Mit vier Wochen Verzögerung hat das US-Repräsentantenhaus den Weg für das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Donald Trump im Senat freigemacht. Die Abgeordneten beschlossen mit der Mehrheit der Demokraten die Übermittlung der beiden Anklagepunkte gegen Trump an den Senat und die Entsendung von sieben Abgeordneten, die im Senat die Anklage vertreten sollen. Letztlich entscheiden die 100 Senatoren über eine Amtsenthebung Trumps.
Wann beginnt das Amtsenthebungsverfahren im Senat? Formell mit der Übermittlung der zwei Anklagepunkte gegen Trump: Machtmissbrauch und Behinderung der Ermittlungen des Kongresses. Anschliessend folgt die Vereidigung des Obersten Richters der USA, John Roberts, als Vorsitzenden, der aber nicht entscheiden wird. Vielmehr vereidigt Roberts die Senatoren, die die Rolle von Geschworenen einnehmen. Der Mehrheitsführer des Senats, Mitch McConnell, rechnet mit diesen Schritten noch in dieser Woche.
Wie läuft die Senatsanhörung ab? Sie ist vergleichbar mit einem Gerichtsprozess. Adam Schiff, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses, führt die Anklage und leitet die Gruppe der sieben sogenannten Impeachment-Manager. Neben Schiff sind der Vorsitzende des Justizausschusses, Jerry Nadler, und der Fraktionsvorsitzende Hakeem Jeffries die prominenten Vertreter der Demokratenten im Verfahren.
Verteidiger von Präsident Trump werden voraussichtlich der Anwalt des Weissen Hauses, Pat Cipollone, und Trumps persönlicher Anwalt Jay Sekulow sein.
Was wird Donald Trump vorgeworfen? Er soll seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodimir Selenski zu Ermittlungen gegen seinen politischen Rivalen Joe Biden gedrängt haben, um die Präsidentschaftswahl kommenden November zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Die Forderung soll Trump abhängig gemacht haben von der Freigabe militärischer Hilfe in Millionenhöhe an die Ukraine und einem Treffen der beiden Präsidenten Die Anklagepunkte lauten darum auf:
- Amtsmissbrauch
- Behinderung der Kongress-Ermittlungen
Wird Donald Trump aus dem Amt enthoben? Für eine Amtsenthebung sind im Senat 67 Stimmen (Zweidrittelmehrheit) bei mindestens einem Anklagepunkt nötig. Die Republikaner verfügen im Senat über 53 Sitze, die Demokraten über 45. Gemeinsam mit den zwei Unabhängigen kommen sie auf 47 Stimmen. Für 67 Stimmen müssten 20 Republikaner ins Lager der Demokraten wechseln - derzeit erscheint das undenkbar. Präsident Trump selber rechnet mit einer Entlastung von allen Vorwürfen.
-
Bild 1 von 12Legende: Andrew Johnson war der erste US-Präsident, der ein Amtsenthebungsverfahren über sich ergehen lassen musste. Keystone
-
Bild 2 von 12Legende: Als der 17. Präsident 1868 seinen Kriegsminister entlassen wollte, leitete der Kongress das Impeachment ein. Keystone
-
Bild 3 von 12Legende: Johnson wurde vorgeworfen, sich über Mitspracherechte des Kongresses bei Kabinettsposten zu foutieren. Keystone
-
Bild 4 von 12Legende: Dem Kongress fehlte am Ende eine einzige Stimme im Senat, um den Präsident aus dem Amt zu entfernen. Keystone
-
Bild 5 von 12Legende: 106 Jahre später wurde die Watergate-Affäre Richard Nixon zum Verhängnis. Keystone
-
Bild 6 von 12Legende: Im Zuge der Abhöraffäre gegen die Demokraten drohte dem Präsidenten das Impeachment. Keystone
-
Bild 7 von 12Legende: Diesem Verfahren kam der Republikaner mit seinem Rücktritt zuvor. Keystone
-
Bild 8 von 12Legende: 1998 wurde zum zweiten Mal in der US-Historie ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet – diesmal gegen Bill Clinton. Keystone
-
Bild 9 von 12Legende: Der Demokrat hatte mit einer Lüge versucht, die Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky zu verheimlichen. Keystone
-
Bild 10 von 12Legende: Clinton wurde des Meineids und Behinderung der Justiz beschuldigt. Die Zweidrittelmehrheit im Senat wurde verfehlt. Keystone
-
Bild 11 von 12Legende: Donald Trump ist der dritte Präsident, der sich mit einem Amtsenthebungsverfahren konfrontiert sieht. Keystone
-
Bild 12 von 12Legende: Dem Republikaner wird in der Ukraine-Affäre Amtsmissbrauch und Behinderung der Kongressermittlungen vorgeworfen. Keystone
Muss es im Senat ein Urteil geben? Mit einer einfachen Mehrheit kann die Anklage abgewiesen werden. Dann würde das Verfahren eingestellt. Allerdings wäre das kein Freispruch. Dieser Freispruch würde nur erzielt, wenn in keinem der beiden Anklagepunkte 67 Senatsstimmen zusammenkommen.
Ist absehbar, wie lange das Verfahren dauern wird? Nein, weil das auch davon abhängt, ob Zeugen angehört werden. Im Weissen Haus geht man davon aus, dass das Verfahren nicht länger als zwei Wochen dauern werde, weil die Anklagepunkte so schwach seien.
Was bringt das Verfahren den Demokraten überhaupt? Die Demokraten im Kongress argumentieren, ihr Amtseid habe ihnen angesichts der Schwere der Vorwürfe keine Alternative gelassen. Sie hoffen aber zugleich auf weitere Zeugenaussagen, die Trump belasten. Und sie bauen darauf, dass die Vorwürfe Trump bei der Präsidentschaftswahl im November Stimmen kosten.