Die Stiftung von Vinci Autoroutes, dem grössten Autobahnbetreiber Frankreichs, hat kürzlich ein europäisches Barometer für verantwortungsvolles Fahren veröffentlicht. Das Fazit: In Europa fährt man weniger gefährlich als noch im Vorjahr. Das mag unbedeutend klingen, ist aber in den letzten 15 Jahren noch nie vorgekommen.
Untersucht wurden verschiedene Bereiche, etwa unhöfliches Verhalten, Unaufmerksamkeit, Schläfrigkeit oder Nichteinhalten der Verkehrsregeln. Ein grosser Negativpunkt ist ausserdem das Smartphone.
Bernadette Moreau von der Stiftung Vinci Autoroutes sagt gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS): «Telefonieren, SMS, E-Mails, Videos, die während der Fahrt geschaut werden ... In Europa geben 77 Prozent der Autofahrenden an, dass sie beim Fahren ihr Navi justieren oder telefonieren, obwohl genau dies eine der Hauptursachen für Unaufmerksamkeit an Steuer ist.»
66 Meter blind
Ebensolche Unaufmerksamkeiten sind eine der Hauptursachen für Verkehrsunfälle. Dies geht aus einem Barometer des Instituts Ipsos hervor, für das 12'000 Personen aus 11 europäischen Ländern befragt wurden.
Über vier von fünf Befragten geben zu, dass sie für über zwei Sekunden den Blick von der Strasse abwenden. Bei einem Tempo von 120 Kilometern pro Stunde entspricht das einer Blindstrecke von 66 Metern.
Ablenkungen seien jedoch nicht der einzige Faktor, so Bernadette Moreau weiter. «Geschwindigkeitsüberschreitungen, kein Sicherheitsabstand, das Fahren unter Alkohol- oder Cannabiseinfluss – auch wenn dies weniger Personen betrifft, muss es vermieden werden.»
Schuld sind die anderen
Offen bleibt die Frage: Aus welchem Staat kommen die gefährlichsten Lenkerinnen und Lenker? Für fast alle Teilnehmenden lautet die Antwort hier: «die anderen». Die Befragten sind oft überzeugt, sich vorbildlich am Steuer zu verhalten, während sie andere anprangern.
Bernadette Moreau interpretiert die Ergebnisse des Barometers so: «Französinnen und Franzosen sind die Ersten, die andere beschimpfen. In Spanien verwendet man übermässig oft die Hupe, in Griechenland fährt man oft nahe auf, und aus Italien kommen die Unhöflichsten beim Aussteigen aus dem Auto.»
Je weiter man in den Norden kommt, desto weniger Unhöflichkeiten gibt es, stellt der Bericht fest. «Die Ergebnisse der Verkehrssicherheit zeigen, dass Schweden, die Schweiz, Norwegen und Dänemark an der Spitze liegen. Bei den Verhaltensweisen hingegen sieht man, dass die Handynutzung in Schweden sehr hoch ist», fasst Moreau zusammen.