Die Opfer: Der Angriff vom Donnerstag in der philosophischen Fakultät der Prager Karls-Universität war der verheerendste in der Geschichte Tschechiens. 14 Menschen wurden getötet, darunter befinden sich keine ausländische Staatsangehörige. 25 Personen wurden verletzt, davon zehn schwer bis lebensgefährlich. Studierende und Mitarbeitende der Universität teilten in den sozialen Medien mit, dass sie sich in Hörsälen und Büros verbarrikadiert hätten. Andere kletterten aus dem Fenster und stellten sich auf den Dachsims, um sich vor dem Schützen zu verbergen. Die Studentinnen und Studenten sowie Hochschulmitarbeitende wurden bis zum frühen Abend aus dem Gebäude gebracht.
Der Täter: Auch der 24-jährige Täter gehört zu den Toten. Der tschechische Innenminister teilte mit, dass der Schütze seine Waffen legal besessen habe und nicht vorbestraft gewesen sei. Ob er sich selbst umgebracht oder die Polizei ihn neutralisiert hat, ist noch nicht klar. Die Obduktion der Leiche wird es zeigen. Vor der Bluttat soll der Schütze bereits seinen Vater in dessen Haus in der Gemeinde Hostoun westlich von Prag getötet haben. Eine Hypothese der Ermittler ist, dass er auch für einen Doppelmord vor einer Woche verantwortlich gewesen sein könnte. Ein Vater und dessen Tochter im frühen Säuglingsalter waren scheinbar grundlos in einem Waldstück am Prager Stadtrand erschossen worden. Der Fall hatte in Tschechien für Entsetzen gesorgt.
Das Motiv: Über den Grund für den Angriff herrscht bisher keine Klarheit. Hinweise auf einen zweiten Schützen oder einen terroristischen Hintergrund gibt es laut tschechischem Innenminister nicht. Der mutmassliche Täter habe sich wahrscheinlich von Amokläufen im Ausland inspirieren lassen. Es ist der schlimmste Schusswaffenangriff in der Geschichte der seit 1993 unabhängigen Tschechischen Republik. Ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren sei eingeleitet worden, um die Umstände aufzuklären, sagte die zuständige Staatsanwältin.
Die Reaktionen: Der tschechische Regierungschef Petr Fiala brach einen Arbeitsbesuch in Mähren ab. «Aufgrund der tragischen Ereignisse habe ich mein Arbeitsprogramm in Olomouc abgesagt und werde nach Prag zurückkehren», teilte der liberalkonservative Politiker mit. Auch der tschechische Präsident Petr Pavel hat den Angehörigen sein Beileid ausgesprochen. Er brach seinen derzeitigen Frankreich-Besuch ab und kehrte vorzeitig nach Tschechien zurück.
Der Prager Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda zeigte sich schockiert. «Das ist eine Tragödie», sagte er dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT. «Das Schlimmste daran ist, dass diese Dinge nicht zu verhindern sind.» Viele dächten, so etwas könne nur in den USA passieren, weil viele dort bewaffnet seien. Es zeige sich, dass dem nicht so sei. Für den 23. Dezember wurde im ganzen Land eine eintägige Staatstrauer ausgerufen.