Ein gigantisches Hochhausprojekt in Zermatt sorgt für Gesprächsstoff. Mitte November wurde es der Öffentlichkeit zum ersten Mal vorgestellt. Hinter dem Projekt steckt der 61-jährige Heinz Julen – Hotelier, Architekt, Künstler.
«Ich habe lange darüber nachgedacht und viel Zeit und Geld investiert», sagte Julen nach der Präsentation seines neuen Projekts namens Lina Peak.
Der vorgesehene Bauplatz für den Turm befindet sich auf 800 Meter Höhe im unteren Teil des Orts, auf vier Parzellen mit wenig wertvollem Ackerland. Der Wohnturm würde über einem 40 x 40 Meter grossen Sockel gebaut, der 1000 Parkplätze, einen Konzertsaal mit 2500 Plätzen, Restaurants, eine Kindertagesstätte, ein öffentliches Schwimmbad, ein Sportzentrum, Geschäfte und eine Dachterrasse umfassen würde.
32 Etagen für Einheimische
Die Wohnungen bis zum 32. Stockwerk wären den Einheimischen vorbehalten, einschliesslich hunderten saisonaler Arbeitskräfte, die in den Hotels, Restaurants und Taxiunternehmen des Ferienorts beschäftigt sind.
Aufgrund der hohen Grundstückpreise sei es laut Julen für Arbeitgebende sehr schwierig, für die Angestellten eine erschwingliche Saisonunterkunft zu finden (die Leerstandrate liegt bei fast 0 Prozent). Der Turm soll, wenn es nach Julen geht, billigen Wohnraum schaffen, sagte er kürzlich gegenüber Radio SRF.
Obere Stockwerke für Luxus
Im oberen Teil des Turms sollen Luxuswohnungen entstehen. Die Preise für diese Immobilien würden laut Julen dem Standort entsprechen, der zu den teuersten in der Schweiz gehört und wo die Preise seit der Covid-Pandemie ständig gestiegen sind.
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Laut dem Initianten dürften die Luxusresidenzen vor allem für ausländische Kundinnen und Kunden interessant sein. Diese müssten jedoch ihre Papiere vorher in Zermatt hinterlegen, da die Gesetze in Zermatt den Kauf von Immobilien durch Nichtansässige verbieten.
Noch nicht in trockenen Tüchern
In Zermatt selbst stösst das Hochhausprojekt auf geteilte Meinungen. Sie schwanken zwischen Empörung und Begeisterung.
Ob die örtliche Bevölkerung Julens Idee zustimmt, bleibt abzuwarten. Dabei geht es nicht nur ums Projekt selbst. «Zuerst müssen 600 Unterschriften gesammelt werden, um die Umzonung der Landwirtschaftszone in eine Bauzone zu fordern. Danach würde es zu einer Volksabstimmung kommen», sagt der Hotelier.
Neuen Ideen gegen den Zermatter Wohnungsmangel (dt. Untertitel)
Ein Projekt dieser Grössenordnung wurde noch nie zuvor in einem Schweizer Wintersportort realisiert. Es weckt daher Ängste: Zu oft haben Hochhausbauten die Orte nur verschandelt, wie der Tour Europe in Montreux oder die Aminona-Türme in Crans-Montana.
Ausserdem lauert das Gespenst des Massentourismus in Zermatt. Im vergangenen Jahr wurde auf dem Gipfel des Klein Matterhorns erstmals die Marke von 900’000 Besuchenden überschritten.