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So lebt ein Mönch im Kloster Mönch Meinrad in Einsiedeln – grenzenlose Liebe zu Gott

Frater Meinrad Hötzel – 34 Jahre alt, Theologiestudent und Benediktinermönch im Kloster Einsiedeln. Ein Leben, das ihn von seiner Kindheit in Tuttlingen (DE) bis zu seinem spirituellen Zuhause in der Schweiz geführt hat. Hier hat er das Versprechen abgelegt, sein Leben lang als Mönch zu dienen.

Frater Meinrad, geboren als Till, wächst als ältestes von sechs Kindern in einer gläubigen Familie in Tuttlingen, Deutschland, auf. Die christlichen Werte sind von klein auf ein integraler Bestandteil seines Lebens. Beide Eltern sind gläubig, wobei es laut Meinrad zu Hause keinen Druck gibt: «Wir mussten nicht ständig in die Kirche gehen.»

Mönch Meinrad mit der Kloster-Katze Heidi
Legende: «Die einzige Mitbewohnerin unseres Klosters: Heidi», so Meinrad. SRF

Ein Leben als Ordensmann ist ihm fern – er geht als Teenager davon aus, eine Frau zu heiraten und selbst eine Familie zu gründen. Damals ist sein grosses Ziel: Geschichte studieren. Diesen Wunsch erfüllt er sich, doch während der Studienzeit beginnt die innere Zerrissenheit zwischen akademischem und spirituellem Leben.  

Die Suche nach Verbindung: die dominikanische Laiengemeinschaft 

Um die Kluft zwischen Studium und Glaubensleben zu überbrücken, schliesst sich Meinrad einer dominikanischen Laiengemeinschaft an. Diese Gruppe von Menschen, eng verbunden mit einer Ordensgemeinschaft, lebt bewusst als Laien und integriert sich gleichzeitig in das alltägliche Berufsleben.

Mönch Meinrad steht in der Kirche des Klosters Einsiedeln
Legende: Frater Meinrad liebt es, die Kirche Besucherinnen und Besuchern zu zeigen. SRF

Während dieser Zeit erlebt Meinrad regelmässiges gemeinsames Beten und Singen mit der Gemeinschaft, was seinen Wunsch nach einem tieferen Glaubensleben verstärkt: «Da habe ich bemerkt: Das finde ich toll! Gemeinsam mit diesen anderen Männern diese Psalmen zu singen, fand ich etwas Wunderschönes. Und da kam für mich die Idee auf, dass dieses Leben auch für mich etwas sein könnte.» 

Einsiedeln als neues Zuhause auf Lebenszeit 

Die Idee, ein Ordensleben als Mönch zu führen, lässt ihn nicht los, und nach etwa zwei Jahren der Recherche und Suche nach einem geeigneten Kloster findet Meinrad schliesslich sein spirituelles Zuhause im Kloster Einsiedeln.

Die Tagesstruktur unseres Lebens ist: Gebet, Arbeit und Lesung.
Autor: Frater Meinrad Hötzel Mönch im Kloster Einsiedeln

Diese Benediktinerabtei wird zu dem Ort, an dem er sein Versprechen ablegt, Gott auf Lebenszeit als Mönch zu dienen. Die Tagesstruktur ihres Lebens sei: Gebet, Arbeit und Lesung, wie er erklärt. Dabei bedeutet Arbeit für jeden Mönch etwas anderes. Bei Meinrad ist es das Studium. Er pendelt regelmässig nach Freiburg, wo er gerade in der letzten Phase seines Theologiestudiums steckt. Hier schreibt er seine Masterarbeit.

Mönch Meinrad mit zwei Mitstudenten im Vorlesungssaal der Universität Fribourg
Legende: In den Vorlesungen der Uni Freiburg ist auch Zeit für den Austausch mit Freunden ausserhalb des Klosterlebens. SRF

Für das Kloster sei es gut, wenn es Mitbrüder habe, die theologisch ausgebildet seien, sagt Meinrad. «Eine theologische Ausbildung ist auch die Voraussetzung für eine Weihe, um später einmal bestimmte Aufgaben übernehmen zu können.»

