Die Zahlen ähneln sich jedes Jahr. Und das Dilemma lässt sich nicht auflösen. Weil immer mehr Leute in die Gemeinden rund um den Flughafen Zürich ziehen, sind jedes Jahr mehr Menschen vom Fluglärm betroffen. 2015 waren es insgesamt 61'916 Personen, die sich stark belästigt fühlten.
Dies geht aus dem am Freitag veröffentlichten Flughafenbericht 2016 hervor. Die darin publizierten Daten beziehen sich auf das Jahr 2015. Der Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) sieht vor, dass höchstens 47'000 Personen durch Fluglärm stark gestört werden dürfen.
Wird dieser Richtwert überschritten, müssen Massnahmen ergriffen werden. So bezahlt der Flughafen beispielsweise Fenster mit einem automatischen Schliessmechanismus, die Anwohner installieren können. Seit Jahren kritisieren Parteien und Verbände, die Massnahmen des Index' brächten keine Verbesserungen.
Probleme mit den Nachtflügen
Ein anderer Konfliktherd sind Starts und Landungen in der Nacht. Am Flughafen Zürich gilt eine siebenstündige Nachtflugsperre zwischen 23 und 6 Uhr. Zwischen 23 und 23.30 Uhr können jedoch bewilligungsfrei Verspätungen abgebaut werden. 2015 waren dies 2200 Flüge. Hier sieht auch Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) noch Verbesserungspotenzial, wie sie vor den Medien ausführte.
Die Flughafenpartner wollen Massnahmen entwickeln, dass Flüge, die planmässig vor 23 Uhr stattfinden sollten, in der Tat auch vor 23 Uhr starten. Bisher sei dies oft nicht möglich, weil Anschlusspassagiere abgewartet werden müssen, hiess es an der Medienkonferenz.
Anzahl Flüge im Rahmen
Eine Bewilligung braucht es für die Zeit nach 23.30 Uhr. Die Flughafen Zürich AG hat im vergangenen Jahr 238 solcher Einzelbewilligungen erteilt. Darunter fallen auch Ambulanz- und Messflüge. Das kantonale Amt für Verkehr hat deren drei dem Bund gemeldet, die seiner Meinung nach nicht hätten bewilligt werden dürfen.
Die Gesamtzahl der Starts und Landungen bewegte sich mit rund 265'000 im vorgesehenen Rahmen. Das Flughafengesetz erlaubt maximal 320'000 Flugbewegungen.
Zielkonflikt unvermeidbar
Dass immer mehr Menschen unter dem Fluglärm leiden und der Richtwert jedes Jahr überschritten wird, liegt insbesondere daran, dass immer mehr Menschen in der Flughafenregion wohnen. Diese Siedlungsentwicklung sei von Regierung und Parlament des Kantons Zürich gewollt, sagte Walker Späh. Damit sei ein politischer Zielkonflikt vorprogrammiert und lasse sich nicht vermeiden.
Sie gab zu bedenken, dass von der gesamten Kantonsbevölkerung lediglich vier Prozent ZFI-Betroffene seien. «Diese nehmen wir sehr ernst», sagte sie. Aber man dürfe auch alle andern nicht vergessen.