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Ehemals Affenpocken Mpox-Virus breitet sich erneut aus – wie gefährlich ist das?

Mpox, ehemals Affenpocken, ist wieder auf dem Vormarsch. Wie sich das Virus ausbreitet, und was dagegen getan wird.

Nicht der erste Mpox-Ausbruch: Bereits vor zwei Jahren gab es in mehr als 100 Ländern Ausbrüche von Mpox – auch die Schweiz war betroffen. Die Welle der Infektionskrankheit, damals noch Affenpocken genannt , ebbte nach einigen Monaten wieder ab und verlief am Ende glimpflich.

Warum «Mpox» statt «Affenpocken»?

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Nach einer Reihe von Konsultationen bevorzugt die WHO seit Ende 2022 den Begriff «Mpox» als Synonym für «Affenpocken». Ein Jahr lang wurden beide Namen gleichzeitig verwendet, bevor komplett auf den Begriff «Affenpocken» verzichtet wurde.

Hintergrund der neuen Bezeichnung ist laut WHO die Beobachtung einer rassistischen und stigmatisierenden Sprache, mit der sich betroffene Regionen und Personen konfrontiert gesehen hätten.

Ursprünglich erhielten die Affenpocken beim Menschen ihren Namen im Jahr 1970. Dies, weil das Virus, das die Krankheit verursacht, 1958 bei in Gefangenschaft lebenden Affen entdeckt worden war.

Darum warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erneut vor Mpox: Derzeit zirkuliert in Zentralafrika eine gefährlichere Virusvariante. Der Ausbruch begann in der Demokratischen Republik Kongo und hat auf Nachbarstaaten übergegriffen. Dieses Jahr wurden über 14'000 Fälle gemeldet, mehr als 500 Menschen hat die Erkrankung das Leben gekostet. Die WHO ist besorgt, Mpox könnte sich erneut ausbreiten – über Afrika hinaus nach Europa.

Die Anzahl der Pusteln scheint mehr zu sein bei dieser Variante und auch die Todesfälle sind häufiger.
Autor: Benjamin Hampel Infektiologe und ärztlicher Leiter von Checkpoint Zürich

Was die neue Variante gefährlicher macht: Vor zwei Jahren zirkulierte die westafrikanische Variante von Mpox, die sexuell übertragen wird. Angesteckt haben sich damals vor allem Männer, die Sex mit Männern hatten. Die jetzt ausgebrochene zentralafrikanische Variante sei ansteckender, sagt Infektiologe Benjamin Hampel. «Die Übertragung geschieht relativ rasch. Es scheint bei dieser Variante eine Mutation stattgefunden zu haben, die sie infektiöser macht.» Mit der zentralafrikanischen Variante kann man sich nicht nur beim Geschlechtsverkehr infizieren. In einer Schule haben sich zum Beispiel Kinder beim Spielen angesteckt.

So äussert sich eine Mpox-Erkrankung: Bei einer Infektion kommt es zu Hautausschlägen mit typischen Pockenpusteln. Auch Fieber, Kopfschmerzen und Atemwegprobleme gehören zum Krankheitsbild. Beim jetzigen Ausbruch sind die Symptome gravierender. «Die Anzahl der Pusteln scheint mehr zu sein bei der jetzigen Variante und auch die Todesfälle sind häufiger», so Hampel.

Nahaufnahme von Händen mit Ausschlag.
Legende: Die Mpox-Erkrankung äussert sich durch pockenähnliche Hautausschläge. Die Sterblichkeit bei der zentralafrikanischen Variante wird auf rund zehn Prozent geschätzt. Keystone/CDC via AP

So gefährlich ist das Virus: Besonders gefährlich ist Mpox für kleine Kinder und Personen mit geschwächtem Immunsystem. Aufgrund früherer Daten wird die Sterblichkeit bei der zentralafrikanischen Variante mit zehn Prozent angegeben. Ganz so hoch scheint sie bei der jetzigen Mutation nicht zu sein. Doch Infektiologe Benjamin Hampel traut den offiziellen Zahlen nicht. «Wir haben in den Ländern mit Ausbrüchen – vor allem Kongo, aber auch Uganda, Ruanda und Kenia – nicht so gute Überwachungssysteme wie in Europa. Das heisst, wir sehen mit den Zahlen wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.»

Impfung soll gegen Mpox helfen

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Gegen Mpox stehen laut der WHO zwei Vakzine zur Verfügung: MVA-BN von Bavarian Nordic und der im Auftrag der japanischen Regierung entwickelte Impfstoff LC16.

Mitte August gab die dänische Biotechfirma Bavarian Nordic bekannt, dass sie einen Lieferauftrag für ihren Impfstoff gegen Mpox und Pocken an Land gezogen habe. Bavarian Nordic habe mit einem europäischen Staat einen Vertrag über 440'000 Einheiten geschlossen, so das Unternehmen. Weitere Details zum Auftraggeber nannte es nicht.

Deutschland will an betroffene Länder spenden

Berlin will für den Kampf gegen Mpox in Afrika 100'000 Dosen Impfstoff an betroffene Länder spenden. Der Impfstoff solle aus Beständen der Bundeswehr kommen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.

Mittelfristig werde Europas grösste Volkswirtschaft zusammen mit europäischen Partnern die Afrikanische Union auch beim Aufbau einer lokalen Impfstoffproduktion unterstützen. Auf welchem Weg der Impfstoff die betroffenen Regionen erreichen soll, ist den Angaben zufolge noch nicht endgültig geklärt.

Was die WHO tun will: Die Weltgesundheitsorganisation hat einen Plan ausgearbeitet, um die Kontrolle der Fälle in den betroffenen Ländern zu verbessern. Laut Generaldirektor Tedros Ghebreyesus kostet dies 15 Millionen Dollar. Doch das scheint nicht auszureichen. Deshalb will Ghebreyesus ein Expertenpanel einberufen und beraten, ob der Ausbruch in Zentralafrika einen internationalen Gesundheitsnotstand darstellt, wie er im August in Genf sagte.

Medizinisches Personal in Schutzkleidung untersucht ein Kind.
Legende: Die gefährliche Mpox-Variante ist in der Demokratischen Republik Kongo ausgebrochen. Ein Arzt untersucht in Goma ein betroffenes Kind (aufgenommen am 19. Juli 2024). REUTERS/Arlette Bashizi

Was die Ausrufung des Notstands nützen kann: Die Erfahrungen vom Mpox-Ausbruch 2022 zeigen laut Infektiologe Benjamin Hampel, dass ein offizieller Notstand das Ergreifen von Massnahmen ankurbelt – seien es Impfkampagnen oder Verhaltensänderungen. Zudem sei der Notstand ein Mittel, um auf Krankheiten aufmerksam zu machen, die vermeintlich weit weg sind. «Nicht nur Mpox ist ein Problem. Wir haben eine Liste an Krankheiten, die die Welt bedrohen können und um die wir uns zu wenig kümmern, weil es nur den globalen Süden betrifft.» 2022 habe in Europa auch niemand mit Mpox gerechnet.

Hinweis

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Dieser Artikel wurde aufgrund neuer Entwicklungen am 27.08.2024 inhaltlich aktualisiert.

Echo der Zeit, 08.08.2024, 18 Uhr;awp/stal/flal

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