Ein peinliches Missgeschick, ein Fehltritt, ein Ausrutscher – ein Lapsus eben. Die meisten möchten nicht, dass ihnen einer unterläuft. Peter Winkler und Christian Höhener hingegen leben davon – sie haben den Namen zum Programm gemacht und bieten als Komikerduo Lapsus seit 30 Jahren Slapstick, musikalischen Wortwitz und Situationskomik. Das hat ihnen unter anderem eine Tournee mit dem Zirkus Knie und eine Gastgeberrolle beim Arosa Humorfestival eingebracht.
Zum Bühnenjubiläum schenkt das Duo Lapsus sich und dem Publikum ein neues Programm mit dem Namen «Ego». Dieses spielt mit den verschiedenen Bühnenpersönlichkeiten, die Winkler und Höhener in ihrer Karriere angenommen haben.
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Bild 1 von 4. «Das will doch keiner hören!» Die Bühnenfiguren Theo Hitzig und Bruno Gschwind finden den Werdegang ihrer Schöpfer Peter Winkler und Christian Höhener hochgradig uninteressant. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Wer bin ich, und wenn ja, wie viele? Im Stück «Ego» macht sich bei Lapsus existenzielle Verwirrung breit. Wein hilft bei der Klärung auch nicht. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Gelernte Zirkusartisten: Mit ihrer ersten Nummer als Schwinger mit akrobatischem Talent erregten Lapsus 1995 gleich Aufsehen. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. 30 Jahre später schwingen Winkler und Höhener immer noch auf der Bühne. Allerdings aus Rücksicht auf den Rücken nur noch im Schongang. Bildquelle: SRF.
Wo höre ich auf? Und wo fängt der andere an?
Vor allem der cholerische Besserwisser Theo Hitzig und der treudoofe Faulpelz Bruno Gschwind begleiten ihre Schöpfer Winkler und Höhener seit mehr als zwei Jahrzehnten. Aber wenn sich Letztere im Stück «Ego» erdreisten, ganz ohne Verkleidung aufzutreten, um sich selber und ihren gemeinsamen Werdegang vorzustellen, passt das ihren egoistischen Kunstfiguren gar nicht in den Kram. Theo Hitzig und Bruno Gschwind übernehmen kurzerhand selbst das Kommando, damit ihnen nicht die Show gestohlen wird. Die Grenze zwischen Rolle und Realität verschwimmt zunehmend.
Meine Mutter hat am Anfang ziemlich gelitten, als sie sah, wie ich den Bruno spiele. Sie dachte: ‹Was ist das für ein Depp? Habe ich den auf die Welt gestellt?›
Auch im Privatleben ist es für die Komiker nicht immer einfach, Abstand zu ihren Figuren zu wahren. «Wenn ich privat etwas Lustiges sage, merke ich manchmal, dass ich die Figur spiele, dass ich den Hitzig spiele», gesteht Peter Winkler ein. Und Christian Höhener muss über die Reaktionen seiner eigenen Mutter schmunzeln: «Sie hat am Anfang ziemlich gelitten, als sie sah, wie ich den Bruno spiele. Sie nahm das fast persönlich, sie dachte: ‹Was ist das für ein Depp? Habe ich den auf die Welt gestellt?›»
Akrobaten aus der Scuola Teatro Dimitri
Kennengelernt haben sich Winkler und Höhener an der Scuola Teatro Dimitri – wo sie zusammen auch eine Akrobatik-Ausbildung absolvierten. Und diese floss 1995 in ihre erste Nummer als dusslige Schwinger ein – mit der das Duo Lapsus gleich einen Schweizer Showtalent-Wettbewerb gewann und ins Programm des Arosa Humorfestivals aufgenommen wurde.
Alle Schwinger-Kunststücke können die beiden Mittfünfziger heute allerdings nicht mehr zeigen. Dafür zwackt da und dort der Rücken zu sehr. Doch physisch anspruchsvolle Nummern wie eine Laufband-Choreographie inklusive geplanten Stürzen behalten sie bewusst im Programm, sagt Christian Höhener: «So sind wir gezwungen zu trainieren und fit zu bleiben.»
Live ist es immer noch am schönsten
Die körperbetonte Komik ist und bleibt ein zentraler Teil von «Lapsus» – und der Bühnenauftritt ihre wichtigste Kernkompetenz. Auch wenn sich das Geschäft mit der Comedy mehr und mehr in die sozialen Medien verlagert. Eine Entwicklung, die die beiden eher widerwillig begleiten. «Das gemeinsame Live-Erlebnis ist schon etwas wahnsinnig Schönes», findet Peter Winkler, «das sieht man natürlich in einem Insta-Post nicht und am Fernsehen auch nicht.»
Christan Höhener ergänzt: «Wir geniessen diesen Moment, wenn wir gemeinsam mit dem Publikum eine Stimmung kreieren können. Dann wissen wir wieder, warum wir Theater machen.»