Ein Jugendstilgemälde sorgt in Wiesbaden für Furore: Nachdem Taylor Swift in ihrem Musikvideo «The Fate of Ophelia» die Figur der ertrinkenden Shakespeare-Heldin verkörpert, pilgern Fans in Scharen ins Museum Wiesbaden. Dort hängt das Werk «Ophelia» von Friedrich Heyser, gemalt um 1900. Und Swifts Inszenierung sieht dem Kunstwerk zum Verwechseln ähnlich.
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Bild 1 von 2. Das vermeintliche Vorbild: Friedrich Wilhelm Theodor Heyser hat seine «Ophelia» um 1900 gemalt. Bildquelle: Friedrich Heyser «Ophelia», Museum Wiesbaden.
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Bild 2 von 2. Zum Verwechseln ähnlich: Hat sich Taylor Swift 125 Jahre später womöglich von Heysers Werk inspirieren lassen? Bildquelle: Youtube / Taylor Swift.
Nur wenige Sekunden ist die Darstellung in Swifts Musikvideo zu sehen – doch die Wirkung ist enorm. Laut Museumsdirektor Andreas Henning ist die Besucherzahl um rund ein Drittel gestiegen. «Der Hype kommt ganz allein durch Taylor Swift», sagt er. Selbst internationale Fans reisen an, um das vermeintliche Original zu sehen.
«Insbesondere an den Wochenenden kommen viele Swifties. So nah kommen sie ja sonst selten ihrem Idol», sagt Direktor Henning. Fans knüpfen Freundschaftsbändchen und hängen sie an die Absperrung vor dem Bild – ein Ritual aus Swifts «Eras Tour».
Ein Glücksfall für das Museum
Innerhalb weniger Stunden waren die 200 Tickets für ein Sonder-Event am 2. November ausverkauft. Das Museum plant bereits weitere Events, etwa eine multimediale Inszenierung, die Shakespeares Figur, Heysers Gemälde und Swifts Musik miteinander verbindet.
Für das Museum ist der Andrang ein Glücksfall. Viele Besucher, die wegen Taylor Swift kommen, entdecken erstmals den Jugendstil für sich.
Der hessische Kulturminister Timon Gremmels sieht in dem Hype ein positives Zeichen: «Wenn ein Musikvideo Menschen dazu bringt, ein Museum zu besuchen, dann zeigt das, dass Kultur wirkt – auf allen Ebenen.»
Der Kulturminister ist so erfreut über den Andrang, dass er Taylor Swift einen Brief geschrieben hat und sie nach Wiesbaden ins Landesmuseum eingeladen hat. Eine Antwort des Popstars steht noch aus.
Friedrich Wilhelm Theodor Heyser galt lange als kaum beachteter Künstler. Heute steht er im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit.
Dass ein 120 Jahre altes Bild durch einen Popsong von jungen Menschen wiederentdeckt wird, zeigt, wie nah sich Hochkultur und Popkultur sein können.