Von 13 Wochen Schulferien zu plötzlich fünf Wochen Ferien im Lehrbetrieb. Die aktuelle Lernendenbefragung der Gewerkschaft Unia zeigt: Über die Hälfte der Lernenden leidet unter Stress, jeder vierte Lehrvertrag wird vorzeitig aufgelöst. Lehrlinge fordern mehr Ferien, um einen Ausgleich zu Stress und Druck der Ausbildung zu haben.
Es wird dringend Zeit, dass sich da etwas ändert!
Die aktuellen Bedingungen für eine Lehre seien katastrophal. Dies schreibt der User «faj_schweiz» auf Instagram. «Ein Lohn, der nicht zum Leben reicht, nach einer vollen Arbeitswoche noch für Prüfungen lernen, kaum Ferien und so weiter… Es wird dringend Zeit, dass sich da etwas ändert!», sagt er weiter.
Der User «sammybieri» widerspricht dieser Aussage. Er fände es nicht so schlimm, er habe zwei Lehren abgeschlossen und findet das System gut, da Jugendliche damit lernen können, wie man mit Geld umgehen müsse.
Aus Sicht als arbeitgebende Person schreibt der User «gawal15»: «Wir führen einen kleinen Handwerksbetrieb und bilden seit 25 Jahren mit Freude und erfolgreich Lernende aus. Sie brauchen diese Zeit zur Ausbildung für die Praxis, weil sie sowieso schon oft ausserhalb des Betriebs sind für Schule und Kurse.»
Weiter schreibt der User: «Die Lehre ist nicht strenger geworden, aber das Umfeld hat sich extrem verändert. Viele kommen heute schon mit 15 statt wie früher 16 Jahren zu uns. Vieles wird heute in der Erziehung der Kinder anders gemacht und funktioniert dann in einem Betrieb so leider nicht. Das stresst Lernende und Arbeitgeber. Aber es ist dennoch immer eine Freude, junge Menschen in der Entwicklung und den Einstieg in die Erwachsenen- und Berufswelt zu begleiten.»
Einen unkonventionellen Weg in der Lehre beschreibt der User «einfach_nur_bu»: Er hatte im ersten Lehrjahr sieben Wochen Ferien, im zweiten dann sechs. Dies sei für ihn ein «angenehmer Einstieg».
Die Gen Z ist eine Generation ohne Biss.
Auf Facebook sieht der Tenor der Feriendiskussion anders aus und stösst weitgehend auf Ablehnung. So schreibt etwa der User «Donato Lanca»: «Mein Gott, … eine Generation ohne Biss!» Oft liest man, dass die Forderung realitätsfern oder die Gen Z einfach faul sei.
Einen konkreten Lösungsansatz hat Facebook-Userin «Barbara Schwarz» vorgestellt: «Ich finde es schade und unfair, dass so ein grosser Unterschied besteht zwischen den Ferien der gleichaltrigen Kids, die sich fürs Gymi oder für eine Lehre entscheiden. Sie sind alle gleich alt, aber die Gymi-Schüler dürfen länger ‹Kinder› bleiben und längere Ferien geniessen, während die Lehrlinge von heute auf morgen mit 15 Jahren das Tempo der Erwachsenen mitmachen müssen. Stufenweise reduzierte Ferien während der Lehre wäre eine denkbare Möglichkeit.»
Am 19. November nahm der Bundesrat Stellung zu einer entsprechenden Motion des Ständerats. Er will keine zusätzliche Ferienwoche in der Lehrzeit. Der gesetzliche Ferienanspruch während der Berufslehre soll nicht auf mindestens sechs Wochen erhöht werden.