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Rauchen als Lifestyle Zug um Zug: Die Kippe ist zurück in der Popkultur

Cooler Schein, grosses Risiko: Sabrina Carpenter, Addison Rae und Co. inszenieren die Zigarette als Accessoire – obwohl man heute weiss, wie schädlich das Rauchen ist. Für die Prävention ist das eine grosse Herausforderung, denn subtile Lifestyle-Inszenierungen sind schwer zu regulieren.

Gleich zwei Zigaretten auf einmal zündet sich US-Sängerin Addison Rae in ihrem Musikvideo zu «Aquamarin» an. Und sie ist längst nicht die Einzige, die sich vor ihrem Millionenpublikum rauchend in Szene setzt.

Auch Model und GNTM-Gewinnerin Stefanie Giesinger peppte ein Mode-Shooting kürzlich mit Glimmstängel auf. US-Popstar Sabrina Carpenter wiederum inszeniert sich in ihrem Video zu «Manchild» performativ rauchend – die Zigarette dabei zwischen die Zinken einer Gabel geklemmt.

«Besonders spannend ist diese Ästhetisierung der Zigarette», sagt Christine Schäfer, Trendforscherin am Gottlieb Duttweiler Institut (GDI). «Die Stars bewerben Tabakprodukte nicht direkt, indem sie sagen: ‹Kauft Zigaretten!› Vielmehr wird Rauchen als Lifestyle inszeniert – die Zigarette dient als Accessoire.»

Das passe perfekt in die heutige Zeit, so Schäfer: Retro-Elemente aus den 1990er- und 2000er-Jahren seien modisch wie musikalisch wieder angesagt – die Zigarette füge sich da nahtlos ein.

Schon um die Jahrtausendwende stand die Zigarette nicht nur für Genuss, sondern auch für Verruchtheit und Rebellion. Neu ist heute vor allem die Reichweite solcher Bilder.

«Über soziale Medien erreichen diese Inhalte Jugendliche rund um die Uhr und passgenau», sagt Schäfer. «Studien zeigen: Je öfter man solchen Darstellungen begegnet, desto normaler wirken sie. Wenn dann auch noch Vorbilder diesen Lifestyle verkörpern, liegt Nachahmung nahe – ohne dass man sich lange fragt, ob das gut für einen ist.»

Jugendliche greifen wieder häufiger zur Zigarette

Die Folgen sind sichtbar: Laut «Sucht Schweiz» griffen in den letzten Jahren bereits 13-Jährige wieder häufiger zur herkömmlichen Zigarette. Gleichzeitig ist der Konsum von E-Zigaretten wie etwa Vapes stark angestiegen – insbesondere bei Mädchen. Die Lungenliga Schweiz spricht von einer besorgniserregenden Entwicklung.

Drei rauchende Mädchen stehen in einer Gruppe zusammen.
Legende: Zwischen 2018 und 2022 stieg der Konsum von E-Zigaretten bei Mädchen von 13 auf 25 Prozent – ein Trend, der sich laut der Lungenliga Schweiz zuletzt nochmals deutlich verschärft hat. Keystone/Tolga Akmen

«Wir sehen es direkt bei unseren Schulbesuchen», sagt Claudia Künzli, Bereichsleiterin Prävention. «Immer mehr Jugendliche konsumieren Vapes. Durch ihr buntes Design lassen sie sich leicht verstecken – im Etui wirken sie wie Leuchtstifte und bleiben von Lehrpersonen oft unbemerkt.»

Gesundheitsorganisationen stossen an Grenzen

Nach Jahren intensiver Aufklärungsarbeit und rückläufigen Raucherzahlen stossen Gesundheitsorganisationen nun an ihre Grenzen. Zu hell ist die Strahlkraft der Stars, zu gross ihre Reichweite über die sozialen Medien.

Als Gegenmassnahme bleibt der Lungenliga derzeit nur eins: Das Vermitteln der Medienkompetenz: «Wir versuchen Jugendlichen aufzuzeigen, dass sie durch diese coolen Videos auch manipuliert werden», sagt Künzli. Jugendliche müssen lernen, Inhalte kritisch einzuordnen. Denn was auf Instagram oder in Musikvideos rebellisch und glamourös wirkt, bleibt in der Realität ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko.

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SRF 1, 10vor10, 22.9.2025, 21:50 Uhr ; 

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