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Cola-Light und Co. Lässt künstlicher Zucker unser Hirn schneller altern?

Zuckerfrei und kalorienarm – das ist beliebt: Viele greife lieber zur Zero-Limonade statt der Zuckerbombe. Ist besser für die Zähne und die Linie, sagen die einen. Ist aber nicht so gut fürs Hirn, sagen die anderen: Denn laut einer neuen Studie, die in der medizinischen Fachzeitschrift American Academy of Neurology veröffentlicht wurde, lässt künstlicher Zucker das Gehirn schneller altern. SRF-Wissenschaftsredaktorin Katharina Bochsler ordnet ein.

Katharina Bochsler

SRF-Wissenschaftsredaktorin

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Katharina Bochsler arbeitet seit 2006 in der SRF-Wissenschaftsredaktion. Sie hat Psychologie und Germanistik studiert. Ihre Spezialgebiete sind Psychologie, Anthropologie, Ethik und Raumfahrt.

Was macht künstlicher Zucker mit unserem Gehirn?

Künstlicher Zucker macht laut der neuen Studie alt oder zumindest älter. Je mehr künstlichen Zucker eine Person konsumiert – zum Beispiel mit künstlich gesüssten Getränken – desto schneller altert das Hirn. Und das um bis zu anderthalb Jahre im Vergleich zu Menschen, die wenig oder keine Produkte essen, die künstlich gesüsst sind. Die Forschenden haben die Daten von knapp 13’000 Erwachsenen untersucht, die an einer brasilianischen Langzeitstudie zur Gesundheit teilnehmen. Die Probanden, die die höchsten Mengen an Zuckerersatzstoffen (ca. drei Teelöffel) konsumierten, schnitten bei Denkleistungen und Gedächtnisaufgaben schlechter ab. Ihre verbale Flüssigkeit, Arbeitsgedächtnis, Worterinnerung und Verarbeitungs­geschwindigkeit waren schlechter. Sie hatten also Anzeichen eines vorgealterten Gehirns.

Limonadendose, Joghurtbecher und Marmeladenglas im Zuckerhaufen.
Legende: Getränke wie Coca-Cola-Light oder Süssstofftabletten enthalten den Süssstoff Aspartam, der laut der Weltgesundheits­organisation (WHO) schädlich sein kann. IMAGO / Photo News

Wie ungesund ist künstlicher Zucker?

In den letzten Jahren haben sich Hinweise ergeben, dass künstliche Süssstoffe negative Folgen haben können. So rät die Weltgesundheits­organisation (WHO) bei Aspartam zu Vorsicht, weil dieser künstlicher Süssstoff möglicherweise krebserregend ist. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass künstliche Zucker das Gehirn täuschen kann. Der künstliche Süssstoff Sucralose wirkt – obwohl kalorienfrei und süss – im Gehirn nicht appetitmindernd, sondern im Gegenteil Appetit anregend. Und dies gerade bei Menschen mit starkem Übergewicht.

Diesen Effekt haben Traubenzucker und Schokolade aufs Hirn

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Viele kennen es: Plötzlich fühlt man sich beim Arbeiten oder in der Schule schlapp, ist übel gelaunt oder kann sich schlecht konzentrieren. «Befinden wir uns in einem solchen Tief, ist Zucker, der schnell ins Blut gelangt, ein guter Energielieferant», sagt SRF-Wissenschaftsredaktorin, Katharina Bochsler. Dies können Früchte, normaler Zucker oder auch Traubenzucker sein. «Aus der Forschung weiss man, Zucker macht gute Laune. Er ist ein sehr schneller Tröster – mit Nebenwirkungen.»

Wäre eine Limo mit richtigem Zucker besser fürs Gehirn?

Nein, auch normaler Zucker schlägt aufs Gehirn. Die Datenlage ist noch dünn, es gibt aber Hinweise, dass Zucker sich ungünstig aufs Hirn auswirkt. Dazu gibt es zwei Beobachtungsstudien zu Ungeborenen und kleinen Kindern. Die Studien konnten einen Zusammenhang zwischen exzessivem Zuckerkonsum im Fall der Ungeborenen bei den Müttern und späterer Intelligenzminderung zeigen. Den kausalen Zusammenhang, also dass der Zuckerkonsum die Ursache für die mindernde Intelligenz ist, konnte nicht bewiesen werden. Umgekehrt zeigt sich immer deutlicher, dass eine zuckerarme Ernährung kognitive Vorteile bringt. Zum Beispiel die sogenannte mediterrane Ernährung mit viel Gemüse und Proteinen und wenig Süssigkeiten.

Sind pflanzliche Alternativen wie Birkenzucker gesünder?

Zuckeralternativen wie Birkenzucker, Stevia oder Maissirup sind nicht unbedingt gesünder. Dazu gibt es verschiedene Studien und Resultate. Bei manchen Alternativen wie Stevia fehlen immer noch Langzeitstudien. Stevia, gewonnen aus der Stevia Pflanze, ist alles andere als ein Naturprodukt. Der Rohstoff wird extrem intensiv behandelt, bevor er dann bei uns landet. Die chemische Verbindung Erythrit, meist aus Mais gewonnen, kann ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankte sein, unter diesen sind gerade viele übergewichtige Menschen. Und Birkenzucker kann den Darm durcheinanderbringen, wie viele künstliche Süssstoffe. Zudem erhöht er bei vulnerablen Menschen das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko.

Angaben zur Studie

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In der Studie wurden nebst dem künstlichen Zuckerkonsum auch Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einbezogen. Wenn man die herausrechnet, ergebe sich dieser «Altersunterschied» des Gehirns, sagt SRF-Wissenschaftsredaktorin, Katharina Bochsler. Die Forschenden hätten jedoch Faktoren wie Alkohol oder Stress nicht mit einbezogen. «Diese beeinflussen den Zustand des Gehirns neben vielen anderen Faktoren auch», so Bochsler. Die Studie zeigt zudem nur einen Zusammenhang zwischen der Menge an künstlichem Zucker und dem Zustand des Gehirns. Sie kann aber nicht sagen, was die Ursache und was die Wirkung ist.

SRF 4 News, 04.09.2025, 15:13 Uhr ; 

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