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Affenpocken Eine Krankheit mit Stigma – ein Betroffener erzählt

Affenpocken werden meist bei Männer, die Sex mit Männern haben festgestellt. Nach der Infektion fühlten sich die Betroffenen ignoriert und sie fragen sich: «Würden die Leute anders mit Infizierten umgehen, wenn das Virus die ganze Bevölkerung treffen würde?»

«Man wird nicht nur als Schwuler geoutet», erklärt Benjamin Hampel, leitender Arzt Checkpoint Zürich. Hier wurden zeitweise bis zu 40 Prozent aller schweizweit positiven Fälle von Affenpocken festgestellt.

In der Öffentlichkeit sei lange davon die Rede gewesen, dass die Affenpocken jene träfen, welche viele unterschiedliche Partner hätten. «Man outet sich gleichzeitig auch noch, dass man zu dieser Gruppe gehört», so Hampel weiter. Das führe zu Stigmatisierungen. 

Affenpocken vs. Aids

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Betroffene der Affenpocken fühlen sich an die Anfänge von Aids erinnert. Auch Aids bedeutete ein Zwangsouting als Mann, der Sex mit Männern (MSM) hat. Gleichzeitig nehmen einige MSM auch noch ein Desinteresse der Allgemeinbevölkerung wahr. Ähnlich erging es in den 1980er-Jahren den Aids-Betroffenen – von der Allgemeinheit im Stich gelassen.

Medizinisch gesehen sind die beiden Krankheiten aber nicht vergleichbar. Die Affenpocken verlaufen im Gegensatz zu Aids äusserst selten schwer und es existiert bereits eine Impfung. Dagegen war Aids früher ein Todesurteil, seit 1990 (bis 2020) starben, gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS), in der Schweiz 5243 Menschen an Aids.

Ein Gefühl, das Fabian gut kennt. Im August rief ihn der Kantonsärztliche Dienst an. Der Affenpocken-Test war positiv. Sein Umfeld reagierte unterschiedlich. «Die meisten fanden, ‹Du Armer!›, aber gewisse sagten auch: ‹Du musst ja nicht gerade mit jedem ins Bett.›» 

Eigentlich falsch benannt

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Affenpocken
Legende: Eine Hand mit Affenpockenpusteln SRF

Der Name der Affenpocken kommt daher, dass das Virus zum ersten Mal 1958 bei Affen nachgewiesen wurde. Doch Affen sind genau wie der Mensch ein sogenannter Fehlwirt. Die Forschung ist sich noch uneins über den eigentlichen Wirt, aber es werden Nagetiere vermutet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO will die Affenpocken umbenennen. Um Diskriminierung zu vermeiden, dürfen Viren und Krankheiten keine Tier-, Länder- oder Ortsnamen beinhalten. Aktuell sammelt die WHO noch Vorschläge.

Hampel betont aber: «Je länger das Virus da ist, desto höher ist die Chance, dass sich alle anstecken.»

«SRF Impact»

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