Zum Inhalt springen

Kinderinhalte im Internet «Handy und Tablet dürfen keine Babysitter sein»

Auf Youtube findet sich eine riesige Auswahl an Kinderinhalten. Eine Psychologin gibt Tipps für den richtigen Konsum.

Für viele Eltern ist es ein bekanntes Szenario: Damit sie vor den Kindern Ruhe haben, stellen sie die Kinder mit Filmchen im Internet ruhig – meistens auf der Online-Plattform Youtube. Diese Kinder-Clips sind für den Mutterkonzern Alphabet/Google ein Milliardengeschäft geworden. Die Auswahl der Videos für die Kinder ist beinahe grenzenlos. Psychologin Sharmila Egger vom Verein «zischtig.ch» gibt Tipps, wie Eltern damit umgehen können.

Sharmila Egger

Fachmitarbeiterin Verein zischtig.ch

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Sharmila Egger ist Psychologin und arbeitet seit 2014 als Medienverantwortliche beim Verein zischtig.ch . Seit Jahren ist sie mit der Nutzung digitaler Medien vertraut und hat sich auf deren Einsatz im schulpädagogischen Bereich spezialisiert. Der Verein zischtig.ch hat sich zum Ziel gesetzt, dass Kinder und Jugendliche beste Medienbildung und Prävention erfahren.

SRF News: Was vermitteln Sie bei «zischtig.ch» konkret zu diesem Thema?

Sharmila Egger: Wir plädieren dafür, dass Eltern präsent sind, mitschauen, mitgestalten und Handy und Tablet nicht einfach als Babysitter einsetzen, sondern wirklich zusammen mit den Kindern die Medienzeit gestalten.

Was die Eltern vorleben, wirkt sich auch auf das Kind aus – präsente Eltern sind wichtig.

Die Eltern sollten in dieser Hinsicht auch Vorbilder sein?

Absolut! Präsente Eltern sind enorm wichtig. Was sie vorleben, wirkt sich auch auf das Kind aus. Wer immer selbst das Handy vor sich hat, ist nicht gleich präsent und wachsam gegenüber den Signalen der Kinder.

Wie können Eltern denn gute Vorbilder sein?

Sie können medienfreie Räume und Zeiten einrichten. Sie sollen definieren, wann soll der Partner oder die Partnerin nicht am Gerät ist. Es gilt die Momente zu bestimmen, in denen man sagt: «Alle digitalen Geräte haben jetzt bei uns nichts zu suchen, wir wollen jetzt nicht erreichbar sein.»

Die Richtlinie ist 30 Minuten pro Tag. Im Kindergarten-Alter ist eine Stunde Video-Konsum beispielsweise aber bereits sehr viel.

Wie lange soll die Bildschirmzeit für Kinder sein?

Die Richtlinie ist 30 Minuten pro Tag. Aber es variiert natürlich von Familie zu Familie. Und: Im Kindergarten-Alter ist eine Stunde Video-Konsum bereits sehr viel.

Jetzt geht es zu schnell, daher müssen wir schauen, wie wir die Kinder gut begleiten können.

Ist die Masse an Kinder-Videos auf Youtube eine Gefahr oder eine Chance?

Für mich ist klar: Wir können den technologischen Fortschritt nicht aufhalten. Aber jetzt geht es zu schnell, deshalb müssen wir die Kinder gut begleiten. Die digitalen Konsummöglichkeiten haben sich in den letzten 10 bis 15 Jahren rasant entwickelt.

Was ist die grösste Gefahr?

Das enorme Suchtpotenzial. Wir alle merken, sobald die Algorithmen greifen, man also lange genug auf einer App war, wie passend die Inhalte sind. Und die Kinder merken das natürlich auch. Sie sehen dann genau ihre Serien und bekommen weitere spannende Serien empfohlen, die sie dann auch schauen wollen.

Das Gespräch führte Harry Stitzel.

10 vor 10, 03.02.2023, 21:50 ; 

Meistgelesene Artikel