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Twerken für die Freiheit Der Tanzstil Twerk: sexualisiert oder selbstbestimmt?

Beim Twerking werden die Hüften und das Gesäss bewegt. Als Tanzstil ist er in der Gesellschaft noch nicht angekommen. Er wird oft sexualisiert. Doch für Yanil Altagracia ist der Tanz ein Weg zur Freiheit und Selbstbestimmung.

In einem Studio in Bern unterrichtet die Tanzlehrerin Yanil Altagracia den Stil Twerk. Rund 20 Personen – mehrheitlich Frauen – machen mit und bewegen ihr Gesäss auf und ab. Sie «twerken».

Die Tanzlehrerin hält die Schultern der Moderatorin, um sie zu korriegieren.
Legende: Die Twerk-Lehrerin Yanil Altagracia korrigiert die «Impact»-Moderatorin Michelle Feer bei einer Twerk-Übung. SRF

Für Yanil Altagracia ist Twerking mehr als ein Tanz. Im Gespräch mit «SRF Impact» sagt sie, dass es sie «gerettet» habe: «Früher bin ich aufgrund meiner Hautfarbe und meines Geschlechts diskriminiert worden und habe unter Depressionen gelitten.»

Mit dem Tanzen und Unterrichten des Tanzstils Twerk habe sie sich zum ersten Mal so frei bewegen können, wie sie wollte und das habe ihr viel Kraft geschenkt.

Ich habe viele Freunde dadurch verloren. Aber tief in mir wusste ich, dass es mir hilft.
Autor: Yanil Altagracia Twerk-Lehrerin

Anfangs sei es für sie noch schwierig gewesen. «Ich habe viele Freunde dadurch verloren. Aber tief in mir wusste ich, dass es mir hilft.» Die Hemmungen vollständig ablegen, könne sie noch immer nicht ganz, denn der Tanz werde in unserer Gesellschaft sexualisiert.

Die Tanz Lehrerin twerkt mit Netzhöschen und hat die Arme hinter ihrem Rücken verschränkt.
Legende: Yanil Altagracia zeigt in ihrem Kurs die Choreografie vor. SRF

In der Twerk-Gemeinschaft würden alle akzeptiert, betont Altagracia. «Egal wie man angezogen ist, welche Hautfarbe man hat und welchem Geschlecht man angehört.» Ausserhalb dieser Community würden aber viele Menschen komisch darauf reagieren, dass sie twerke. «Manchmal habe ich das Gefühl, dass sexy sein in der Schweiz ein Strafdelikt ist», so Altagracia.

Altagracias Ziel ist es, den Tanzstil in der Schweiz mehr zu verbreiten. Er solle als solcher angesehen und als Sport ernst genommen werden. Daher organisiert sie hierzulande auch die grösste Twerk-Championship, in der sich die Teilnehmenden für einen internationalen Wettbewerb in Madrid qualifizieren können.

Eine knapp bekleidete junge Frau twerkt. Man sieht die Rückseite ihres Körpers.
Legende: Eine ukrainische Teilnehmerin nimmt an der Twerk-Championship teil. SRF

Wie für Altagracia bedeutet Twerking auch für viele der internationalen Teilnehmenden Freiheit, Selbstbestimmung und Spass. Eine ukrainische Teilnehmerin sagt, sie könne damit ihre Gefühle ausdrücken.

Mit Kritik werden die meisten immer wieder konfrontiert: Eine Schweizer Teilnehmerin möchte Lehrerin werden. «Daher wird mir oft abgeraten, zu twerken.» Sie gehe damit das Risiko ein, keinen Job zu finden. Doch es sei für sie wichtig, dieses Klischee zu brechen.

Der Gewinner der Competition meint: «Weil ich ein Mann bin, der twerkt, wurde ich oft kritisiert, sexualisiert und in Schubladen gesteckt.»

Mehrere Frauen sind von hinten zu sehen, währenddessen sie den «Mapouka» tanzen.
Legende: «Mapouka» gilt als Vorläufer vom Twerking. YouTube / TED

Die genaue Herkunft des Tanzes ist unklar. Doch mehrere Quellen besagen, dass er aus verschiedenen Tanzstilen aus westafrikanischen Ländern stammen soll. Dabei wird vor allem der «Mapouka» aus der Elfenbeinküste genannt.

Lizzo auf der Bühne.
Legende: Die Musikerin Lizzo beschäftigt sich mit Themen wie Diversität und Body Positivity. Keystone/EPA/NEIL HALL

Wie die Sängerin Lizzo in ihrem Tedtalk zum Thema Twerking schildert , war der traditionelle Tanz Ausdruck von Freude und Glauben. Oder man tanzte ihn an Hochzeiten, um zu zeigen, dass man bereit sei, zu heiraten.

«SRF Impact»

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Legende: SRF

So kompliziert und vielschichtig unsere Welt auch ist, wir wollen sie verstehen. Dafür gehen wir auf die Suche nach Antworten: In Reportagen tauchen wir ein in unsere Schweizer Gesellschaft und nehmen dich mit: Gib dir Deep Talk, Zweifel und Lichtblicke mit unseren Hosts Amila Redzic, Livio Carlin und Michelle Feer.

Alle Folgen «SRF Impact» sind auf Play SRF.

SRF Virus, 23.3.2023, 6:00 Uhr

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