Zum Inhalt springen

Anschlag in Manchester Terrorexperte: «Die meisten Attentäter sind Teil eines Netzwerks»

22 Personen sterben bei einem Anschlag in Manchester – noch vieles ist unklar. Eine Einschätzung von Mauro Mantovani, Strategieexperte an der ETH.

SRF News: Könnte der Angreifer von Manchester ein Einzeltäter, ein einsamer Wolf, gewesen sein?

Mauro Mantovani: Theoretisch ist das möglich. Aber es kommt in der Praxis äusserst selten vor. Die meisten Attentäter sind Teil eines Netzwerkes, das sie unterstützt. Man kann nicht sagen, wo der Attentäter seine Fähigkeit erworben hat, eine Bombe zu bauen oder sie zu beschaffen. Das könnte durchaus auch hier gewesen sein. Man kann auch nicht sagen, wie er sich radikalisiert hat.

Mauro Mantovani

Box aufklappen Box zuklappen

Der Dozent für Strategische Studien lehrt an der Militärakademie der ETH Zürich. Vorher war er beim VBS und beim strategischen Nachrichtendienst tätig.

Ziel des Anschlags waren vor allem Kinder und Jugendliche. Stellt dieses Muster eine neue Eskalationsstufe in Westeuropa dar?

Es gab etwa die Anschläge auf eine Diskothek in Tel Aviv 2001 oder in Beslan 2004, als die Lehrer und Schüler einer ganzen Schule gefangen genommen wurden. Aber für Westeuropa hat dies tatsächlich eine neue Qualität.

Kann Israel als Beispiel gelten? Dort gab es seit 2001 kein einziges derartiges Bombenattentat.

Es gibt in Israel abgestufte Zugangskontrollen bei Grossanlässen, durchgehend Durchsuchungen von Taschen, Leibesvisitationen, ausserdem werden elektronische Detektionsmittel eingesetzt. Israel ist Europa, was die defensiven Massnahmen zur Terrorismusbekämpfung betrifft, weit voraus.

Meistgelesene Artikel