Egal, ob Federhüte, halbtransparente Einteiler, überlange Wimpern oder aufgeklebte Augenbrauen – Susanne Bartsch trägt alles. Seit den Achtzigerjahren inspiriert sie mit ihren Kollektionen die internationale Modeszene.
Ihre Heimat, die Schweiz: für den Freigeist zu engstirnig. Die Schweizer Alpen fand sie stets beengend. Natürlich hätte sie damals nach Zürich oder Basel gehen können. Sie habe jedoch das Gefühl gehabt, weiter weggehen zu müssen, um sich selbst zu finden. So zieht es Bartsch mit nur 17 Jahren in die Grossstadt, nach New York. Raus aus der Berner Provinz, wo sie mit ihren Eltern und zwei Geschwistern aufgewachsen ist.
Für ihr Schaffen ist sie nun mit dem Schweizer Grand Prix Design 2022 ausgezeichnet worden. Dafür macht sie einen seltenen Abstecher in ihre Heimat. Das «Schwyzerdütsch» habe sie mittlerweile allerdings verlernt.
Ich sage nie: Sie sind homo, sie sind hetero, sie sind dies, sie sind das – ich liebe einfach Menschen.
Von der Mode-Queen zur Königin der Nacht
Im Big Apple lässt sie 1986 ihre erste extravagante Party steigen und wird damit zur Legende. Dies vor allem, weil bei ihr alle willkommen sind, unabhängig von Geld und Alter, Hautfarbe und Geschlecht. «Ich unterstütze die Trans-Community, ich unterstütze den queeren Lebensstil. Ich sage nie: Sie sind homo, sie sind hetero, sie sind dies, sie sind das – ich liebe einfach Menschen», so Susanne Bartsch.
Von Anfang an Teil ihrer Anlässe: Dragqueens, Stripperinnen und Go-go-Girls. Diese waren damals vor allem im Rotlichtmilieu anzutreffen, kaum aber an kommerziellen Partys. Bartsch schafft eine Parallelwelt, in der sich niemand verstecken muss, in der alles urteilsfrei erlaubt ist.
Grosse Liebe für die Schweiz
Bis heute veranstaltet sie ausgefallene Events in New York und rund um den Globus. Trotz ihrer internationalen Reichweite behält die Schweiz einen festen Platz in ihrem Herzen: «Ich liebe die Berge. Und ich mag die Schweizer Kultur. Es fühlt sich so sicher an, ich fühle mich hier beschützt. Ich habe die Schweiz gleichzeitig nicht vermisst und doch vermisst. Ich trage sie in mir. Und ich liebe meinen Schweizer Pass. Ich liebe die Schweiz sehr», schwärmt die gebürtige Bernerin.
Wie alt sie ist, verrät Bartsch nicht. Ihr Alter erscheint aber sowieso zweitrangig: Sie ist und bleibt eine Exzentrikerin.