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Hockeyclub mit Geldsorgen Ist das Emmental ohne SCL Tigers denkbar, Herr Jakob?

Die Coronakrise macht dem Langnauer Klub zu schaffen. Weshalb dessen Präsident dennoch an eine Zukunft glaubt.

Eine Million Franken: So viel kostet dem Emmentaler Eishockeyklub SCL Tigers ein Monat ohne Publikum. Kein Publikum, keine Spiele – das ist aufgrund der Coronakrise momentan Realität. Und es ist noch ungewiss, wann Eishockeyspiele mit Publikum wieder möglich sind. Für Klubpräsident Peter Jakob, der Herzblut und Geld in die Tigers steckt, ist das eine schwierige, aber keine aussichtslose Situation.

Peter Jakob

Verwaltungsratspräsident SCL Tigers

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2009 übernahm Peter Jakob (64) das Verwaltungsratspräsidium der SCL Tigers. Der Klub stand damals kurz vor dem Konkurs. Jakob führt in dritter Generation das Drahtseilunternehmen Jakob Rope Systems mit Hauptsitz in Trubschachen, das weltweit rund 650 Mitarbeitende beschäftigt.

SRF News: Die SCL Tigers gäbe es ohne Sie schon lange nicht mehr. Jetzt ist der Klub auch unter Ihnen existenziell bedroht. Was macht das mit Ihnen?

Peter Jakob: Ich war damals nicht der einzige, der die Tigers vor dem Konkurs gerettet hat. Auch wenn es momentan schwierig ist – ich gehe davon aus, dass es den Klub in einem Jahr noch geben wird. Das grösste Problem momentan ist allerdings die Ungewissheit.

Sie führen im Moment Gespräche mit Sponsoren, ohne zu wissen, wann die Mannschaft wieder vor Publikum spielen darf. Wie laufen solche Gespräche ab?

Sponsoren sprechen häufig zuerst über ihre Sorgen und ihre eigenen Zukunftsängste. Und wenn wir wissen möchten, ob sie für die nächste Saison wieder mit im Boot sind, heisst es häufig, dass wir Ende Sommer wiederkommen sollen.

Die Mehrheit der Sponsoren lässt durchblicken, dass Sie den Vertrag verlängern.

Die grosse Mehrheit der Sponsoren lässt jedoch durchblicken, dass sie den Vertrag wieder verlängern, sofern es die wirtschaftliche Situation zulässt.

Wäre es auch denkbar, dass Sie notfalls persönlich den Klub stärker unterstützen?

(Schweigt zuerst und lacht dann.) Die Firma Jakob ist auch betroffen. Die Geschäfte in Frankreich etwa, als unseren wichtigsten Markt ausserhalb der Schweiz, sind praktisch zum Erliegen gekommen. Das ist happig. Aber sonst waren die ersten vier Monate des Jahres nicht so schlecht. Wir haben momentan auch keine Kurzarbeit.

...das heisst übersetzt, Sie könnten helfen?

Wir können helfen. Und wir werden dies im Rahmen unserer Möglichkeiten tun. Aber wenn wir erst im Januar 2021 wieder vor Publikum spielen können, dann fehlen dem Klub Millionen von Franken. Und diese Löcher kann niemand im Verein stopfen.

Was würde mit Langnau und dem Emmental passieren, wenn die SCL Tigers Konkurs gehen würden?

Es wäre ganz schlimm. Wirtschaftlich gesehen ist das obere Emmental am Schluss der Rangliste. Wir haben praktisch keine Entwicklung. In den letzten 30 Jahren hat sich kaum eine neue Firma angesiedelt.

Das obere Emmental ist am Schluss der Rangliste. Deshalb sind die Tigers ein Leuchtturm.

Wir haben die Standardbranchen wie Käse, Textil und Leder verloren und es kam nichts Neues. Deshalb sind die SCL Tigers ein Leuchtturm für die Region, auch fürs Entlebuch. Und deshalb ist es ganz wichtig, dass wir den Klub nicht verlieren.

Das Gespräch führte Simon Leu.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:31/17:30 Uhr ; 

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