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Absehbare Kehrtwende in der EU Naht bald das Aus für das Verbrenner-Aus?

Das Ende von Benzin- und Dieselautos ab 2035 steht auf der Kippe. Blick auf den geplanten Rückzieher in der Europäischen Union.

Die EU-Kommission will vorschlagen, auch nach 2035 die Produktion und den Verkauf von Neuwagen mit Verbrenner-Technologie zuzulassen. Der 2023 von den EU-Staaten beschlossene Verkaufsstopp für Benzin- und Dieselfahrzeuge würde damit rückgängig gemacht. Dem Vorschlag der EU-Kommission müssen noch die Mehrheit der EU-Staaten und das Europäische Parlament zustimmen. Erklärungen zur möglichen Kehrtwende zugunsten der deutschen Automobilindustrie von EU-Korrespondent Charles Liebherr.

Charles Liebherr

EU-Korrespondent

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Charles Liebherr ist EU-Korrespondent von Radio SRF. Davor war er unter anderem in der SRF-Wirtschaftsredaktion tätig, später war er Frankreich-Korrespondent. Liebherr studierte in Basel und Lausanne Geschichte, deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft sowie Politologie.

Ist das Aus beim Verbrenner-Aus nur noch Formsache?

So scheint es. Das kommt allerdings nicht überraschend. Die EU-Kommission hatte sich nach massivem politischem Druck bereit erklärt, die Prüfung des Verbots für Benzinmotoren um ein Jahr vorzuziehen. Damit war klar, dass sie der deutschen Automobilindustrie in irgendeiner Form entgegenkommen würde. Die offene Frage bleibt, wie das Verbot nun im Detail genau ausgehöhlt wird. Das sollte am Dienstag bekannt werden.

Wer ist die treibende Kraft hinter den Verbrennern?

Es waren primär Vertreter der deutschen Automobilindustrie, die auf eine Revision des Verbrenner-Verbots drängten, um Zeit für den Umbau des Geschäftsmodells zu gewinnen. Denn auch in der deutschen Automobilindustrie ist weitgehend unbestritten, dass die Zukunft des Autoantriebs elektrisch ist. Den Zeitgewinn erhalten nun alle Hersteller in der EU. Die Freude geht über Deutschland hinaus. Auch viele Regierungen in osteuropäischen EU-Ländern begrüssen dieses Vorhaben – und natürlich auch französische oder italienische Hersteller von Autos.

Was bedeutet dies für das Ziel der Klimaneutralität ab 2050 in der EU?

Per Gesetz bleibt dieses Ziel bestehen. Faktisch wird es aber immer schwieriger, das Ziel zu erreichen. Der Verkehrssektor – und damit der Strassenverkehr – ist der einzige Industriesektor, in welchem die CO₂-Emissionen bis heute steigen und nicht zurückgehen, wie das nötig wäre. Nun wird der politische Druck weiter gelockert für diesen Sektor. Zweifel sind angebracht, ob die europäischen Automobilkonzerne gewillt sind, konsequent Gegensteuer zu geben, um das vereinbarte Netto-Null-Ziel bis Mitte des Jahrhunderts zu erreichen.

Was ändert sich für Autokäuferinnen und -käufer ab 2035?

Käuferinnen und Käufer dürfen neu ab 2035 weiterhin ein Hybridauto erwerben. Der Kauf von Autos nur mit Benzinmotor dürfte verboten sein. Wer ab 2035 ein neues Auto kauft, wird wohl vor der gleichen Frage stehen wie heute: Elektro oder konventioneller Benzinmotor? Die entscheidende Frage ist nämlich, was dannzumal eine Tankfüllung Benzin kosten wird. Der Benzinpreis wird stetig steigen, weil der CO₂-Ausstoss in den kommenden Jahren auch im Verkehrssektor in Rechnung gestellt wird – CO₂-neutrale synthetische Kraftstoffe sind ohnehin teurer. Expertinnen gehen davon aus, dass dann die Betriebskosten für Elektroautos noch einmal tiefer liegen im Vergleich zu Benzinautos. Es stellt sich also die Frage, wer dann überhaupt noch ein Auto mit Benzinmotor kauft. Eine zynische Antwort könnte heissen, dass europäische Konsumentinnen dann primär billigere Elektroautos von chinesischen Herstellern kaufen.

Rendez-vous, 12.12.2025, 12:30 Uhr ; 

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