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Frau in Aarau erstochen Beschuldigter ist schizophren und schuldunfähig

  • Die Tat im Januar 2019 verunsicherte ein Aarauer Quartier. Eine 66-Jährige wird vor der Haustür schwer verletzt gefunden und stirbt danach im Spital.
  • Einen Monat später verhaftet die Polizei einen Verdächtigen. Die Untersuchungshaft wird im April verlängert, aber er gibt die Tat nicht zu.
  • Nun folgt die Wende: Der Mann habe die Tat gestanden, schreibt die Staatsanwaltschaft. Er hat die 66-Jährige mit über 30 Messerstichen getötet.
  • Allerdings: Der 28-jährige Beschuldigte gilt als schizophren, hat ein Drogenproblem und ist gemäss Gutachten schuldunfähig.

Die 66-jährige Frau wurde am 17. Januar in Aarau vor ihrer Wohnung getötet. «Laut rechtsmedizinischem Gutachten hatte der Beschuldigte mindestens 30 Mal auf den Oberkörper sowie zahlreiche weitere Male auf Beine und Arme des Opfers eingestochen», schreibt die Staatsanwaltschaft am Mittwoch.

Er wollte die Wohnung der Frau

Das Motiv ist gemäss Staatsanwaltschaft die Lebenssituation des Beschuldigten. Der hätte nur noch einen Monat in einem Zimmer wohnen können. Er hatte folglich vor, die Frau zu töten und ihre Wohnung zu beziehen, heisst es in der Mitteilung weiter.

Fall gab zuerst grosse Rätsel auf

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Symbolbild.
Legende: Keystone

Das Tötungsdelikt in Aarau ereignete sich am Abend des 17. Januars 2019. Die Frau war von einem Spaziergang mit ihrem Hund zurückgekehrt. Nachbarn entdeckten die 66-Jährige hilferufend und blutüberströmt vor ihrer Wohnung auf dem Boden. Sie wies zahlreiche Stichverletzungen auf. Eine Ambulanz brachte sie ins Spital. Dort erlag sie wenig später ihren schweren Verletzungen.

Der Täter konnte unerkannt flüchten. Die Fahndung verlief zunächst ohne Erfolg, die Tat gab in der Region Aarau zu reden und weckte in der Bevölkerung teilweise auch Ängste.

Die Polizei griff in der Folgewoche schliesslich zu einer ungewöhnlichen Massnahme: Sie verteilte Flugblätter in der Stadt Aarau an die Bevölkerung und bat auf diesem Weg um deren Hilfe. 70 Hinweise gingen daraufhin ein. Zum Verdächtigen habe aber die polizeiliche Ermittlungsarbeit geführt, sagte die Staatsanwaltschaft nach der Festnahme des Tatverdächtigen.

Die 66-Jährige und der 28-Jährige hatten gemäss Staatsanwaltschaft keine Beziehung. Der Beschuldigte kannte sie allerdings, weil er als Sanitär vier Jahre zuvor einmal in ihrer Wohnung gearbeitet hatte, erklärt die Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Sie habe ihn aber wohl kaum wiedererkannt.

Schizophren und rückfallgefährdet

Der Täter habe vor und nach der Tat Kokain, Marihuana und Alkohol konsumiert, so die Staatsanwaltschaft weiter. Ein Gutachten habe gezeigt, dass er unter paranoider Schizophrenie leide. Das Gutachten geht davon aus, dass der Mann ohne stationäre psychiatrische Behandlung «erneut Gewalttaten begehen könnte».

Nun muss das Bezirksgericht Aarau über die Anordnung einer stationären therapeutischen Massnahme entscheiden. Die Staatsanwaltschaft verzichtet darauf, den Mann wegen Mordes anzuklagen. Stattdessen beantragt sie, den 28-Jährige in einer geschlossenen Einrichtung unterzubringen. In der Zwischenzeit befindet er sich im vorzeitigen Strafvollzug.

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