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Fachstelle gegen Extremismus In Winterthur gibt es in der Extremismus-Prävention viel zu tun

Ein Imam, der zu Gewalt aufruft, und Jugendliche, die in den Dschihad ziehen: Winterthur stand häufig im Zentrum der Diskussion um radikale Muslime. Die Stadt hat daraufhin eine Fachstelle für Extremismus-Prävention eingerichtet. Diese zog am Freitag nach 100 Tagen eine erste Bilanz.

Die Fachstelle hat den Auftrag, gefährdete Personen zu erreichen, bevor sie die Grenze von legalen, aber radikalen Positionen zu strafbaren Handlungen überschreiten. Oder wie es Urs Allemann nennt, die «rote Linie».

Allemann leitet seit Anfang Oktober 2016 die Fachstelle für Extremismus und Gewaltprävention. Am Freitag hat er nach 100 Tagen im Amt seine Bilanz präsentiert.

Die Fachstelle habe alle Hände voll zu tun: Es wurden 17 Beratungen und 8 Referate durchgeführt. Zudem habe man über 200 Schlüsselpersonen aus dem Präventionsnetzwerk erreicht.

Zwei Männer in Anzug.
Legende: Urs Allemann (rechts) und Stadtrat Nicolas Galladé an der Medienkonferenz. SRF

In den Gesprächen will die Fachstelle herausfinden, ob von den zumeist Jugendlichen, die in den Fokus der Beratungsstelle gelangen, eine tatsächliche Gefahr ausgehe. Was bisher noch bei keinem der Jugendlichen der Fall war, so Allemann: «Effektive Radikalisierungen, bei der man von einer Selbst- oder Fremdgefährdung ausgehen muss, hat es in den ersten gut drei Monaten nocht nicht gegeben», sagte er gegenüber «Radio SRF».

Schulen und Quartiervereine sind eingebunden

Dies zeige, dass das Angebot der Fachstelle einem Bedürfnis sowohl von Fachpersonen als auch der Bevölkerung entspreche, so Allemann weiter. In Winterthur besteht der Kern des Präventionsnetzwerks neben der Extremismus-Fachstelle auch aus der Fachstelle Integrationsförderung und der Stadtpolizei.

Enge Kontakte bestehen auch mit Schulen, Schulsozialarbeit, Quartierentwicklung und Jugendarbeit. Zudem wird der Dialog mit den verschiedenen Moscheegemeinden und den sechs islamischen Gotteshäusern in Winterthur selber gepflegt.

Heirat mit einem Muslim als Verdachtsmoment

Allemann präsentierte am Freitag Beispiele aus der Praxis. Da war beispielsweise eine Lehrerin, die meldete, dass sich einer ihrer Schüler mit nordafrikanischen Wurzeln seit den Weihnachtsferien verändert habe. Seine Mutter hatte vor wenigen Monaten einen sehr konservativen Muslim geheiratet. In diesem Fall bleibt die Fachstelle nahe dran und beobachtet weiter.

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Ein anderer Fall betraf einen Vater, der sich Sorgen um seinen Sohn machte. Während den Beratungsterminen wurde dann klar, dass der junge Mann radikalisiert worden ist. Der Vater fand beispielsweise eine Notiz mit dem Satz «Jihad ist Pflicht» und der Verdacht kam auf, dass der Sohn nach Syrien reisen wollte. In diesem Fall wurde die Polizei informiert.

«Kein Winterthurer Phänomen»

Wie oft die Strafbehörden insgesamt hinzugezogen wurden, gaben die Verantwortlichen am Freitag nicht bekannt. Es sei noch zu früh und die Zahlen daher nicht repräsentativ. So viel verriet der zuständige Stadtrat Nicolas Galladé: «Eine Meldung an die Strafbehörden ist ein Ausnahmefall.»

Weiter betonte Galladé, dass Jihadismus kein Winterthurer Phänomen sei. Es gebe aktuell keine Hinweise darauf, dass in Winterthur ein ausgeprägtes Extremismus-Potenzial bestehe.

Der Stadtrat ist davon überzeugt, dass Winterthur bezüglich Früherkennung und Prävention – auch dank der neuen Fachstelle – gut aufgestellt ist. «Wir sind unterwegs und lernen laufend dazu», sagte er. Die FSEG ist vorerst bis Ende 2018 befristet. Man wolle erst Erfahrungen sammeln, dann werde der Stadtrat entscheiden, wie er weiterfahren wolle, sagte Galladé.

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