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3 Jahre nach Corona-Shutdown «Angst? Ja, aber es war spannend» – Rückblick auf Pandemie-Zeit

Gastronomin Jeannine Meili blickt im Guten zurück. Michael Bubendorf, der zwei Corona-Referenden mitorganisierte, ist noch immer schockiert. Zwei Menschen, zwei Wahrnehmungen.

Wer erinnert sich schon gerne an Corona, an den ersten Shutdown? Jeannine Meili tut es. «Es war spannend», sagt sie zu den Wochen im Frühjahr 2020, als sie ihr Restaurant oberhalb des Zürichsees erstmals wegen der Pandemie dicht machen musste.

Natürlich, auch sie habe Existenzängste gehabt, grosse Unsicherheit. Aber eben auch das: Sie habe gesehen, wie man über sich hinauswachsen könne. «Es waren total neue Herausforderungen für mich, die ich mir so nie vorgestellt habe. Aber wir haben’s gemeinsam gemeistert!»

Radikal anderes kommt Michael Bubendorf in den Sinn. Er habe früh gemerkt, dass ein Betrug stattfinde, meint er. Aus dem Shutdown von März und April 2020 nehme er vor allem einen Verlust an Vertrauen in Staat und Medien mit, sagt Bubendorf.

Bubendorf wandte sich von Demokratie ab

Der zweifache Familienvater führt ein Logistikunternehmen im Raum Basel. Corona hat ihn politisiert. Radikalisiert wohl auch. Denn Bubendorf hat mit der Demokratie abgeschlossen.

Ich würde nicht mehr den politischen Weg wählen, sondern versuchen, die Freiheit individuell zu verteidigen.
Autor: Michael Bubendorf Unternehmer und ehem. Mediensprecher der «Freunde der Verfassung»

Er würde nicht mehr versuchen, Freiheit über Mehrheiten zu gewinnen. «Ich würde nicht mehr den politischen Weg wählen, sondern versuchen, die Freiheit individuell zu verteidigen. Mit Leuten an der Seite, aber nicht über Initiativen oder Referenden.»

Dass das eine sehr undemokratische Haltung ist, ist sich Bubendorf sehr wohl bewusst. «Persönlich werde ich meine Freiheit nicht mehr im Rahmen der Demokratie zu verteidigen versuchen.»

Bubendorf ist jedoch weit entfernt von Gewalt, seine Mittel sind zurzeit Vernetzung und eine neue Zeitschrift, die er mit gleichgesinnten Massnahme-Nein-Sagern betreibt. Zentral ist dabei der Verein Graswurzle, mitgegründet von einer Primarlehrerin, welcher ihre Maskenverweigerung den Job kostete.

Meili erlebte dankbare Gäste

Gastronomin Jeannine Meili ist durch die Pandemie nicht zusätzlich politisiert worden. Aber sie arbeitet mit bei Gastro Zürich City und weiss, dass gerade Gastronominnen und Gastronomen enorm unter den Corona-Massnahmen gelitten haben. Einige warten sogar noch auf ein Bundesgerichtsurteil, das ihnen helfen soll, wenigstens einen Teil des Mietzinses zurückzubekommen, den sie trotz Schliessung des Betriebes während Corona zu entrichten hatten.

Nicht so Meili: Sie konnte eine Mietzinsreduktion aushandeln und ihren Betrieb während des Shutdowns auf Heimlieferung umstellen. «Das hat hervorragend funktioniert, die Gäste waren unglaublich happy und wir konnten arbeiten und Umsatz generieren.»

Einen Moment lang hatte ich Angst, alles zu verlieren, was ich mir in den letzten 30 Jahren aufgebaut hatte.
Autor: Jeannine Meili Unternehmerin in der Gastronomiebranche

Natürlich war auch sie geschockt, als der Bundesrat am 16. März fast alle Geschäfte und Restaurant schliessen liess. «Einen Moment lang hatte ich Angst, alles zu verlieren, was ich mir in den letzten 30 Jahren aufgebaut hatte.» Und tatsächlich hatte sich Meili dann von einem ihrer beiden Betriebe getrennt. Dennoch schaue sie im Positiven zurück.

Der erste Shutdown

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Eine Mitarbeiterin der Basler Verkehrs-Betriebe  verteilt Masken.
Legende: Eine Mitarbeiterin der Basler Verkehrs-Betriebe BVB verteilt Schutzmasken am Bahnhof SBB in Basel, am Montag, 6. Juli 2020. Ab dann mussten schweizweit alle Passagiere in den öffentlichen Verkehrsmitteln Schutzmasken tragen. KEYSTONE/Georgios Kefalas

Nachdem im Februar 2020 die Pandemie zuerst das Tessin und dann weitere Kantone erreicht hatte, rief der Bundesrat am Freitag, 13. März, die «besondere Lage» gemäss Epidemiengesetz aus und verordnete unter anderem eine Schulschliessung. Am Montag danach, 16. März, wechselte er in die «ausserordentliche Lage»: Öffentlich zugängliche Institutionen und Geschäfte mussten weitgehend schliessen.

14 bestätigte Covid-Tote gab es in der Schweiz bis dahin. Die erste Welle der Pandemie erreichte mit 1066 Neuinfektionen im 7-Tages-Schnitt am 25. März ihren Höchststand. Am 27. April kam der erste Öffnungsschritt (Coiffeur-Geschäfte, Bau- und Gartenzentren), ab 11. Mai konnten auch Schulen, die anderen Geschäfte und beschränkt Restaurants wieder öffnen. Am 19. Oktober 2020 traten dann die Massnahmen, darunter die Maskenpflicht, gegen die viel schwerere, zweite Welle in Kraft, die teilweise bis Mitte 2021 gegolten haben.

Für Bubendorf bleibt als Positives einzig, dass er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen konnte. «Wir hatten grosse Angst – auch davor, wie sich die Gesellschaft entwickelte.»

Die zwei persönlichen Rückblicke zeigen, wie unterschiedlich die Corona-Zeit und die Massnahmen geprägt haben. Auf der einen Seite Jeannine Meili, die das Gefühl mitnahm, über sich herauswachsen zu können. Auf der anderen Seite Michael Bubendorf, für den eine Welt zusammenbrach.

10vor10, 15.03.2023, 21:50 Uhr

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