In Freiburg hat er auch Gelegenheit, seine Freundinnen und Freunde ausserhalb des Klosters zu treffen. Mit dem Ehepaar Maria und Max Ammann führt er eine enge Freundschaft. Die beiden studieren mit Meinrad gemeinsam Theologie in Freiburg. Hier treffen sie sich regelmässig – und auch in Einsiedeln ist das Ehepaar oft und gerne zu Besuch.

Ich bin ein Mensch. Ich habe auch meine sexuellen Bedürfnisse.
Autor: Frater Meinrad Hötzel Mönch im Kloster Einsiedeln

Mönche führen ein zölibatäres Leben, also ein ehe- und sexloses Leben. Das Zölibat versprechen Mönche im Kloster aber nicht separat, es gehöre einfach zum klösterlichen Lebenswandel. «Dazu gehört, dass wir ohne persönliche Zweierbeziehung zu einem anderen Menschen leben. Wir leben hier als Gemeinschaft, und wir verzichten auf das Ausleben einer erotischen, sexuellen Beziehung.»

Das ist nicht immer einfach, erklärt er: «Ich bin ein Mensch. Ich habe auch meine sexuellen Bedürfnisse. Aber da ich mich für diese Lebensform entschieden habe, versuche ich, diese Kraft auf eine andere Art und Weise zu leben. Ich versuche, Erfüllung in anderen Dingen in meinen Leben zu finden.» Das gelte sowohl für einen anderen Menschen als auch für sich selbst, meint Meinrad. 

Dass Meinrad keine Kinder haben wird, ist für seine Familie heute kein Thema. Für seine Mutter Regina Hötzel sei es immer schon das Wichtigste gewesen, dass jedes ihrer Kinder den Weg gehen darf, der für ihn oder sie der richtige sei. Die Entscheidung für das Leben im Kloster trägt sie schon von Anfang an mit.

Und auch der Rest der Familie steht hinter Meinrad, besucht ihn regelmässig in Einsiedeln – und nennt ihn meistens beim neuen Namen Meinrad. «Nur der Papa, der möchte das nicht so gerne. Für Papa ist er Till und vor ihm sage ich dann auch immer Till», sagt seine Mutter.

Eine meiner Töchter hat gesagt: ‹Ach schade, ich habe mir für Till doch schon so eine schöne Frau und so goldige Kinder, die er einmal bekommen würde, überlegt!›
Autor: Regina Hötzel Mutter von Frater Meinrad Hötzel

«Wir haben keine Enkelkinder von Meinrad, aber das ist trotzdem so eine grosse Bereicherung. Wir als Familie sind hier in Einsiedeln so toll aufgenommen, das ist wie eine zweite Familie», sagt Regina Hötzel. Es war aber nicht von Anfang an für alle einfach: Meinrad und seine Mutter Regina erinnern sich zurück: «Eine meiner Töchter hat gesagt: ‹Ach schade, ich habe mir für Till doch schon so eine schöne Frau und so goldige Kinder, die er einmal bekommen würde, überlegt!›»

Zwischen Vorurteilen und persönlicher Erfüllung  

Meinrad ist sich der Vorurteile bewusst, die viele Menschen gegenüber Mönchen hegen. Er sagt: «Ich finde es schade, dass vielen nicht klar ist, dass wir Mönche ganz normale Menschen sind. Wir sind normale Menschen, die mit allen Gefühlen das Leben leben.»

Er gibt Einblicke in sein tägliches Leben im Kloster und betont, dass es, obwohl einige Dinge für Aussenstehende möglicherweise unverständlich oder seltsam erscheinen mögen, seine gewählte Lebensform ist, in der er sich wohlfühlt. 

SRF Virus, 06.02.2024, 6:00 Uhr;kobt

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