Haben Sie heute schon gelogen? Nein? Dann lügen Sie jetzt wahrscheinlich. Übertreibungen, Ausreden, Notlügen – Menschen schummeln, erfinden und flunkern sich durchs Leben, dass sich die Balken biegen. Gemäss Studien verdrehen wir Dutzende Male pro Tag die Wahrheit. Das Netz an Lügen, das wir damit täglich um uns spinnen, dient als Basis für die neue SRF-Miniserie «Emma lügt».
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Bild 1 von 7Legende: Familie Wieler: v.l. Johanna Bantzer spielt die Mutter Isabelle Wieler, Paula Rappaport, die Teenager-Tochter Liv Wieler, Alma Klingenbeck ist in der Hauptrolle der Emma Wieler zu sehen und Martin Vischer als Familienvater Christian Wyler. SRF/Samuel Schalch
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Bild 2 von 7Legende: Lügt Emma? Alma Klingenbeck spielt Emma Wieler. Die aufgeweckte Primarschülerin lügt wie gedruckt. SRF/Samuel Schalch
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Bild 3 von 7Legende: Fördert Emmas Kreativität: Die Schauspielerin Zoë Pastelle Holthuizen in der Rolle der Lehrerin Frau Preisig. SRF/Samuel Schalch
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Bild 4 von 7Legende: Die Poizei hat einige unangenehme Fragen: Sabine Timoteo und Pablo Caprez versuchen als Polizisten das Lügennetz zu entwirren. SRF/Samuel Schalch
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Bild 5 von 7Legende: Beflissener Beamter: Der Komiker Massimo Rocchi ist in der Serie in einer ungewohnt formellen Rolle zu sehen: als Umfragemann Herr Benelli. SRF/Samuel Schalch
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Bild 6 von 7Legende: Kann Kindern gut zuhören: Marcus Signer will als Therapeut Lamprecht, Emmas Lügen auf den Grund gehen. SRF/Samuel Schalch
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Bild 7 von 7Legende: «Emma lügt» – die Crew: Oben stehend, v.l. Johanna Bantzer, Martin Vischer, Alma Klingenbeck, Zoë Pastelle Holthuizen, Pablo Caprez unten sitzend, v.l. Laura de Weck (Drehbuchtautorin) Bettina Oberli (Regisseurin), Paula Rappaport SRF/Samuel Schalch
«Emma lügt»: Der Serientitel ist Programm
Die achtjährige Emma, gespielt von Alma Klingenbeck, lügt wie gedruckt. Zumindest auf den ersten Blick. «Man hat zuerst das Gefühl, das Mädchen lügt», präzisiert Drehbuchautorin Laura de Weck (41). «Aber eigentlich entblösst Emma mit ihren Lügen die Lügen ihrer Eltern.»
Das sind zum einen die Lügen der Mutter, die ihre Affäre verheimlichen will. Und zum anderen die Lügen des Vaters, der mit einer erfundenen Liebschaft versucht, seine Ehe zu retten. Und so wird auch für Emma das Lügen zum Weg des geringsten Widerstands.
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Bild 1 von 3Legende: Können diese Augen lügen? Ja, können sie, gibt Schauspieler Pablo Caprez zu und erzählt: «Als Kind bin ich mit meinem grossen Bruder im Hort aufs Vordach geklettert und runtergesprungen. Dabei habe ich mir den Arm gebrochen. Weil aufs Vordach klettern verboten war, haben wir immer wieder erzählt, dass es beim Rennen passiert ist.» Instagram / pablocaprez
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Bild 2 von 3Legende: «Schlussendlich bin ich aufgeflogen» Einen ähnlichen Unfall versuchte Schauspielerin Zoe Pastelle (23) mit einer Lüge zu vertuschen: «In der Ballettakademie wurde uns das Skifahren und Snowboarden verboten. Ich habe es trotzdem ausprobiert und mir den Arm gebrochen. In der Ballettschule habe ich erzählt, ich sei einfach umgefallen. Schlussendlich bin ich aber aufgeflogen.» Instagram / zoepastelle
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Bild 3 von 3Legende: «In der Messe war ich selten.» Komiker Massimo Rocchi (65) flunkerte als Kind regelmässig – und meistens sonntags: «Ich wurde oft gefragt, ob ich am Sonntag in der Messe war. Und ich habe ja gesagt. Aber ich war nicht in der Messe, weil sie zu lange dauerte – wie eine Oper! Vier Stunden ohne Pause!» Keystone / Martin Ruetschi
Böse Lügen, gute Lügen
Lügen haben Drehbuchautorin Laura de Weck schon immer fasziniert. Doch nie war das Thema in ihren Augen aktueller: «Als wir mit der Entwicklung gestartet haben, hat gerade der Ukraine-Krieg begonnen. Damit wurde das Thema Lügen brandaktuell. Auch während der Corona-Zeit wurde viel über Unwahrheiten diskutiert. Was mir gefällt, ist, wenn man das, was politisch in der Luft liegt, aufs ganz Private herunterbricht.»
Privat belügt man erwiesenermassen am häufigsten jene Menschen, die einem nahestehen. Doch so verpönt das Schwindeln ist: Es dient auch als sozialer Kitt. Wir stimmen zu, um dazuzugehören. Wir beschönigen, um nicht zu verletzen. Wir leugnen, um zu beschützen.
Martin Vischer (41) spielt in der Serie Emmas Vater. «Wenn man jemandem etwas nicht sagt, um ihn zu schützen, dann ist das etwas Gutes», findet er. Und ergänzt: «Wenn man jemandem die Unwahrheit sagt, weil man ihn sonst verletzen würde oder es nichts bringt, dann ist Lügen ein legitimes Mittel.»
Dieser Meinung ist auch Regisseurin Bettina Oberli: «Man muss unterscheiden: Es gibt kleine Lügen, es gibt charmante Lügen, es gibt Notlügen, es gibt schlimme Lügen, es gibt Lügen, die jemandem schaden, es gibt aber auch Lügen, die helfen können.»