«Ich habe relativ schnell gemerkt, dass ich als klassischer Anwalt nicht glücklich werde und hatte grosses Glück, dass ich den Tierschutz gefunden habe und so beides kombinieren konnte.» Gieri Bolliger wächst in einem ländlichen Umfeld auf, das ihm einen engen Bezug zur Natur vermittelt.
Tierschutzrecht war als Materie in meinem Studium nicht bekannt.
Während seines Studiums der Rechtswissenschaften an der Universität Zürich wächst sein Interesse für den Tierschutz. 2000 dissertiert der heute 56-Jährige über die Tierschutzbestimmungen des Europarats und der Europäischen Union. «Tierschutzrecht war als Materie nicht bekannt. Ich habe das während meines ganzen Studiums weder gehört noch gelesen und musste mir diesen Weg selbst suchen.»
Anerkennung von Tieren als Lebewesen
2007 übernimmt Bolliger die Leitung der Stiftung für das Tier im Recht (TIR) in Zürich, einer wichtigen Institution im Bereich des Tierschutzrechts. Unter seiner Führung erzielt die Stiftung bedeutende juristische Erfolge, darunter die Anerkennung von Tieren als Lebewesen und nicht mehr als Sachen im Jahr 2003. Ein weiterer Meilenstein ist die Aufnahme des Tierschutzes in die Schweizer Bundesverfassung im Jahr 2008.
Bolliger setzt sich nicht nur in der Schweiz für den Tierschutz ein, sondern geht auch international neue Wege. 2013 absolviert er als erster Schweizer Jurist ein Masterstudium in Animal Law an der Lewis & Clark Law School in Portland, Oregon. Dort erlangt er den Master of Laws und ist anschliessend als «International Visiting Research Scholar» tätig. Diese internationale Perspektive erweitert sein Verständnis für die globalen Herausforderungen im Tierschutz.
Mehr Sensibilität für den Tierschutz
Zusätzlich zu seiner praktischen Arbeit als Anwalt und Tierschutzaktivist ist Bolliger auch als Dozent an der Universität Zürich und als Autor tätig. Sein Ziel: Juristen und die breitere Öffentlichkeit für das Thema Tierschutzrecht zu sensibilisieren. Zu seinen bekanntesten Werken gehören «Das Tier im Recht – 99 Facetten der Mensch-Tier-Beziehung von A bis Z» und «Schweizer Tierschutzstrafrecht in Theorie und Praxis».
Tiere haben Rechtsschutz am nötigsten
Für Bolliger ist der Einsatz für den Tierschutz mehr als nur ein Beruf – es ist eine tief persönliche Überzeugung. Diese Leidenschaft und sein Engagement für den Schutz von Tieren prägen sein gesamtes Wirken und machen ihn zu einem der wichtigsten Vertreter des Tierschutzes in der Schweiz. «Es ist oftmals belastend. Zugleich betrachte ich es als ein grosses Privileg, mich für die Tiere einzusetzen. Es sind diejenigen, die es am nötigsten haben, weil sie sich selbst nicht wehren können und keine eigene Stimme haben.»