Bei der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) steht das
grösste Entwicklungszentrum
von Logitech. Wer es besucht, wird gleich zu Beginn darauf hingewiesen, dass Fotografieren und Filmen strikt verboten ist.
Entlang der endlos wirkenden Keller-Flure liegen Werkstätte und verschiedene Labore. Eine Testperson hat kleine Kästchen am Arm, die messen, wie sich die Muskeln bewegen oder verdrehen, und wie stark die Finger beim Klicken belastet werden.
Klicken drei Millionen mal pro Jahr
Alle Werte sind auf einem Monitor in Echtzeit zu sehen. 27 Kilometer pro Jahr legen wir im Schnitt mit einer Maus zurück und klicken dabei bis zu drei Millionen mal. Spezialistinnen optimieren die Maus mit dem Ziel, Haltungsschäden beim Arbeiten zu verhindern.
In anderen Labors entwickeln Designer das Aussehen einer neuen Maus oder messen in speziell abgedichteten Räumen, ob die Grenzwerte eingehalten werden beim Funksignal des Gerätes.
Das Labor des Mr. Click
In einem anderen Raum setzen Ingenieure optische Sensoren unter Stress. Dazu beschleunigen sie die Maus mit Hilfe eines Katapults auf die Geschwindigkeite eins Formel 1 Rennwagens. Dann testen sie, ob die Maus eine Oberfläche auch unter Extrembedingungen noch abtasten kann und ob sie die Gravitationskräfte aushält.
Im gleichen Labor wird auch am Schalter gearbeitet, der den Mausklick erzeugt. Es ist das Reich von Jan Stöckli. Der Westschweizer Ingenieur ist zuständig für alles, was mit dem Mausklick zu tun hat. Eine wichtige Aufgabe, denn man habe in der gut 40-jährigen Geschichte von Logitech gelernt, dass ein Schalter und der Klick viel dazu beitrage, ob wir zufrieden sind mit der Maus – oder nicht, so Stöckli.
Klicksound: nervig oder angenehm?
Gamer bevorzugten in der Regel einen «fetten» Klick, um exakt den Moment zu hören, in dem sie eine Aktion auslösen. Für solche Hochleistungs-Mäuse hat Jan Stöckli spezielle Schalter entwickelt, aber auch für Mäuse, die kaum klicken. Die Herausforderung hier: Die Schalter müssen auch ohne Ton für den Finger ein Klick-Gefühl erzeugen.
Um herauszufinden, wie man das einem Schalter beibringen kann, mussten Testpersonen Mäuse mit starkem und ohne klick ausprobieren. Die meisten gaben an, die Maus mit dem starkem Klick sei die bessere.
in einem zweiten Durchgang mussten sie dieselben Mäuse nochmals ausprobieren, diesmal mit einem Kopfhörer, so dass sie den Klick Sound nicht mehr hören. Nun kamen viele Testpersonen zu einem anderen Urteil und gaben an, die Maus ohne prägnantem Klick sei die bessere.
Forschung für den guten Ton
Die Automobilindustrie hat schon lange erkannt, wie wichtig Sound-Design ist für den Wiedererkennungs-Effekt einer Marke. Der Logitech-Ingenieur schmunzelt beim Vergleich: So weit sei man beim Mausklick noch nicht, aber auf dem Weg dorthin. In speziellen Räumen messen Audio-Ingenieure das Klickgeräusch verschiedener Schalter und versuchen, einen Logitech-typischen Klick hinzukriegen.
Könnte Jan Stöckli fremden Mäuse unterscheiden von den eigenen? «Ja», sagt er. Bei den neueren Modellen, deren Schalter er selber entwickelte, sei seine Trefferquote gut, etwa so, wie er die wichtigsten Weinsorten auseinanderhalten könne bei einer Blindverkostung.