Immer mehr junge Frauen lassen sich ihre Lippen mit Hyaluron unterspritzen. Auch Mirjam* hat ihre Lippen damit vergrössern lassen. Geendet hat es in einem Pfusch.
Mirjam erzählt, wie die Inhaberin einer Zürcher Schönheitsklinik ihre Lippen unterspritzt habe.
Eine Seite war grösser, eine kleiner, ich hatte Knoten in den Lippen.
Als sie nach dem Eingriff in den Spiegel schaute, seien ihr die Tränen gekommen. «Abgemacht waren 0.5 Milliliter. Nach dem Unterspritzen meinte sie jedoch, sie habe einen ganzen Milliliter Hyaluron verwendet.»
Das war für die 23-Jährige zu viel: «Eine Seite war grösser, eine kleiner, ich hatte Knoten in den Lippen.» Sie habe sehr darunter gelitten und sich ein halbes Jahr für ihre Lippen geschämt. Auf Mirjams Frage hin, was der berufliche Hintergrund der Inhaberin sei, habe diese geantwortet, sie sei Heilpraktikerin.
Gesetzlich festgehalten ist, dass Hyaluron von Ärztinnen und Ärzten unterspritzt werden muss. Diplomierten Pflegefachpersonen ist es unter direkter Aufsicht eines Arztes auch erlaubt. Kosmetikerinnen und Heilpraktikerinnen ist das Unterspritzen mit Hyaluronsäure also verboten. Die einzige Ausnahme wäre dann, wenn die Hyaluronsäure weniger als 30 Tage anhält. Solche Produkte seien in der Schweiz jedoch nicht zugelassen, wie die Gesundheitsdirektion Zürich bestätigt.
Sie treffen damit voll ins Schwarze eines aus unserer Sicht verbesserungswürdigen Problemfelds.
Das Problem von illegalen Unterspritzungen sei ein branchenweites, bestätigt die Sc hweizerische Patientenorganisation: «Viele Studios verweisen auf Ärzte, die für das Studio tätig sind, allerdings ist es in der Praxis meistens so, dass diese Ärzte sehr selten anwesend sind und die Behandlungen nicht von ihnen vorgenommen werden.» Der Verband Swiss Plastic Surgery schreibt: « Sie treffen damit voll ins Schwarze eines aus unserer Sicht verbesserungswürdigen Problemfelds.»
Für die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften sind die Kantone zuständig. Die Zürcher Kantonsärztin Christiane Meier erklärt: «Wir kontrollieren dann, wenn wir Hinweise erhalten. In Bezug auf Fälle mit Hyaluronsäure führen wir mehrere Inspektionen durch und gehen diesen Fällen nach. Diese haben über die letzten Jahre eher zugenommen.»
Bei Mirjams Fall, wie auch bei zehn weiteren Fällen, die «SRF Impact» bekannt sind, seien die Lippen weder von Ärztinnen und Ärzten noch von diplomierten Pflegefachpersonen unterspritzt worden. Die meisten der Frauen sagen, dass sie es im Nachhinein bereuen, nicht informierter an die Sache herangegangen zu sein. Denn das Resultat seien geschwollene, asymmetrische Lippen und Knoten gewesen, die lange anhielten. Am Ende haben sich alle der elf Betroffenen Hylase spritzen lassen, ein Enzym, welches Hyaluronsäuredepots auflösen kann.
*Name der Redaktion bekannt.