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Reportage aus Al-Bab – Schmelztiegel der syrischen Vertriebenen
Aus 10 vor 10 vom 12.03.2021.
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10 Jahre Krieg in Syrien Assads verbrannte Erde

Sie hatten die Warnung in dicken, schwarzen Lettern an Wände im ganzen Land gesprayt, damals in den frühen Tagen des Aufstandes gegen ihren Präsidenten: «Assad, oder wir brennen das Land nieder». Der Leitspruch wurde zum berühmtesten Schlachtruf von Assads Milizen, seinen Anhängern auf den Strassen oder in den sozialen Kanälen.

Für Assad ging es in dem Konflikt vom ersten Moment an nur um eines: ums nackte Überleben. Dazu musste die Macht absolut erhalten bleiben. Das hat er erreicht, wenn auch tatsächlich um den Preis verbrannter Erde.

Ein zerrissenes, kollabierendes Land

In Syrien tobt der brutalste und opferreichste Konflikt des bisherigen 21. Jahrhunderts. Syrien, das ist nach zehn Jahren Krieg ein Land, das kein Land mehr ist, sondern ein von Kugeln zersiebtes, von Konflikten zerrissenes, unter der Kriegslast kollabierendes Gebilde.

Wie gross die wirtschaftliche Not ist, sieht man nicht nur an den langen Schlangen vor Bäckereien oder Tankstellen. Sondern auch am im letzten Jahr in aller Öffentlichkeit vollzogenen Bruch zwischen Bashar al-Assad und seinem Cousin Rami Makhlouf, einem schwerreichen langjährigen Unterstützer des Präsidenten. Das Regime brauchte Geld, also begann es, dieses Geld bei reichen Geschäftsleuten einzufordern – selbst, wenn diese wie Makhlouf selbst zur Familie gehören.

Fast jede Syrerin und jeder Syrer lebt heute unterhalb der Armutsgrenze. Fast die Hälfte der jungen Syrerinnen und Syrer haben jüngst in einer Umfrage des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz angegeben, mindestens eine enge Angehörige oder einen guten Freund verloren zu haben.

Lebensmittel so knapp wie nie zuvor

IKRK-Generalsekretär Robert Mardini nennt es «ein Jahrzehnt grausamer Verluste für alle in Syrien.» Vor allem für junge Syrerinnen und Syrer waren die vergangen zehn Jahre «geprägt vom Verlust von Angehörigen, von verpassten Gelegenheiten und dem Verlust der Kontrolle über die eigene Zukunft.»

Und auch wenn sich der Konflikt auf dem Schlachtfeld zuletzt in eine Pattsituation mit im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren relativ geringen Kampfhandlungen gewandelt hat, so ist trotzdem die Lebensmittelknappheit so gross wie nie zuvor.

Gemäss dem Welternährungsprogramm der UNO ist für mehr als zwölf Millionen Syrerinnen und Syrer die Lebensmittelversorgung nicht sichergestellt. Die Zahl der Flüchtlinge innerhalb und ausserhalb Syriens bleibt hoch, und auch wenn das Regime sich als Sieger darstellt – gewonnen hat es nicht. Es hat höchstens überlebt, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt.

Pascal Weber

Pascal Weber

Nahost-Korrespondent, SRF

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Seit 1999 arbeitet Weber für SRF. Als Redaktor und Produzent war er zunächst in der Sportredaktion tätig, danach bei «10vor10». Seit September 2010 ist er Korrespondent im Nahen Osten. Folgen Sie ihm auf Twitter.

SRF 4 News, 15.03.2021, 04.30 Uhr

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