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Angst vor neuer Virus-Welle Nach Ausbruch: Peking im verordneten «Kriegszustand»

  • In China wächst die Furcht vor einem erneuten grösseren Ausbruch des Coronavirus.
  • Dutzende neue Fälle gehen auf Ansteckungen auf einem riesigen Markt in Peking zurück.
  • Bei einem Krisentreffen sind die Behörden der chinesischen Hauptstadt aufgefordert worden, in den «Kriegszustand» zu gehen.

Seit Freitag sind auf einem riesigen Grossmarkt in Peking Dutzende Neuansteckungen festgestellt worden. Über diesen Markt wird der grösste Teil der frischen Nahrungsmittel für die mehr als 20 Millionen Einwohner Pekings geliefert wird.

Ein Markt so gross wie 150 Fussballfelder

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Legende: Reuters

Der Xinfadi-Markt im südwestlichen Stadtviertel Fengtai liefert rund 90 Prozent des Gemüses und Obsts der Hauptstadt. Er ist der grösste in Peking und hat eine Fläche von 112 Hektar –umgerechnet rund 150 Fussballfelder.

Das neu entdeckte Virus ist nach einer vorläufigen Sequenzierung des Genstamms anders als der Typ, der das Land vorher heimgesucht hat. Dies berichtet Zeng Guang, Epidemiologe des Gesundheitsamtes, nach Angaben der «Global Times».

Die Ergebnisse sollen mit Analysen aus anderen Länder verglichen werden, um die Herkunft zu ermitteln. Das Virus wurde bis zu einem Hackbrett auf dem Xinfadi-Grossmarkt zurückverfolgt, auf dem importierter Lachs verarbeitet worden war. China importiert Lachs aus mehreren Ländern wie Norwegen, Chile, Australien, Kanada und von den Färöer-Inseln.

Flächendeckende Tests geplant

China hatte die Lungenkrankheit Covid-19 schon weitgehend im Griff. Die nationale Gesundheitskommission meldete aber allein am Samstag landesweit 57 bestätigte Infektionen. Es ist die höchste Zahl seit April. 36 wurden allein in Peking festgestellt, davon 27 in Verbindung mit dem Markt. Es ist nun geplant, rund 10'000 Händler und Mitarbeitende auf das Virus zu testen. Bei ersten 500 Tests wurden am Samstag schon 45 Infektionen entdeckt, die zunächst aber als asymptomatisch eingestuft wurden und damit nicht in der landesweiten Statistik aufgeführt werden.

Nach der Schliessung soll der Markt «gründlich» desinfiziert werden. Im Umfeld wurden elf Wohnviertel abgeriegelt, sowie neun Kindergärten und Grundschulen geschlossen, ebenso sechs weitere Märkte. Experten warnten, dass die Versorgung der Hauptstadt mit Lebensmitteln beeinträchtigt werden dürfte.

Auch diesmal ein Markt im Fokus

Seit Wochen meldet China täglich nur noch eine Handvoll Infektionen – meist unter heimkehrenden Chinesen aus dem Ausland. Insgesamt sind in China mehr als 83'000 Corona-Infektionen offiziell bestätigt. 4634 Menschen starben. Nach dem neuen Ausbruch auf dem Markt wurden in Peking sofort wieder alle Vorsichtsmassnahmen verschärft. Die Hauptstadt war schon seit Beginn der Pandemie in Wuhan in Zentralchina vor einem halben Jahr besonders geschützt und stärker als andere Städte vom Rest des Landes abgeschottet worden. Die Sicherheitsvorkehrungen waren gerade erst gelockert worden.

Schon in Wuhan wurde ein Markt mit Meeresfrüchten, wo auch wilde Tiere verkauft worden waren, als möglicher Ursprung des Ausbruchs der Lungenkrankheit Covid-19 verdächtigt, die sich seither in der ganzen Welt ausbreitet. Mehr als sieben Millionen Infektionen sind weltweit gezählt worden, mehr als 420 000 Menschen sind gestorben.

SRF 4 News, 12:30 Uhr, 14.06.2020 ; 

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