

Das Gemisch von Sägemehl, Kot und Urin muss allerdings durchlüftet werden, da sich sonst Bakterien bilden, die für die Euter der Tiere schlecht sein könnten. Deshalb muss das Sägemehl täglich gelockert und neu verteilt werden.

Kompostierung funktioniert nur, wenn Luft dazu kommt.
Autor: Michael Schwarzenberger Leiter Fachstelle Milchbau BBZ Arenenberg

Weitere Kernstücke des Stalls sind ein automatischer Futterzuschieber und ein automatisches Weidetor. Die Kühe können über eine Brücke jederzeit auf die Weide.

Ein automatischer Durchgang zur Weide.
Legende: Der Weg auf die Weide führt über ein automatisiertes Weidetor. BBZ Arenenberg

Der Weg zur Weide bleibt für die Kuh zu, wenn es Zeit zum Melken wäre. Für die Besucherinnen und Besucher gibt es im Stall eine Besuchertribüne.

Aus Käferholz

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Für den Bau des neuen Milchviehstalls wurde vom Kanton zum ersten Mal praktisch ausschliesslich Käferholz aus dem Thurgauer Staatswald verbaut.

Dieses Holz, das von Borkenkäfern befallen war, könne kaum verkauft werden, es gebe kaum einen Markt, sagt der Thurgauer Kantonsbaumeister Erol Doguoglu. Für Bauten sei Käferholz gut tauglich, es habe lediglich leichte Verfärbungen.

Im Kanton Thurgau sind weitere staatliche Bauten mit einheimischem Käferholz geplant. Einerseits die beiden neuen Turnhallen des Bildungszentrums für Technik in Frauenfeld und der Ergänzungsbau des Thurgauer Regierungsgebäudes in Frauenfeld.

Der neue Stall steht in unmittelbarer Nähe zu den Schulzimmern. «Das BBZ Arenenberg will selber das Lehrgeld für eine solche Umstellung bezahlen», sagt Direktor Martin Huber. «Das sollen nicht die 950 Milchbauern im Thurgau machen müssen». Und es brauche Visionen, fügt der Leiter der Milchproduktion, Michael Schwarzenberg an.

Wiesen muss man veredeln, deshalb braucht es Visionen.
Autor: Michael Schwarzenberger Leiter Milchproduktion BBZ Arenenberg

Im Kanton Thurgau gibt es immer weniger Milchbetriebe. Diese sind dafür tendenziell grösser. Die Wiesen müsse man auch in Zukunft nutzen und über Milch veredeln, ist der Leiter Milchproduktion am BBZ Arenenberg, Michael Schwarzenberg, überzeugt. «Die Investition in diese Technik lohnt sich», sagt Schwarzenberg, auch wenn sich die Essgewohnheiten der Menschen verändere – Stichwort Trend zu Hafermilch und Co. Er rechnet damit, dass vor allem jüngere Bauern und Bäuerinnen auf die neuen Technologien setzen werden.

Regionaljournal Ostschweiz, 01.09.20, 17:30 Uhr;

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