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Langweiliger Frauenfussball? Verpixelt man Männer und Frauen, spielen sie plötzlich gleich gut

Überraschende Studie: Männerfussball wird nur dann signifikant besser bewertet, wenn das Geschlecht der Spieler eindeutig erkennbar ist.

So mancher Zuschauer schaltet in den Vortragsmodus, wenn im Fernsehen Frauenfussball läuft. Wortreich erklärt der Fachmann vom Sofa aus, warum der Ball bei den Frauen anders rollt. Als Kompliment ist das nicht gemeint.

Eine Studie der Universität Zürich (UZH) kommt jetzt zu einer überraschenden Erkenntnis: Die Ballkunst der Männer wird nur dann klar über jene der Frauen gestellt, wenn das Geschlecht der Spieler auch erkennbar ist. Werden die Spielerinnen und Spieler verpixelt, vertrüben sich die Stereotypen.

Morgan oder Modric – Hauptsache Fussball

Im Experiment haben sich 613 Studienteilnehmende Torszenen von Spitzenfussballerinnen und -fussballern wie der US-Amerikanerin Alex Morgan oder des Kroaten Luka Modric angesehen.

In einer Gruppe wurde das Geschlecht der Spielerinnen und Spieler verschwommen dargestellt, sodass die Teilnehmenden nicht erkennen konnten, ob sie Männer oder Frauen sahen. In der Kontrollgruppe wurden die Videos nicht verändert.

Die Teilnehmenden schauten sich je fünf Männer- und fünf Frauenvideos an und bewerteten die Leistung der Spieler auf einer 5-Punkte-Skala. Ergebnis: Die Fussballerinnen konnten plötzlich mit den Männern mithalten.

Auftaktspiel der Schweizer Nati in Neuseeland
Legende: Mit der WM in Australien und Neuseeland rückt die Qualität des Frauenfussballs erneut ins Rampenlicht. In diesem Diskurs liefert die Studie der Universität Zürich eine gänzlich neue Perspektive. Keystone/AP/Alessandra Tarantino

Langweilig, langsam, unattraktiv: Frauensportarten hatten es in der allgemeinen Wahrnehmung lange schwer. Solch sexistische Vorstellungen sind laut der Studie heute zwar weniger breit akzeptiert als zu früheren Zeiten. Doch sie halten sich noch immer hartnäckig.

Demnach werden die Fähigkeiten von Frauen im Sport – wie auch in männerdominierten Berufen – noch immer genau unter die Lupe genommen. Das im Vergleich mit dem Männerfussball geringere Medieninteresse befeuert die Vorurteile gemäss Studie weiter, ebenso wie das ungleich kleinere wirtschaftliche Investment.

Kampf um den Pokal – und um Anerkennung

«Die gängige Meinung besagt, dass Männersportarten einfach besser sind als Frauensportarten, weil sie grösser, stärker und schneller seien», erklärt Carlos Gomez, Forscher am Institut für Betriebswirtschaftslehre der Universität Zürich und Autor der Studie. «Die Existenz von Stereotypen sollte uns jedoch auf eine andere Möglichkeit aufmerksam machen: Geschlechtsspezifische Informationen können unsere Wahrnehmung von Qualität beeinflussen.»

Der Frauenfussball und das liebe Geld

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An dieser WM ist das Preisgeld für die Frauen so hoch wie nie. Insgesamt schüttet der Weltfussballverband Fifa 110 Millionen Dollar an Prämien aus. Das macht pro Spielerin mindestens 30'000 Dollar – viermal mehr als bei der letzten WM. «Die Männer haben an der Fussball-WM in Katar von vergangenem Jahr allerdings insgesamt 440 Millionen Dollar erhalten», relativiert SRF-Wirtschaftsredaktor Pascal Lago.  

Die Fifa will die finanzielle Gleichstellung von Männer- und Frauenfussball nach eigenen Angaben weiter vorantreiben. Bis 2027 soll gleich viel Geld ausgeschüttet werden. «Die Fifa wettet darauf, dass Frauenfussball bis dahin lukrativer wird», sagt Lago. Derzeit sind die Einschaltquoten bei TV-Übertragungen allerdings deutlich schlechter als bei den Männern – entsprechend fliesst auch weniger Geld für Werbung und Sponsoring.

«Deswegen sind die Fernsehstationen auch nicht bereit, für die Übertragungsrechte tief in die Tasche zu greifen», schliesst Lago. So scheiterte die Live-Übertragung der WM-Spiele beinahe am Unwillen in Deutschland, Italien und Frankreich, die geforderte Summe für die Rechte zu bezahlen. Laut Insidern verlangte die Fifa rund zehn Millionen Euro dafür. Dass die Spiele in «Down Under» wegen der Zeitverschiebung ins europäische Morgenprogramm fallen, verstärkte die Skepsis. Immerhin: Am Ende einigten sich die TV-Stationen und die Fifa – und die Spiele werden in Westeuropa grossflächig übertragen.

Das Ergebnis widerlegt für Gomez auch eine weit verbreitete Annahme: Frauenfussball stösst auf weniger Publikumsinteresse, weil die Qualität gegenüber dem Männerfussball derart abfällt. «Down Under» kämpfen die Fussballerinnen also nicht nur um den Weltmeistertitel, sondern auch gegen so manches Vorurteil.

Radio SRF 3, 21.07.2023, 7:42 Uhr ; 

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