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Giftiges PCB im Nationalpark Der Bach Spöl soll ab 2021 saniert werden

Dank einer «Verständigungsvereinbarung» könnte die Bachreinigung nächstes Jahr beginnen, trotz ungelöster Kostenfrage.

Nach heutigem Stand kostet es 15 Millionen Franken, um den Bach Spöl vom hochgiftigen PCB zu befreien. Die Industriechemikalie gelangte 2016 aufgrund einer Panne in der Staumauer der Engadiner Kraftwerke in das Gewässer. PCB-haltige Farbreste landeten damals im Wasser – nicht zum ersten Mal, wie später Messungen zeigten.

Was ist PCB?

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PCBs sind chlorierte organische Verbindungen, die in der Umwelt kaum abgebaut werden. Es gibt 209 verschiedene Kombinationen, davon 12 hochgiftige dioxinähnliche Verbindungen. Bei der Verbrennung von PCB entstehen Dioxine. PCB kann in der Luft, in Gewässern, im Boden, in Tier und Mensch nachgewiesen werden. Die Industriechemikalie wurde 2004 mit der Stockholm Konvention weltweit verboten. Die WHO stufte PCB 2013 als krebserregend ein. (siehe dazu das Gespräch mit Nancy Hopf, Link öffnet in einem neuen Fenster im «Beobachter»).

Im Bach Spöl reichert sich das PCB unter anderem in den Fischen an. Es gilt deshalb ein Fischereiverbot.

Die Reinigung des Bachs mitten im Nationalpark stockt jedoch seit längerem, weil unklar ist, wer für die Reinigung zahlen muss. Aus dieser verfahrenen Situation gibt es nun einen Ausweg.

Sanierung jetzt, Rechnung später

An einem Runden Tisch haben das Amt für Natur und Umwelt, die Engadiner Kraftwerke – Besitzerin der Staumauer – und der Schweizerische Nationalpark eine «Verständigungsvereinbarung» ausgearbeitet. Sie hält fest, dass der Bach gereinigt werden soll, auch wenn die Kostenfrage noch nicht geklärt ist.

Die Engadiner Kraftwerke erklären sich bereit, in den kommenden drei Monaten ein Sanierungsprojekt auszuarbeiten sowie dieses vorzufinanzieren, «ohne Anerkennung einer Rechtspflicht», wie es in der Vereinbarung heisst, die Radio SRF vorliegt.

Jahrelange Rechtsstreitigkeiten drohen

Falls dann alle Partner mit dem Sanierungsvorschlag einverstanden sind, könnten die Arbeiten 2021 beginnen, sagt Remo Fehr, Leiter des Bündner Amts für Natur und Umwelt. Der Spöl wäre dann 2022 wieder einigermassen sauber.

Wer die Millionen-Sanierung berappen muss, bleibt vorläufig offen, bis ein rechtskräftiger Entscheid auf dem Tisch liegt. Die Bündner Staatsanwaltschaft hat vor einigen Monaten den Bauführer der Baustelle im Jahr 2016 wegen Fahrlässigkeit verurteilt. Dieser hat den Entscheid angefochten und ans Gericht weitergezogen.

Regionaljournal Ostschweiz und Graubünden, 06:32 Uhr

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