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Amnesty-Bericht zu Rakka «20'000 Menschen sitzen im Kreuzfeuer»

Beim Kampf gegen den IS werden in der syrischen Stadt Rakka Hunderte Zivilisten getötet.

  • Amnesty-International hat einen Bericht zur Lage in der ostsyrischen Provinzhauptstadt Rakka veröffentlicht.
  • Alle Seiten würden Kriegsverbrechen begehen.
  • Die amerikanisch-kurdische Koalition der Angreifer tue nicht genug, um bei den Angriffen in Rakka zwischen Kämpfern und Zivilbevölkerung zu unterscheiden.
  • Die IS-Kämpfer machten die Zivilbevölkerung zu Geiseln, schätzungsweise 20'000 Menschen sässen in der Innenstadt von Rakka fest.
  • Schwere Vorwürfe erhebt Amnesty auch gegen die syrischen Regierungstruppen und ihre russischen Verbündeten. Sie führen unweit von Rakka einen eigenen Vorstoss und verwendeten dabei auch international geächtete Streubomben.

«Es gibt derzeit wohl keinen schrecklicheren Ort in Syrien als die Innenstadt von Rakka», sagte Jan Egeland, der Syrienbeauftragte für humanitäre Hilfe der Uno letzte Woche. Heute legt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nach, mit einem eigenen Bericht zur Lage in der ostsyrischen Provinzhauptstadt. Dies gestützt auf Satellitenbilder, Eindrücke aus dem Umland von Rakka und eine Vielzahl von Aussagen von Flüchtlingen. Amnesty schlägt ebenfalls Alarm.

Es werden die billigsten Waffen eingesetzt

Die amerikanisch-kurdische Koalition der Angreifer lasse in Rakka grosse Mengen Artilleriegranaten und Bomben auf die Dschihadisten des IS niedergehen und tue dabei nicht genug, um zwischen Kämpfern und Zivilbevölkerung zu unterscheiden, sagt Donatella Rovera, die die Amnesty-Untersuchung vor Ort in Syrien geleitet hat.

Schon in Mosul kam eine von Rovera geleitete Untersuchung zum Schluss, dass die Rückeroberer nicht mit der geforderten Verhältnismässigkeit vorgingen. Das Zentrum von Mosul liegt nach dem Bombardement in Trümmern. Tausende Zivilisten wurden getötet. Im syrischen Rakka wiederhole sich nun offensichtlich das Muster.

Als Beispiel nennt Rovera ungelenkte Artilleriewaffen, die nicht präzise genug seien, um in einem solchen Häuserkampf zivile Opfer möglichst zu vermeiden. Sie würden wohl eingesetzt, weil sie billiger seien als Präzisionsgeschosse, vermutet die Amnestyexpertin.

Der IS ist ein extremer Gegner

Andererseits stehen die kurdischen Milizen und ihre amerikanischen Anführer auch in Rakka einem extremen Feind gegenüber, die IS-Kämpfer machen die Zivilbevölkerung zu Geiseln. Die schätzungsweise zwanzigtausend Menschen, die in der Innenstadt von Rakka noch festsitzen, im Kreuzfeuer, werden von den Dschihadisten gezielt an der Flucht gehindert. Auch darin stimmen die Zeugenaussagen überein.

Rovera bestreitet nicht die Extrembedingungen dieses Kampfs, auch sei keineswegs jeder Angriff in Rakka unverhältnismässig. Aber zu viele seien es. Die Amnestyexpertin sieht darin nicht nur einen Verstoss gegen internationales Recht. Sondern auch gegen die politische Vernunft.

Das Vertrauen in die Befreier sei schnell verspielt, wenn die Menschen sähen, wie Familienangehörige und Nachbarn schuldlos im Hagel der Granaten stürben. Schwere Vorwürfe erhebt Amnesty auch gegen die syrischen Regierungstruppen und ihre russischen Verbündeten. Sie führen unweit von Rakka einen eigenen Vorstoss und sie verwendeten dabei auch international geächtete Streubomben.

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