In kürzester Zeit hat sich die 24-jährige Julia Steiner einen Namen in der Schweizer Kabarettszene gemacht. Nachdem sie letztes Jahr das Oltner Kabarett-Casting gewonnen hat, tourt sie seit diesem März durch die Schweiz und beeindruckt das Publikum mit ihrer Mischung aus Tiefgang und Humor.
Ich habe genügend Distanz dazu, dass ich auf der Bühne nicht mehr weinen müsste.
Die Bühne suchte die junge Luzernerin schon früh. Aufgewachsen als Tochter eines Theaterregisseurs und einer Schauspielerin, war die Bühne stets ein Teil ihres Lebens. Doch ihr Weg war nicht immer einfach. Der frühe Tod ihres Vaters und der Suizid ihres besten Freundes hinterliessen tiefe Spuren, die sie nun in ihrem Programm verarbeitet. «Ich habe genügend Distanz dazu, dass ich auf der Bühne nicht mehr weinen müsste», sagt sie. Sie möchte dabei, dass das Publikum Zuversicht und nicht Mitleid verspürt.
Der erste Platz am letztjährigen Oltner Kabarett-Casting war ein Wendepunkt in Steiners Leben. Noch in derselben Woche kündigte sie ihren Job als Lehrerin, um sich voll und ganz ihrer künstlerischen Karriere zu widmen. Seitdem hat sich ihr Leben drastisch verändert: «Ich denke oft, dass ich am Anfang mutiger und leichtfüssiger war. Jetzt hängt viel mehr daran.»
In ihrem ersten Solo-Programm «Warum du morgen noch leben könntest» verbindet Julia Steiner ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit einer grossen Portion Selbstironie. «Das Leben ist heute», sagt sie in ihrem Programm, und zeigt damit, wie sie sich trotz der schweren Schicksalsschläge jeden Tag aufs Neue für das Leben entscheidet.
Die Inspiration für ihre Texte holt sie sich aus ihrem eigenen Leben. Eigentlich wollte sie mit dem Stück alles für sich selbst festhalten. «Ich habe das Stück zu einem Zeitpunkt geschrieben, als ich noch nicht daran dachte, dass es jemals auf die Bühne kommen könnte», so die Luzernerin.
Der Übergang von der Poetry-Slam- zur Kabarettbühne brachte neue Herausforderungen mit sich. «Ich bin einen Abend lang alleine. Ich habe nicht einfach sechs Minuten und dann kommt jemand anderes, sondern ich muss das hier oben alleine tragen», beschreibt sie ihre grösste Herausforderung. Doch auch diese Hürde meistert Steiner. «Für heute reicht es», sagt sie am Ende ihres Programms – ein Satz, der die Hoffnung und Zuversicht widerspiegelt, die sie ihrem Publikum mit auf den Weg geben möchte.