Das Wichtigste in Kürze:
- In einem Urteil erlaubt das Zürcher Verwaltungsgericht der Uni und der ETH Zürich, mit Affen zu forschen.
- Die Hochschulen erhoffen sich Erkenntnisse zu psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie.
- Nach der Uni Fribourg ist Zürich damit erst die zweite Hochschhule in der Schweiz, die mit Primaten forschen darf.
- Tierschützer sprechen von einem Fehlurteil: Die Tiere würden «versklavt» und erlitten grosses Leid.
Was bisher geschah - die Vorgeschichte:
Vor rund drei Jahren stellten Forscher des Instituts für Neuroinformatik der Universität und ETH Zürich ein Gesuch: Sie wollen Hirnexperimente an zwei oder drei Rhesusaffen durchführen und dabei Entscheidungsprozesse im Gehirn untersuchen, wie sie bei Schizophrenie und anderen psychischen Erkrankungen vorkommen.
Das Veterinäramt des Kantons Zürich bewilligte den Versuch im Juli 2014 auf Antrag der elfköpfigen Tierversuchskommission. Drei ihrer Mitglieder – namentlich die drei Vertreter der Tierschutzorganisationen – legten gegen diese Bewilligung Rekurs ein. Diesen lehnte der Regierungsrat im Dezember 2015 ab. Und nun wies auch das Verwaltungsgericht des Kantons Zürich die Beschwerde ab, wie am Donnerstag bekannt wurde.
Wie die Beteiligten auf das Urteil reagieren:
Die Wissenschaftler zeigen sich erfreut: «Wie die sorgfältige Güterabwägung aller Instanzen bisher gezeigt hat, überwiegen die möglichen wissenschaftlichen Erkenntnisse dieser Studie», schreibt der Rektor der Uni Zürich Michael Hengartner in einer Medienmitteilung.
Enttäuscht und empört dagegen sind die Tierschützer. Das Tierleid werde von den Forschern systematisch heruntergespielt, kritisiert der Zürcher Tierschutz. Die Aufgaben der Versuchstiere würden «zynisch als freiwillige Computerspiele beschönigt». Treffender sind aus Sicht der Tierschützer Begriffe wie Sklavenarbeit oder Folter.
Von einem «klaren Fehlurteil» spricht daher Nadja Brodmann vom Zürcher Tierschutz. Es gehe bei diesem Entscheid nicht nur um diesen Einzelfall: «Die Forschenden erhoffen sich einen Freipass für eine ganze Serie langjähriger Primatenversuche.»
Wie es weitergeht:
Sobald der Entscheid des Verwaltungsgerichts rechtskräftig ist, wollen die Forscher des Instituts für Neuroinformatik die Vorbereitungen zu ihrer Studie einleiten. Als erstes werden die Tiere aus einer anerkannten Zucht ausgewählt und nach Zürich gebracht.
Danach werden die Makaken «eingeführt und spielerisch an ihre Aufgaben herangeführt», heisst es in der Mitteilung der Hochschulen. Erst wenn die Affen ihre Verhaltensaufgaben weitgehend stressfrei lösen, seien die erhobenen Daten auch aussagekräftig, wird der Forschungsleiter Valerio Mante zitiert. Mit den eigentlichen Versuchen könne frühestens im Herbst begonnen werden.
Was in der Schweiz heute schon möglich ist:
Damit wird Zürich zum zweiten Standort in der Schweiz, wo mit Affen geforscht werden darf. An der Universität Fribourg ist das heute schon möglich. In der Bildergalerie und im Audio können Sie sehen und hören, was die Wissenschaftler dort bereits mit Makaken erforschen. Zur Reportage
Besuch bei den Affenversuchen an der Uni Freiburg
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Bild 1 von 15Legende: Carla wurde am Hirn verletzt, die Funktionsfähigkeit ihrer Hand eingeschränkt. Die Forscher messen nun die Regeneration. SRF
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Bild 2 von 15Legende: Für die Versuche sitzen die Makaken im Affenstuhl. Sie werden so fixiert, können den Kopf aber drehen. SRF
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Bild 3 von 15Legende: Carla muss eine Schublade öffnen, um an eine Belohnung zu kommen. So messen die Forscher den Fortschritt der Heilung. SRF
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Bild 4 von 15Legende: Am Brinkman-Board wird die Geschicklichkeit gemessen. Carla muss kleine Pillen aus den Öffnungen klauben. SRF
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Bild 5 von 15Legende: Am Affenstuhl kann man zwei «Türchen» öffnen, damit die Affen den rechten oder linken Arm raus strecken können. SRF
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Bild 6 von 15Legende: Carla mag am liebsten Äpfel und Trauben. Ihr Futter erhalten die Affen jeweils nach dem Versuch, als Belohnung. SRF
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Bild 7 von 15Legende: Kara soll an einer Studie zu Rückenmarksverletzungen teilnehmen. Sie trainiert dafür seit November auf dem Laufband. SRF
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Bild 8 von 15Legende: Bis zu einem Jahr dauert es, bis die Affen an die Versuche gewöhnt sind. In der Jacke stecken später Instrumente. SRF
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Bild 9 von 15Legende: Kara will raus. Die Affendame hat fertig geübt und weiss genau, dass nun die Belohnung mit Futter ansteht. SRF
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Bild 10 von 15Legende: Die Gehege müssen 45 Kubikmeter gross sein. Darin dürfen höchstens fünf Affen leben, so will es das Gesetz. SRF
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Bild 11 von 15Legende: Jeder Affe hat seinen Namen, von Ella bis zu Sansa aus der Fantasyserie Game of Thrones (in einem anderen Gehege). SRF
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Bild 12 von 15Legende: Morgens werden die Affen in kleine Käfige gesperrt, damit sie für den Versuch bereit sind. Nachmittags sind sie frei. SRF
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Bild 13 von 15Legende: Die Affen erhalten Elektroden implantiert, um die Hirnströme zu messen und damit den Fortschritt der Regeneration. SRF
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Bild 14 von 15Legende: Jeder Affe hat sein eigenes Kabel. SRF
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Bild 15 von 15Legende: Nach getaner Versuchsarbeit dürfen die Affen in die Aussenanlage. SRF