Jeder dritte junge Mann leidet mindestens einmal in seinem Leben an einer erektilen Dysfunktion. Das ist die Unfähigkeit oder Schwierigkeit, eine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion (ein steifes Glied) zu erlangen oder beizubehalten. Im Interview spricht Jonas S.* über seine Erfahrungen mit Potenzmitteln und den psychischen Herausforderungen bei der Bewältigung seiner erektilen Dysfunktion.
SRF: Wie hat das alles bei dir begonnen?
Jonas S.: Ich hatte schon bei meinem ersten Mal Probleme mit meiner Erektion.
Wie zeigt sich das?
Ich bin nervös und kann mich nicht gehen lassen. Ich bekomme dann eine Erektion im Vorspiel, aber sobald es in den Intimbereich geht, wird der Penis schlaff, und mein Puls geht hoch. Und dann ist es wie eine Blockade, und es funktioniert nichts mehr.
Und das passiert dir vor allem, wenn du mit jemandem bist oder auch alleine bei der Masturbation?
Bei der Masturbation ist das kein Problem.
Hast du auch schon schlechte Reaktionen auf deine Erektionsstörung bekommen?
Ja, meine damalige Freundin reagierte einige Male negativ. Es ging weniger darum, was sie sagte, sondern wie sie es mit ihrer Körpersprache zeigte. Teilweise drehte sie sich von mir ab, wenn es nicht funktionierte. Solche Reaktionen halfen mir natürlich nicht, und so kam ich in einen Teufelskreis, aus dem ich nicht mehr herauskam.
Das Resultat von Viagra war jedoch ernüchternd.
Wie bist du mit Potenzmitteln in Berührung gekommen?
Ich wusste, dass mein Erektionsproblem psychisch bedingt ist. Irgendwann entschied ich mich dazu, zur Hausärztin zu gehen, die mir Viagra verschrieb. Anfangs besorgten mir meine Freunde die Potenzmittel in der Apotheke, da ich mich selbst nicht traute. Das Resultat von Viagra war jedoch ernüchternd. Dies vor allem auch aufgrund der kurzen Halbwertszeit. Viagra hält etwa drei Stunden, aber ich treffe mich ja nicht um 19 Uhr zum Sex, sondern es ergibt sich dann einfach.
Kann man auch zu nervös sein, und dann klappt die Erektion trotz Medikament nicht?
Ja, für mich geht die Lust mit Nervosität einher. Wenn ich Potenzmittel einnehme, aber dabei nervös bin, dann vergeht mir auch die Lust, trotz Medikament, und dann klappt es mit der Erektion auch nicht wirklich.
Und wie ist es dann weitergegangen, hast du weiterhin Viagra geschluckt?
Am Ende meiner letzten Beziehung, stiess ich dann auf ein anderes Potenzmittel, dessen Wirkung länger anhält.
Welches? Und warst du damit zufriedener?
Tadalafil heisst es. Ja, ich war zufriedener als mit Viagra, denn die Wirkung hält viel länger an – mehr als 24 Stunden. Währenddessen wirkt Viagra nur etwa drei Stunden. Man kann auch regelmässig eine kleine Dosis davon einnehmen.
Wie teuer ist dieses Medikament?
Die Kosten belaufen sich auf 400 bis 500 Franken für 24 Tabletten.
Das ist aber viel Geld. Dann ist die Erektion fast schon ein Luxus?
Ja, das könnte man so sagen (lacht). Einmal Sex zu haben, kostet etwa 20 Franken.
Nimmst du es jeden Tag, oder teilst du dir es ein?
Ich nehme es nur, wenn ich mich mental nicht so gut fühle. Früher litt ich unter Depressionen, und die Erektionsstörungen hingen stark mit meiner physischen Verfassung zusammen. Doch ich teile es mir nicht allzu sparsam ein. Letztendlich wiege ich ab, wie viel Geld mir mein psychischer Frieden wert ist, und so viel ist er mir durchaus wert.
* Name geändert und der Redaktion bekannt.
Das Gespräch führte Livio Carlin.