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Universität Genf Falscher Einsatz von KI produziert Fehler in Uni-Arbeiten

Das Nutzen künstlicher Intelligenz (KI) ist unter Studierenden in der Schweiz weit verbreitet. Eine Untersuchung an der Universität Genf zeigt, dass sich damit aber auch die Fehler häufen. Die Unis reagieren mit Ausbildungsangeboten für die korrekte Anwendung von KI.

Die Bibliothek der Universität Genf hat die Literaturverzeichnisse von rund vierzig Arbeiten überprüft, die Studierende der medizinischen Fakultät eingereicht hatten. Dabei stellte sie erstaunlich viele Fehler fest, wie der Bibliothekar Igor Milhit gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) erklärt: «Einige Quellen waren nicht einsehbar, andere Angaben führten nicht zum richtigen Artikel, und dann gab es solche, die schlicht nicht existierten.»

Milhit führt diese Fehler darauf zurück, dass für einen Grossteil der Arbeiten künstliche Intelligenz genutzt wurde. «Wir sahen den Fall eines Buchs, das zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert gedruckt wurde», berichtet der Bibliothekar. «Abgesehen davon, dass es eine nicht sehr relevante Quelle für eine aktuelle Medizinarbeit war, war es nicht einsehbar!»

Erläuterungen zum Einsatz von KI an Schweizer Universitäten:

In welchem Ausmass die Studierenden die KI einsetzten, sei schwierig abzuschätzen. Ist die ganze Arbeit oder sind nur Teile davon mit KI verfasst worden? Half sie nur beim Erstellen der Bibliografie? Das sei unmöglich zu überprüfen.

Irritierend sei es aber alleweil. «Es hat mich sehr überrascht, dass man eine Arbeit mit nicht existierenden Informationen abgeben kann», sagt Milhit. «Das wirft echte Fragen zur Qualität der wissenschaftlichen Produktion auf. Denn diese Studierenden werden einmal selbst Forschende sein.»

«Bessere, aber gleichförmige Arbeiten»

2024 gaben 56 Prozent der Studierenden der Universität Genf an, sie setzten in ihrem Studium KI-Tools ein, und 16 Prozent sagten, sie nutzten diese Werkzeuge für ihre universitären Arbeiten.

Auch den Professorinnen und Professoren, die diese Arbeiten betreuen, fällt das auf. Nadia Elia, Dozentin an der medizinischen Fakultät, berichtet: «Seit etwa zwei Jahren sind die Arbeiten viel besser geschrieben, ohne Rechtschreibfehler und mit einem viel flüssigeren Stil, aber auch mit einer gewissen Gleichförmigkeit.»

Die Art, wie die Studierenden diese Werkzeuge nutzen, variiert stark. Einige nutzen sie nur für die Übersetzung oder um Synonyme zu finden, andere, um den Lehrstoff besser zu verstehen.

Angesichts des Phänomens unterstützen die Schweizer Universitäten die Studierenden beim korrekten Umgang mit KI. Sie stellen ihnen Leitfäden, Schulungen und Erklärvideos zur Verfügung. Sie haben auch die Nutzung der KI klarer geregelt: Ihr Einsatz muss in einer Arbeit erwähnt und präzisiert werden. Bei Unterlassung kann die Arbeit als Plagiat betrachtet werden, mit Sanktionen bis hin zum Ausschluss.

RTS, La matinale, 24.10.2025, 7:25 Uhr; sten

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