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Olympia 2024 Wandel in der Sportwelt: Mütter und Schwangere im Spitzensport

Eine Schwangerschaft im Spitzensport muss nicht unbedingt das Aus der Karriere bedeuten. Über die Chancen und Risiken.

Im siebten Monat schwanger und doch bei den Olympischen Spielen in Paris dabei: Für die ägyptische Fechterin Nada Hafez ist die Schwangerschaft kein Hindernis für ihre Sportkarriere. «Voller Stolz» trete sie bereits zum dritten Mal als Olympia-Teilnehmerin im Fechten an, schrieb die 26-Jährige in einem Post auf Instagram.

Doch auf diesen Post erhielt Hafez auch Kritik. Sie sei nicht die einzige Athletin, die schwanger teilgenommen habe, verteidigte sie ihre Position weiter auf Instagram.

Dies bestätigt Maya Neuenschwander vom Dachverband Swiss Olympics: «Es gibt immer mehr Schwangere im Spitzensport.» Es komme jeweils auf den Verlauf einer Schwangerschaft an. «Wenn alles problemlos läuft, ist Leistungssport auch ohne gesundheitliche Bedenken möglich.» Häufig sind Neuenschwander zufolge Fälle, in denen Mütter nach einer Geburt ihre Tätigkeit im Spitzensport wieder aufnehmen.

Auch in der Schweiz ist die Liste an Sportlerinnen mit Kindern lang – und sie wird länger: Simone Niggli-Luder, die 23 Weltmeistertitel im Orientierungslauf gewonnen hat. Nicola Spirig, die fünfmal an den Olympischen Spielen im Triathlon teilnahm. Nicole Büchler, die bis 2024 den Schweizer Rekord im Stabhochsprung hielt.

Sie alle sind Vorbilder für andere Athletinnen und zeigen auf, dass die Karriere nicht unbedingt beim Aufkommen des Familienwunsches oder einer Schwangerschaft beendet werden muss.

Höhere Sensibilität als früher

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zeigt sich auch in der Sportwelt. Einrichtungen wie eine Kinderkrippe für Sprösslinge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Olympischen Spiele 2024 – die erste in der Olympia-Geschichte – tragen dazu bei, dass Eltern ihre Kinder zu längeren Wettkampf-Reisen ins Ausland mitnehmen können. Die Sensibilität für das Thema wachse, auch finanziell seitens Sponsoren, erläutert Neuenschwander.

Kinderzimmer mit Laufbahn-Teppich und Wandmalereien.
Legende: Die Kinderkrippe der Olympischen Spiele 2024. Imago/Kyodo News

«Früher war es unvorstellbar, dass Athletinnen ihre Karriere nach einer Geburt wieder aufnehmen», so Neuenschwander. Zwar habe sich heute bereits einiges verändert. Doch: «Es gibt noch Handlungsbedarf», sagt sie. Was ist gesundheitlich möglich? Können Kinder bei den Trainings dabei sein? Fragen, die noch geklärt werden müssen.

Ich fuhr ein grösseres Brett als sonst. Dies öffnete mir neue Türen zum Longboarding.
Autor: Alena Ehrenbold Profisurferin und Mutter von zwei Kindern

Die Profisurferin Alena Ehrenbold ist zweifache Mutter und kennt die Chancen und Herausforderungen einer Schwangerschaft im Profisport. «Zu wissen, dass man nicht alleine unterwegs ist – beim Surfen und beim Trainieren», dies sei «eine schöne und einmalige Erfahrung», sagt die 41-Jährige. Und doch: Insbesondere bei einem grösseren Bauch, müsse man den Sport dem Körper anpassen. Dies habe bei ihr gut funktioniert: «Ich fuhr ein grösseres Brett als sonst. Dies öffnete mir neue Türen zum Longboarding.»

Ehrenbold betont, dass die Aufklärung relevant sei. Athletinnen mit Kinderwunsch oder in einer Schwangerschaft sollten sich mit den Risiken einer Schwangerschaft im Sport vertraut machen. «Ich glaube, für sportliche Frauen wäre es eher kontraproduktiv, plötzlich mit dem Sport aufzuhören.»

Zu zweit statt alleine

Nicht alleine unterwegs sein – dieses Gefühl dürfte wohl auch der Fechterin Nada Hafez bekannt sein. Der Achtelfinal des Fechtkampfes war quasi ein Dreikampf statt ein Zweikampf.

Hafez schreibt auf Instagram, im Scheinwerferlicht hätten drei Teilnehmerinnen gestanden: «Ich, meine Konkurrentin und mein kleines Baby, das noch auf die Welt kommen wird!»

Heute um halb Fünf, 31.07.2024, 16:30 Uhr ; 

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