Zuckerfrei und kalorienarm – das ist beliebt: Viele greife lieber zur Zero-Limonade statt der Zuckerbombe. Ist besser für die Zähne und die Linie, sagen die einen. Ist aber nicht so gut fürs Hirn, sagen die anderen: Denn laut einer neuen Studie, die in der medizinischen Fachzeitschrift American Academy of Neurology veröffentlicht wurde, lässt künstlicher Zucker das Gehirn schneller altern. SRF-Wissenschaftsredaktorin Katharina Bochsler ordnet ein.
Was macht künstlicher Zucker mit unserem Gehirn?
Künstlicher Zucker macht laut der neuen Studie alt oder zumindest älter. Je mehr künstlichen Zucker eine Person konsumiert – zum Beispiel mit künstlich gesüssten Getränken – desto schneller altert das Hirn. Und das um bis zu anderthalb Jahre im Vergleich zu Menschen, die wenig oder keine Produkte essen, die künstlich gesüsst sind. Die Forschenden haben die Daten von knapp 13’000 Erwachsenen untersucht, die an einer brasilianischen Langzeitstudie zur Gesundheit teilnehmen. Die Probanden, die die höchsten Mengen an Zuckerersatzstoffen (ca. drei Teelöffel) konsumierten, schnitten bei Denkleistungen und Gedächtnisaufgaben schlechter ab. Ihre verbale Flüssigkeit, Arbeitsgedächtnis, Worterinnerung und Verarbeitungsgeschwindigkeit waren schlechter. Sie hatten also Anzeichen eines vorgealterten Gehirns.
Wie ungesund ist künstlicher Zucker?
In den letzten Jahren haben sich Hinweise ergeben, dass künstliche Süssstoffe negative Folgen haben können. So rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei Aspartam zu Vorsicht, weil dieser künstlicher Süssstoff möglicherweise krebserregend ist. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass künstliche Zucker das Gehirn täuschen kann. Der künstliche Süssstoff Sucralose wirkt – obwohl kalorienfrei und süss – im Gehirn nicht appetitmindernd, sondern im Gegenteil Appetit anregend. Und dies gerade bei Menschen mit starkem Übergewicht.
Wäre eine Limo mit richtigem Zucker besser fürs Gehirn?
Nein, auch normaler Zucker schlägt aufs Gehirn. Die Datenlage ist noch dünn, es gibt aber Hinweise, dass Zucker sich ungünstig aufs Hirn auswirkt. Dazu gibt es zwei Beobachtungsstudien zu Ungeborenen und kleinen Kindern. Die Studien konnten einen Zusammenhang zwischen exzessivem Zuckerkonsum im Fall der Ungeborenen bei den Müttern und späterer Intelligenzminderung zeigen. Den kausalen Zusammenhang, also dass der Zuckerkonsum die Ursache für die mindernde Intelligenz ist, konnte nicht bewiesen werden. Umgekehrt zeigt sich immer deutlicher, dass eine zuckerarme Ernährung kognitive Vorteile bringt. Zum Beispiel die sogenannte mediterrane Ernährung mit viel Gemüse und Proteinen und wenig Süssigkeiten.
Sind pflanzliche Alternativen wie Birkenzucker gesünder?
Zuckeralternativen wie Birkenzucker, Stevia oder Maissirup sind nicht unbedingt gesünder. Dazu gibt es verschiedene Studien und Resultate. Bei manchen Alternativen wie Stevia fehlen immer noch Langzeitstudien. Stevia, gewonnen aus der Stevia Pflanze, ist alles andere als ein Naturprodukt. Der Rohstoff wird extrem intensiv behandelt, bevor er dann bei uns landet. Die chemische Verbindung Erythrit, meist aus Mais gewonnen, kann ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankte sein, unter diesen sind gerade viele übergewichtige Menschen. Und Birkenzucker kann den Darm durcheinanderbringen, wie viele künstliche Süssstoffe. Zudem erhöht er bei vulnerablen Menschen das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko.