Glitzernde Stoffe, knallrote Lippen, gestylte Perücken und eine Show, die von Glamour lebt. Das ist Drag. Die Kunst zwischen Transformation und Performance ist auch in der Schweiz lebendiger denn je. Eine der bekanntesten Figuren der Szene ist Milky Diamond. Die 29-jährige Dragqueen wird liebevoll auch «Mutter der Drags» genannt.
Milky Diamond ist selbstbewusst. Ihre Persönlichkeit ebenso schillernd wie die Outfits, welche die Dragqueen bei ihren Shows trägt. Doch das war nicht immer so. Ländlich aufgewachsen und eher in sich gekehrt, stiess Milky mit 15 Jahren auf die eben zu Ruhm gekommene Lady Gaga.
Drag ist für mich, die beste Version von mir selbst sein zu können.
Durch deren Verwandlung inspiriert, begann auch sie sich zu schminken und zu stylen. Schon damals hatte sie eine kreative Ader und zeichnete Bilder von ihrem zukünftigen Ich. So entstand nach und nach die Dragfigur von heute. «Drag ist für mich, die beste Version von mir selbst sein zu können», erklärt Milky. Es sei auch ein Ausbrechen aus der gesellschaftlichen Norm.
Für manche Dragqueens ist Drag ein Hobby, für Milky Diamond ist es ihr Job. Der Alltag sei eher langweilig: Perücken waschen und stylen, Pinsel putzen und Kostüme vorbereiten. Schillernd wird es erst abends, wenn Milky Diamond mit ihren Shows das städtische Nachtleben aufmischt.
Milky Diamond – die Mutter des Drags
Obwohl Drag auf der Bühne sehr glamourös und strahlend wirkt, erlebt Milky Diamond auch die Schattenseiten, welche das Spiel mit Geschlechterrollen und -identitäten mit sich bringt: «Ich habe oft Angst, dass mich Leute beleidigen oder an mir zerren. Das habe ich früher oft erlebt.» Um unangenehme Situationen zu verhindern, geht sie nicht mit dem öffentlichen Verkehr zu ihren Shows. «Ich will ja nur arbeiten gehen. Ich sehe einfach etwas spezieller aus», so Milky.
Verwandlung für einen Abend
Obwohl sich Menschen in der Dragszene im anderen Geschlecht stylen und die klare Linie zwischen dem binären System «Mann und Frau» verschwimmt, gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Dragqueens und Menschen, die trans sind. «Im Drag verwandelt man sich für einen Abend. Trans hingegen beschreibt, wie man tatsächlich ist», erklärt Milky Diamond. Während Drag ein Job ist, beschreibt also das Transsein die Geschlechteridentität einer Person.
Im Drag verwandelt man sich für einen Abend. Trans hingegen beschreibt, wie man tatsächlich ist.
Neben den regelmässigen Shows gibt Milky Diamond Kurse für angehende Drags. Es sei ihr wichtig, ein Vorbild für junge Künstler zu sein, die einmal auf die Bühne wollen. Denn viele angehende Dragqueens kostet der Start Überwindung. «Ein Mann in einer Perücke ist immer noch ein politisches Thema. Es weckt Leute auf, ist auch mal unpassend und eckt an», so Milky Diamond. Genau das mache Drag aber auch aus.