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Hochkultur trifft Popkultur Taylor Swift löst Kunst-Hype im Museum Wiesbaden aus

Taylor Swift liess sich für ihr Musikvideo zu «The Fate of Ophelia» offenbar von einem Kunstwerk im Museum Wiesbaden inspirieren. Swifties strömen nun in Scharen ins Museum. Wird der Popstar bald selbst dem Original einen Besuch abstatten? Die Einladung steht jedenfalls.

Ein Jugendstilgemälde sorgt in Wiesbaden für Furore: Nachdem Taylor Swift in ihrem Musikvideo «The Fate of Ophelia» die Figur der ertrinkenden Shakespeare-Heldin verkörpert, pilgern Fans in Scharen ins Museum Wiesbaden. Dort hängt das Werk «Ophelia» von Friedrich Heyser, gemalt um 1900. Und Swifts Inszenierung sieht dem Kunstwerk zum Verwechseln ähnlich.

Nur wenige Sekunden ist die Darstellung in Swifts Musikvideo zu sehen – doch die Wirkung ist enorm. Laut Museumsdirektor Andreas Henning ist die Besucherzahl um rund ein Drittel gestiegen. «Der Hype kommt ganz allein durch Taylor Swift», sagt er. Selbst internationale Fans reisen an, um das vermeintliche Original zu sehen.

Friedrich Heysers «Ophelia»

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Das Gemälde zeigt die literarische Figur Ophelia aus Shakespeares Hamlet beim Tod durch Ertrinken, treibend auf dem Wasser in einem weissen Kleid, umgeben von Seerosen und Wasserpflanzen. Heyser interpretiert das mehrfach dargestellte Sujet im Jugendstil und Symbolismus, mit dekorativen Naturdetails und melancholischer Atmosphäre. Das Werk thematisiert Vergänglichkeit, Leben und Tod, wobei Natur und Schönheit poetisch verschmelzen.

Das Gemälde kam durch die Schenkung Ferdinand Wolfgang Neess ins Museum Wiesbaden und hängt heute dauerhaft in der Jugendstil-Abteilung.

«Insbesondere an den Wochenenden kommen viele Swifties. So nah kommen sie ja sonst selten ihrem Idol», sagt Direktor Henning. Fans knüpfen Freundschaftsbändchen und hängen sie an die Absperrung vor dem Bild – ein Ritual aus Swifts «Eras Tour».

Ein Glücksfall für das Museum

Innerhalb weniger Stunden waren die 200 Tickets für ein Sonder-Event am 2. November ausverkauft. Das Museum plant bereits weitere Events, etwa eine multimediale Inszenierung, die Shakespeares Figur, Heysers Gemälde und Swifts Musik miteinander verbindet.

Für das Museum ist der Andrang ein Glücksfall. Viele Besucher, die wegen Taylor Swift kommen, entdecken erstmals den Jugendstil für sich.

Person betrachtet grosses Gemälde in Museumsgalerie.
Legende: Da das Werk im Museum Wiesbaden momentan besonders grosses Interesse weckt, hat das Museum zusätzliche Massnahmen ergriffen – etwa ein Absperrband und ständige Aufsicht am Gemälde. KEYSTONE/DPA/Andreas Arnold

Der hessische Kulturminister Timon Gremmels sieht in dem Hype ein positives Zeichen: «Wenn ein Musikvideo Menschen dazu bringt, ein Museum zu besuchen, dann zeigt das, dass Kultur wirkt – auf allen Ebenen.»

Der Kulturminister ist so erfreut über den Andrang, dass er Taylor Swift einen Brief geschrieben hat und sie nach Wiesbaden ins Landesmuseum eingeladen hat. Eine Antwort des Popstars steht noch aus.

Friedrich Wilhelm Theodor Heyser galt lange als kaum beachteter Künstler. Heute steht er im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit.

Dass ein 120 Jahre altes Bild durch einen Popsong von jungen Menschen wiederentdeckt wird, zeigt, wie nah sich Hochkultur und Popkultur sein können.

Radio SRF 2 Kultur, 28.10.2025, 8:10 Uhr ; 

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