Der Sozialdemokrat Alain Berset kennt Bundesbern und den Politbetrieb wie seine Westentasche. Ein Vierteljahrhundert lang hat der Freiburger zuerst auf lokaler, dann auf nationaler Politbühne die Geschehnisse mitgeprägt – unter anderem als Ständerat und ab 2012 dann als Bundesrat. Bevor seine Amtszeit im Dezember 2023 zu Ende geht, blickt Berset bei «Gredig direkt» auf seine Karriere zurück.
Im Interview mit Moderator Urs Gredig zeigt sich der Bundespräsident sehr offen, ehrlich und nahbar. Berset teilt nicht nur Einblicke in sein politisches Handeln, sondern auch in persönliche Erlebnisse fernab von der Politik. So spricht er mit einem Lächeln im Gesicht über den besonderen Schnappschuss, der im Juli für mächtig Gesprächsstoff gesorgt hat. «In den Ferien bin ich es immer lockerer angegangen. Sehr oft auch mit Bart», sagt Berset im Gespräch.
Der reflektierte Bundesrat
2011 wurde Alain Berset in den Bundesrat gewählt, keine alltägliche Aufgabe. «Mit Druck umgehen zu können, ist zentral. Man weiss nie zuvor, ob man das aushalten kann oder nicht», so der 51-Jährige. Man sei nicht im Bundesrat, um nur schöne Zeiten zu erleben, sondern um Probleme zu beheben, sagt Berset dem Moderator Urs Gredig. Im Gespräch zeigt sich Berset reflektiert, nicht mit allen Entscheidungen war er im Nachhinein zufrieden: «Man muss auch wissen, dass es Fehler geben kann. Das muss man dann korrigieren.»
Die schwierigeren Zeiten
In seiner langjährigen Politkarriere blieben berufliche wie auch persönliche Krisen nicht aus. Besonders kritisch blickt der abtretende Gesundheitsminister nicht nur auf die Krankenkassenprämien, sondern auch auf die Periode während Corona. Zweimal habe er während dieser aussergewöhnlichen Zeit an einen Rücktritt gedacht, erzählt der Magistrat Urs Gredig im Gespräch.
Es gab Momente, wo ich mich ernsthaft gefragt habe, ob ich so noch weitermachen kann.
«Wir haben gesehen, was funktioniert hat, und was weniger gut funktioniert hat», sagt Alain Berset über die Coronapandemie, welche den Politiker sehr mitgenommen hat. «Die Pandemie hat viele Seiten der Gesellschaft gezeigt», sagt Berset rückblickend. Der Bundespräsident erntete Kritik und wurde auch mit Anfeindungen konfrontiert: «Es gab Momente, wo ich mich ernsthaft gefragt habe, ob ich so noch weitermachen kann.» Zweimal habe der Familienvater über einen Rücktritt nachgedacht. Berset entschied sich dagegen. Es wurden dann Bedingungen geschaffen, damit er weiterarbeiten konnte.
Was passiert danach?
«Ich brauche wirklich Erholung», sagt der selbsternannte Optimist. Ende Dezember verabschiedet sich Berset von der Politbühne. Er sei sehr neugierig und wolle nun Neues lernen, so der amtierende Bundespräsident. Die Erholung stehe für den Familienvater nun aber im Zentrum. Seine letzten Jahre seien intensiv gewesen, nun blicke er positiv auf seine Zukunft. «Ich freue mich sehr. Ich hoffe, dass es funktioniert, eine leere Agenda zu haben», sagt der abtretende Bundesrat schmunzelnd.