- Mehr als 20 Jahre nach dem Kosovo-Krieg hat sich der kosovarische Ex-Präsident Hashim Thaci in einem Kriegsverbrecher-Verfahren für unschuldig erklärt.
- Die Staatsanwaltschaft wirft Thaci Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
- Ebenfalls angeklagt sind der Vorsitzende der Präsidentenpartei PDK (Demokratische Partei des Kosovos), Kadri Veseli, sowie die kosovarischen Politiker Rexhep Selimi und Jakup Krasniqi.
«Ich plädiere auf nicht schuldig in allen Punkten.» Das sagte der ehemalige Kommandant der Untergrundarmee UCK bei der ersten Anhörung zu dem Verfahren vor dem Kosovo-Sondertribunal in Den Haag.
Die Staatsanwaltschaft wirft Thaci Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Dem Politiker wird in mehreren konkreten Fällen die strafrechtliche Verantwortung für Mord, Verfolgung und Folter angelastet.
Ebenfalls angeklagt sind der Vorsitzende der Präsidentenpartei PDK (Demokratische Partei des Kosovos), Kadri Veseli, sowie die kosovarischen Politiker Rexhep Selimi und Jakup Krasniqi. Hunderte Kosovo-Albaner, Serben, Roma und Angehörige anderer ethnischer Gruppen sowie politische Gegner gehörten laut Staatsanwaltschaft zu den Opfern der Angeklagten.
Rücktritt, Verhaftung, Sondertribunal
Thaci befehligte die kosovarisch-albanische UCK, die während des Unabhängigkeitskrieges 1998-1999 gegen die serbischen Sicherheitskräfte kämpfte. Der 52-Jährige trat am 5. November von seinem Präsidentenamt zurück – einen Tag nachdem das Kosovo-Sondertribunal die Anklage bestätigt hatte. Die Beschuldigten wurden noch am selben Tag nach Den Haag gebracht und dort inhaftiert.
Das Sondertribunal nahm 2015 seine Arbeit auf. Es gehört formal zur Justiz des Kosovos, war aber auf internationalen Druck in Den Haag eingerichtet worden, um die von der kosovo-albanischen Seite begangenen Verbrechen strafrechtlich verfolgen zu können.
In dem Krieg gab es mehr als 10'000 Tote und Hunderttausende Vertriebene. Die meisten Opfer gingen auf das Konto der serbischen Sicherheitskräfte. Mit den Verbrechen serbischer Politiker und Militärs beschäftigte sich das Internationale Jugoslawien-Tribunal (ICTY) der UNO in Den Haag.