- Aus der äthiopischen Konfliktregion Tigray haben Rebellen eigenen Angaben zufolge am Samstagabend Raketen auf das Nachbarland Eritrea abgefeuert.
- Ziel der Angriffe sei der Flughafen der Hauptstadt Asmara gewesen, teilte der Chef der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), Debretsion Gebremichael, mit.
- Er begründete die Attacke damit, dass von dem Flughafen aus Angriffe auf die Rebellen geflogen würden. Sie würden von Soldaten aus beiden Ländern bekämpft.
Äthiopiens Regierung hatte nach Monaten der Spannungen zwischen Addis Abeba und der TPLF kürzlich eine Offensive gegen die bewaffnete Gruppe und die Regierungspartei von Tigray begonnen. Über die Lage vor Ort ist wenig bekannt, da Internet, Telefonverbindungen und Strom gekappt und Strassen blockiert sind. Der Zugang zur Region wurde für Journalisten eingeschränkt. Angaben der Regierung zum Geschehen können kaum unabhängig überprüft werden.
Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Krise. Das sudanesische Flüchtlingshilfswerk berichtet bereits von mehr als 20'000 Geflüchteten aus der Tigray-Region, die die Grenze zum Sudan überschritten hätten.
Premier Abiy Ahmed hat die TPLF entmachtet
Die TPLF war die dominante Partei in der Parteienkoalition, die Äthiopien mehr als 25 Jahre lang mit harter Hand regierte. Dies änderte sich, als Abiy Ahmed 2018 an die Macht kam: Der Ministerpräsident brachte Reformen auf den Weg, entfernte Funktionäre der alten Garde und gründete eine neue Partei, der die TPLF nicht beitrat.
Die TPLF und viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und wünschen sich grössere Autonomie. Unter Abiy, der vergangenes Jahr den Friedensnobelpreis erhielt, haben die ethnischen Spannungen und Konflikte in dem Vielvölkerstaat Äthiopien mit seinen rund 112 Millionen Einwohnern zugenommen. Analysten warnen vor einem Konflikt, der die gesamte Region destabilisieren könnte.