Zum Inhalt springen

Streit hinter den Kulissen PCB-Bach im Nationalpark bleibt vorerst verseucht

Seit 2016 ist bekannt, dass der Bach Spöl im Nationalpark mit der Chemikalie PCB verschmutzt ist. Der Bach muss auf mehreren Kilometern gereinigt werden. Doch die Sanierungspläne des Kantons stossen bei den Engadiner Kraftwerken und dem Schweizerischen Nationalpark auf Kritik.

Grössenordnung 15 Millionen Franken würde es kosten, damit der Bach Spöl wieder einigermassen sauber ist. Das hat die Bündner Regierung Ende letztes Jahr dem Parlament eröffnet.

Sanierungsverfügung wäre bereit

Für das Sanierungsprojekt hat das Bündner Amt für Natur und Umwelt festgelegt, wie das PCB aus dem Bachschlamm herausgefiltert werden kann und wer die Arbeiten ausführen muss. Ergebnis ist eine rund 40-seitige Sanierungsverfügung, die seit Ende Mai in einer finalen Fassung vorliegt. Diese wurde aber nie abgeschickt.

Wir sind bereit, die 15 Millionen vorzuschiessen. Alle Verursacher sollen am Schluss aber einen Teil der Kosten tragen.
Autor: Michael Roth Direktor EKW

Die Verfügung richte sich primär an die Engadiner Kraftwerke (EKW), sagt Amtsleiter Remo Fehr. Diese hätten aufgrund ihrer Fähigkeiten überhaupt die Möglichkeit, die Sanierung durchzuführen. Die Engadiner Kraftwerke wehren sich aber. «Wir sind bereit, die 15 Millionen Franken vorzuschiessen», sagt Direktor Michael Roth. Aber es dürfe nicht sein, dass die EKW am Schluss auf der Rechnung sitzen bleibe.

Schuldfrage ungeklärt

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit drei Jahren. Noch ist nicht geklärt, wer schuld daran ist, dass der Spöl mit der Chemikalie PCB verseucht ist. Zwei Parteien könnten an der Verseuchung schuld sein. Einerseits die EKW, in deren Staumauer das PCB verbaut wurde.

Andererseits hatte eine Sanierungsfirma bei einer Panne PCB-Staub in den Spöl abgelassen. Die Firma will sich auf Anfrage des «Regionaljournals Graubünden» nicht dazu äussern, da es sich um ein laufendes Verfahren handle.

Um ein langwieriges Gerichtsverfahren zu vermeiden, haben sich die verschiedenen Parteien geeinigt, an einem runden Tisch zu verhandeln. Ein erstes Treffen fand in diesem Sommer statt, blieb aber ergebnislos.

Mit dabei: der Kanton, die EKW, die Sanierungsfirma und Vertreter des Schweizerischen Nationalparks (SNP), durch dessen Gebiet der Spöl verläuft.

Es kann nicht sein, dass wir im Park Menschen büssen, die eine Blume pflücken, während ein Teil des PCB einfach im Bach bleibt.
Autor: Ruedi Haller Künftiger Direktor SNP

Ruedi Haller, der zukünftige Direktor des SNP, kritisiert die Verfügung ebenfalls. Ihm geht sie nicht weit genug. Der Bach müsse nicht nur teilweise, sondern komplett gereinigt werden, fordert Haller: Es könne nicht sein, dass im Park Wanderer gebüsst werden, die eine Blume pflücken, während die Verschmutzung des Flusses nicht vollständig aufgehoben wird.

Für alle Parteien steht also viel auf dem Spiel und eine Einigung zu erzielen, dürfte schwierig werden.

Remo Fehr vom Amt für Natur und Umwelt hofft, dass der Spöl bis in drei Jahren saniert werden kann. Dafür müsste es am runden Tisch allerdings eine Einigung bis Anfang nächsten Jahres geben.

SRF 1, Regionaljournal Graubünden, 06:32 Uhr; habs

Meistgelesene Artikel