Nach über 16 Jahren geht Pirmin Willi, der Direktor der Stiftung Brändi, in Pension. Das Brändi betreut Menschen mit körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen. Die Stiftung betreibt diverse Behindertenwerkstätten, in denen eigene Produkte hergestellt und Auftragsarbeiten erledigt werden. Im Interview erzählt Pirmin Willi, was sich in den Jahren, in denen er die Stiftung leitete, alles verändert hat und wo er mit Vorurteilen konfrontiert wurde.
SRF News: Ende Monat hören Sie nach 16 Jahren als Leiter der Stiftung Brändi auf. Worauf sind Sie besonders stolz?
Pirmin Willi: Ich bin stolz auf das gute Image der Stiftung Brändi in der Bevölkerung. Sie steht auf tragenden Säulen. Die 1800 Menschen mit und ohne Behinderung leisten eine grosse Arbeit.
Was hat sich in den letzten 16 Jahren am stärksten verändert?
Das politische Umfeld hat sich stark verändert. Wir sehen eine Blockbildung in der Parteienlandschaft, was gemeinsame Lösungen schwieriger macht. Für uns bedeutete dies, dass wir in den letzten Jahren erhebliche Sparpakete stemmen mussten.
Konkret strich Ihnen der Kanton Luzern seit 2016 sieben Millionen Franken. Wie konnten Sie das bewältigen?
Wir konnten das abfangen, indem wir bei der Produktion leistungsfähiger wurden und unsere Preise anpassten. Doch wir kommen echt an unsere Grenzen.
Sie sind auch auf Spenden angewiesen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Sie kritisierten auch schon, dass der Kanton Luzern in anderen Bereichen ja auch für alle Kosten aufkomme. Fühlen Sie sich ungerecht behandelt?
Ja, man kann sich schon fragen, ob der Kreisel am Seetalplatz, der 240 Millionen Franken gekostet hat, der Gesellschaft tatsächlich so viel mehr bringt, als eine Bildungsinstitution und die Betreuung von Menschen mit Behinderungen. Das ist eine Güterabwägung, und die aktuelle Politik legt sie nun halt mal so aus.
Das Brändi ist zwar eine Stiftung, und trotzdem müssen Sie einen grossen Teil der Einnahmen selber erwirtschaften. Wie geht das?
In der freien Marktwirtschaft ist es zwingend notwendig, dass der Preis und die Qualität stimmen und dass Termine eingehalten werden. Wir können nicht von einem sogenannten Behinderten-Bonus ausgehen. Wir müssen verlässlich sein und eine gute Kundenbeziehung pflegen.
Wurde dieser Kontakt zur Wirtschaft schwieriger in den vergangenen 16 Jahren?
Nicht nur der Kontakt zur Wirtschaft. Das Motto unserer ganzen Gesellschaft ist: schneller, weiter und höher. Das spüren auch wir. Dazu gekommen ist ein massiver administrativer Zusatzaufwand. Ich sage immer wieder, dass unsere Gesellschaft eher in Systeme investiert als in Menschen. Das ist eine Herausforderung, doch der stellen wir uns.
Sind Sie während Ihrer Zeit beim Brändi auch Vorurteilen begegnet?
Ich würde eher von Falschinformationen sprechen. Viele Leute denken, wenn jemand eine Behinderung hat, bleibe die ein Leben lang. Das ist nicht so. Mit entsprechender Förderung kann sich jemand auch entwickeln. Ich bin ja auch nicht als Direktor vom Himmel gefallen.
Viele Leute verbinden mit der Stiftung irgendein Produkt. Sei es das Brettspiel Dog, andere Holzspielzeuge oder den Brändi Grill. Welches ist Ihr Lieblingsprodukt?
Das ist der Grill. Diesen habe ich mir vor 35 Jahren gekauft, kurz nachdem ich zum ersten Mal vom Brändi erfuhr. Er bleibt bis heute mein Lieblingsprodukt.
Wann haben Sie zum letzten Mal selber Brändi Dog gespielt?
Gestern Abend. Drei Runden.
Das Gespräch führte Sämi Studer.