Die Reaktionen auf Aldis Tiefpreisoffensive liessen nicht auf sich warten: Lidl und Denner zogen bereits am Folgetag nach, Migros und Coop später ebenfalls. Ein Brotlaib aus Ruch- oder Halbweissmehl mit 500 Gramm Gewicht kostet nur noch 99 Rappen.
Gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) beschwerte sich Eric Emery, Präsident des Verbands der Bäcker und Confiseure in Genf, dass es unmöglich sei, das 99-Rappen-Brot von Aldi mit seinem zu vergleichen, welches über 4 Franken kostet. Er bezeichnete es als «totes Brot» und als geschmacklich «völlig anders».
Nun hat RTS die Grossverteiler Aldi, Lidl, Migros, Coop und Denner darum gebeten, auf diese Vorwürfe einzugehen. Sie weisen die Kritik an der Qualität ihrer Produkte zurück. Migros wehrt sich entschieden gegen die Bezeichnung «totes Brot», Denner sieht in seinen Broten den «lebendigen» Beweis, dass Qualität nicht zwangsläufig teuer sein müsse.
Gemäss den Grossverteilern gibt es keinen Hinweis darauf, dass ihre Brote weniger gesund sind als andere. Sie seien «hochwertig, nährstoffreich und bekömmlich», so Aldi. Und für Coop sind «ihre Nährwerte und ihre Bekömmlichkeit mit denen anderer Produkte vergleichbar».
Teilweise Zusatzstoffe
Auf die Frage nach Zusatzstoffen in den Broten erwidern die Grossverteiler, dass alle Zutaten in den Regalen angegeben werden. Coop verwende «keine Zusatzstoffe». Denner hingegen schon: «Ascorbinsäure und Calciumacetat», um die Frische und die Qualität des Ruchbrots zu verbessern. Migros gibt an, in seinen Broten «die notwendigen Zusatzstoffe zu verwenden, um ihre Frische, ihre Qualität und ihre Haltbarkeit zu gewährleisten».
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RTS hat auch nach der Zusammensetzung gefragt sowie nach der Herkunft der Mehle und ob die «Pfünderli» vor dem Backen tiefgekühlt waren. Migros spricht von einer «fast ausschliesslich schweizerischen» Produktion, aber auf einer Basis von 100 Prozent schweizerischem Weizenmehl. Bei Coop und Denner stammt das Mehl «zum grössten Teil» aus der Schweiz.
Nur Migros liefert seine Brote frisch in die Geschäfte. Die übrigen vier Verteiler verwenden mehrheitlich vorgebackene oder tiefgekühlte Produkte, deren Backvorgang im Laden vollendet wird.
Und der Geschmack?
Die Westschweizer Zeitung «24 Heures» liess Michael Kleinert, Bäckermeister, Lebensmittelingenieur und Forscher an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), zwei Brotsorten für jeweils einen Franken der fünf Grossverteiler probieren und vergleichen. Er analysierte Farbe, Form, Geruch und Geschmack. Sein Fazit ist klar: Diese Brote sind «erstaunlich gut».
Auch der Nährwert hänge nicht vom Preis des Brotes ab, betont Kleinert, sondern von seiner Art. «Vollkornbrot ist gesünder, egal ob es von einer Industriebäckerei oder einem kleinen Betrieb stammt. Vollkornmehl enthält mehr Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe als raffinierte Mehle. Beim Raffinieren verschwinden die Nährstoffe. Aber Vollkornbrote verkaufen sich nur, wenn sie schmackhaft sind – und hier kommen das handwerkliche Know-how und die Forschung ins Spiel. Ein schmackhaftes Vollkornbrot herzustellen ist schwieriger, der Teig geht weniger auf.»