Pornokinos braucht es weniger, Betreuungseinrichtungen mehr. Das ist die einfache Überlegung hinter der eher unkonventionellen Umnutzung des letzten Pornokinos in der Westschweiz.
Lediglich die historische Fassade des «Moderne» in Lausanne soll erhalten bleiben, erklärt das zuständige Architekturbüro im Westschweizer Radio RTS. Im Inneren werden die Vorführräume und Einzelkabinen durch Lese- oder Spielräume ersetzt. Mit der Kindertagesstätte in der Nähe des Bahnhofs reagiert die Stadt auf die wachsende Nachfrage nach ausserschulischen Betreuungsplätzen. Zudem wird das Gebäude erhöht, um Wohnraum zu schaffen.
Wann die Umbauarbeiten starten, kann das Waadtländer Architekturbüro Rivier Architectes noch nicht sagen. Der Bauplan nimmt hingegen langsam Gestalt an.
Früher gehörte es «Porno Edi»
Das «Moderne» war nicht immer ein Sextempel. Im Jahr 1968 wurden hier klassische Filme ausgestrahlt, darunter auch jene von Jean-Luc Godard, den man selbst häufig dort antraf.
Erst 1987 kaufte Edouard Stöckli das Gebäude und baute es zu einem Pornokino um. Er besass damals bereits Niederlassungen in Zürich und Basel, war auch Produzent und drehte bis zu 240 Filme pro Jahr, weshalb er noch heute den Spitznamen «Porno Edi» trägt.
Sein Geschäft hatte er damit begonnen, Erotikfilme zu kaufen und versuchte, diese in der Schweiz zu vertreiben, doch kein Kinobesitzer wollte sie haben. «Sie hatten Angst, pornografische Filme zu zeigen, also war ich gezwungen, mein eigenes Kino zu kaufen», erklärte er 2015 in der RTS-Sendung «Vertigo». Es sei ein phänomenaler Erfolg gewesen: «Von morgens bis abends war es immer voll.»
Konkurrenz durch Pornhub & Co
Mit dem Ende des «Moderne» wird es in der Schweiz nur noch zwei Kinos geben, die Filme für Erwachsene zeigen, eins in Bern und eins in Zürich. Die Konkurrenz aus dem Internet macht den Einrichtungen zu schaffen. Doch noch vor zehn Jahren fand diese Art von Kinos ihr Publikum, sagt Edouard Stöckli, der damals noch zwölf dieser Kinos besass.
«Das Internet hat eine andere Funktion», sagt er. «Ich möchte Menschen sozialisieren. Das Internet individualisiert sie ein wenig, drängt sie in die Ecke. Ich bringe sie zusammen, und das mache ich sowohl in Mainstream-Kinos als auch in Pornokinos.»
Für Edouard Stöckli markiert die Schliessung des letzten Pornokinos in der Westschweiz das Ende einer Ära.