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Anschlag in Kampala Die blutige Saat des IS spriesst in Uganda

  • Nach einem Anschlag eines Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im ostafrikanischen Uganda ist die Zahl der Todesopfer weiter gestiegen.
  • Drei Selbstmordattentäter hatten am Dienstag an zwei Plätzen in der Innenstadt der Hauptstadt Kampala Sprengsätze gezündet.
  • Dabei kamen drei Menschen sowie die Angreifer ums Leben; weitere 33 Menschen wurden verletzt. Sieben Terroristen, die sich der Festnahme widersetzten, seien im Anschluss getötet worden, sagte Präsident Yoweri Museveni.

Laut offiziellen Angaben wurden nach dem Anschlag mehr als 80 mutmassliche Extremisten festgenommen. Der IS bekannte sich über den Messenger-Dienst Telegram zu dem Anschlag. Nach Angaben der Polizei gehörten die Täter den Allied Democratic Forces (ADF) an, einem IS-Ableger, der von der US-Regierung im März als Terrororganisation eingestuft worden war.

Die erste Explosion habe sich in der Nähe der zentralen Polizeiwache in Kampala ereignet, teilte die Polizei mit. Drei Minuten später sollen zwei weitere Attentäter, getarnt als Motorradboten, in der Nähe des Parlamentes die nächsten Sprengsätze gezündet haben. Ein weiterer Verdächtiger sei festgenommen worden und habe die Polizei zu einer Bombe geführt. Sie sei entschärft worden.

Neue Dimension des Terrors

Mit dieser Attacke sei eine neue Dimension erreicht, sagt der Journalist Johannes Dieterich. «Das Erstaunliche ist, dass die Täter mit dieser koordinierten Attacke mitten in der ugandischen Hauptstadt zuschlagen konnten.»

Blick auf zerstörte Autos
Legende: Eine der Bomben ging in der Nähe des Parlamentsgebäudes in der Hauptstadt Kampala hoch. Keystone

Erfahrungen mit Terror hat Uganda zwar durchaus. Erst vergangenen Monat wurden ein Restaurant und ein Bus attackiert. Im Vergleich mit dem orchestrierten Terror vom Dienstag seien diese Angriffe aber eher harmlos gewesen, so der deutsche Journalist.

Wie in anderen Regionen Afrikas geht es für die IS-Extremisten darum, Fuss zu fassen, indem sie an lokale Konflikte andocken.
Autor: Johannes Dieterich Journalist

Bei der Gruppierung, die den Anschlag für sich reklamiert, handle es sich indes um eine «merkwürdige Organisation». Die ADF bekannte sich schon zu den Anschlägen im Oktober, seine Gründungszeit geht weit über den IS hinaus.

Idi Amin in einer Aufnahme von 1978
Legende: Die ADF wurde vor mehr als 30 Jahren von Offizieren des gestürzten Diktators Idi Amin (im Bild) gegründet – dies in Opposition zum seit 1986 regierenden Präsidenten Yoweri Museveni. Keystone/Archiv

«Die Organisation wurde in Uganda relativ schnell zerschlagen, ihre Überreste sind aber in den benachbarten Kongo geflohen», erklärt Dieterich. «Dort machen sie mit grausamsten Angriffen auf die Zivilbevölkerung von sich reden.» Vor einigen Jahren schloss sich die ADF dem IS an und nennt die Region, in der sie aktiv ist, seither die «Zentralafrikanische Provinz des Islamischen Staates».

IS kapert lokale Konflikte

Für den IS sind Filialen abseits seines Kerngebietes im Nahen und Mittleren Osten geeignet, seine Ideologie zu exportieren. «Wie in anderen Regionen Afrikas geht es für die Extremisten darum, Fuss zu fassen, indem sie an lokale Konflikte andocken.» Besondere Chancen, sich einzunisten, hat der IS in Regionen, die ohnehin wegen ethnischer und religiöser Konflikte destabilisiert sind.

Ortstafel mit IS-Propaganda
Legende: Nachdem der IS oder auch Al-Kaida in ihren Stammlanden an Einfluss verloren haben, weichen sie nun verstärkt nach Afrika aus. Brennpunkte gibt es in der Sahel-Zone (im Bild: IS-Propaganda in Mali), im Norden von Nigeria oder in Somalia und seit kurzem auch in Mosambik. Keystone

«Das Fernziel des IS ist es, in der Gegend einen Islamischen Staat zu errichten. So weit ist es in Uganda aber noch lange nicht», sagt der Journalist. Doch der Einfluss der Dschihadisten wächst. «Das ist eine grosse Sorge der Terrorkämpfer.»

Das Schema ist überall das gleiche: Die Dschihadisten verbünden sich mit lokalen Aufständischen, kapern örtliche Konflikte und schüren diese zusätzlich mit Anschlägen. Mit militärischen Mitteln könne dieses Vorgehen nur bedingt gestoppt werden, mahnt der Journalist. Stattdessen müsste ihm rechtzeitig mit friedlichen Mitteln begegnet werden, um der IS-Ideologie Einhalt zu gebieten.

SRF 4 News, 17.11.2021, 8:40 Uhr ; 

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