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Fernunterricht statt Vorlesung Universität Basel: Das Studium soll für alle weitergehen

In kurzer Zeit müssen die Fakultäten auf digitale Wissensvermittlung umstellen. Die Unileitung will sich kulant zeigen.

«Es ist eindrücklich, wie alle mitziehen», sagt Psychologieprofessor Jens Gaab, Studiendekan an der Fakultät für Psychologie. «In dieser Notsituation stehen alle zusammen.» Tatsächlich sei die Universität Basel schon auf gutem Weg, bestätigt Matthias Geering, Leiter Kommunikation der Universität: «Wir sind alle zusammen auf dem Weg zur Digitalisierung.»

Dabei gäbe es viele Hürden und sehr viele Fragen. Die Universität hat eine Hotline eingerichtet, für Dozierende und Studierende. Jeden Tag kämen mehrere hundert Anfragen. Es gehe um pädagogische und technische Fragen, so Geering. Die Studierenden machten sich Sorgen um ihre Prüfungen und darüber, ob ihre Internetverbindung reiche.

Grenzen der Digitalisierung

Es sei wichtig, alle Fragen zu beantworten. Schon jetzt ist gemäss Geering klar, dass sich die Universität in diesem besonderen Semester kulant zeigen will. Das Studium solle für alle weitergehen, sagt er, auch wenn sich nicht alles 1:1 ins Internet verlegen liesse. Zum Beispiel, wenn in der Psychologie Fähigkeiten vermittelt werden, wie man am besten ein Gespräch führt.

Jannis Wieczorek studiert im zweiten Semester Psychologie und steht vor einer entscheidenden Prüfung. Er wisse noch nicht, wie es sein wird, ohne Austausch mit Dozentinnen und Kommilitonen weiterzustudieren. Aber: «Wir sind extrem dankbar, dass wir das trotz der Umstände immer noch können.»

Problem Unibibliothek

Für Geisteswissenschaftler und für angehende Juristinnen und Juristen ist vor allem die Schliessung der Unibibliothek ein Problem, da keine Bücher ausgeliehen werden können. Darum wolle man Studierenden, die ihren Abschluss machen, für ihre Bachelor- und Masterarbeiten mehr Zeit geben.

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In Naturwissenschaftlichen Fächern müssen die Studierenden Praktika im Labor absolvieren, um im Studium weiterzukommen. Im Moment sind die Labors der Universität aber nur für Forschende offen – Praktika, auch in kleinen Gruppen, sind nicht erlaubt. Dennis Gillingham, Chemieprofessor an der Uni Basel, schreibt, man suche momentan noch Möglichkeiten, um die Studierenden weiterhin in die praktische chemische Arbeit einzuführen.

Praktika am Computer

Zum Beispiel liessen sich bereits durchgeführte Experimente in Online-Seminaren besprechen. Gillingham spricht auch von Chancen. Bisher habe man aus historischen Gründen stark auf die Arbeit im Labor gesetzt.

Nun wolle man die Studierenden in die Arbeit mit Computerprogrammen einführen, die grosse Datenmengen analysieren. Das sei ein wichtiger Aspekt in der neueren Chemie und Biologie, der bisher im Chemiestudium vernachlässigt worden sei, so der Chemieprofessor.

Dies alles könne natürlich die praktische Arbeit im Labor nicht ersetzen. Aber er setze sich dafür ein, dass die Studierenden ihre Ausbildung möglichst nahtlos weiterführen können – auch in dieser schwierigen Situation.

Schub für Digitalisierung

«Ich kann mir gut vorstellen, dass die Digitalisierung an der Universität jetzt einen grossen Sprung nach vorne macht», sagt Sprecher Geering. Denn nun müssten sich alle damit befassen, auch jene, die bisher ausschliesslich auf Präsenzunterricht gesetzt hätten. Das sagt auch Professor Gaab: «Wir müssen im zweiten Schritt schauen, wie sich dieser Schub in die Zeit übertragen lässt, wenn wieder normaler Unterricht stattfinden kann.»

Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr ; 

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