Konzerte können Erdbeben auslösen, Massen mobilisieren – und Milliarden umsetzen. In den letzten Jahren entwickelten sich die Shows der internationalen Stars in eine Richtung: Grösser, spektakulärer – und teurer.
Der Datenlieferant «Pollstar» veröffentlicht jetzt eine Statistik mit Zahlen der letzten 25 Jahre: Wer hat weltweit am meisten Tickets verkauft? Auf Platz 1 der Rangliste thront die Band Coldplay. In 25 Jahren haben sie beinahe 25 Millionen Konzerttickets ans Publikum gebracht. Mehr als die Hälfte davon auf ihrer aktuellen «Music of the Spheres World Tour», die 2022 begann und noch nicht offiziell beendet ist.
1.52 Milliarden US-Dollar hat die aktuelle musikalische Weltreise bisher eingebracht. Insgesamt können Coldplay seit 2001 flotte 2.5 Milliarden US-Dollar an Einnahmen verbuchen. Aber das macht sie noch nicht zu den Künstlern, die am meisten Umsatz mit Konzerten gemacht haben.
Am meisten Ticketverkäufe bedeutet nicht die höchsten Einnahmen
Die Siegerin des Portemonnaies ist mit Abstand Taylor Swift. Sagenhafte 3.1 Milliarden Dollar generierten ihre Konzerte. Vor allem ihre «Eras Tour» von 2023 und 2024 spülte Geld in die Kassen, insgesamt rund 2 Milliarden Dollar – es ist die bisher einträglichste Konzerttournee aller Zeiten.
Diesen Titel hielt bis 2018 die Band U2 – dank ihrer «360° Tour», die sie von 2009 bis 2011 spielte. Aus heutiger Sicht bescheidene 736 Millionen Dollar Einnahmen generierte die Tour. Ed Sheeran brach den Rekord 2019. Und in den 2020er Jahren brach die Ära der Milliarden-Tourneen an: Neben Taylor Swift und Coldplay knackte auch The Weeknd die historische Marke, Elton John verpasste sie auf seiner Abschiedstournee nur um wenige Millionen.
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Bild 1 von 3. U2 1993 in Basel. Es gab Zeiten, da hielt die Band U2 den Rekord für die erfolgreichste Tour mit 736 Millionen Dollar Einnahmen. Bildquelle: Ullstein Bild Dtl.
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Bild 2 von 3. Ed Sheeran 2017 in Zürich. Es gab Zeiten, da passte ein Konzert von Ed Sheeran noch ins Hallenstadion. Bildquelle: Keystone / Ennio Leanza.
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Bild 3 von 3. Taylor Swift in Zürich. Es gab Zeiten, da war Taylor Swift die Musikerin, die mit einer Tour am meisten verdiente – und diese Zeiten werden sich wohl nicht so schnell ändern. Bildquelle: TAS24 / Noam Gallai.
Grösser, spektakulärer – teurer
Die Stadionkonzerte der grossen Popstars werden indes auch immer aufwendiger produziert. Es hat ein regelrechtes Wettrüsten um die Gunst des Publikums eingesetzt. Das hat seinen Preis. Taylor Swift etwa hält auch einen anderen Spitzenplatz: Ihre Tickets sind mit durchschnittlich 165 Dollar, über alle 575 Konzerte weltweit gerechnet, die teuersten.
Die Möglichkeiten, wie man eine Show neu denken kann, sind aus meiner Sicht noch nicht ausgereizt.
Ein Ende dieser Entwicklung sieht SRF Musikredaktor Claudio Landolt nicht in Sicht: «Ich glaube kaum, dass die grossen Stadion-Shows plötzlich wieder kleiner werden. Dafür ist die Aufmerksamkeitsökonomie im Popbusiness zu sehr auf Spektakel getrimmt. Und die Möglichkeiten, wie man eine Show neu denken kann, sind aus meiner Sicht noch nicht ausgereizt.»
Wird die Schweiz bei grossen Tourneen abgehängt?
Es fragt sich jedoch, ob die Schweiz für immer gigantischere Produktionen auch in Zukunft ein attraktiver Tourstopp ist. Konzertveranstalter André Béchir, der auch die Konzerte von Taylor Swift im Zürcher Letzigrund-Stadion 2024 mitorganisiert hat, sieht ein Problem: Die Schweiz verfügt über zu wenige ausreichend grosse Stadien oder Hallen. Die grossen Produktionskosten der Konzerte müssten deshalb auf weniger Tickets heruntergebrochen werden, was wiederum die Preise in die Höhe treibe.
Die Schweiz könnte in zehn Jahren zum B- oder C-Markt werden.
«In Mailand, München, Wien oder Paris werden neue Hallen mit 20'000 Plätzen oder mehr geplant oder gebaut», erklärt Béchir. Wird die Schweiz nicht nachziehen, fürchtet er, werde sie für die Tourplaner in einigen Jahren zum zweit- oder drittrangigen Standort.