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Arbeiten im Hurrican «Schon kleinste Gegenstände werden im Sturm zu Geschossen»

Gespenstische Szenen in Miami: ZDF-Reporter Daniel Pontzen hat die Zerstörungsgewalt der Natur als einschüchternd erlebt.

SRF News: Wie haben Sie selbst es erlebt, als der Hurrican auf Miami zukam?

Daniel Pontzen: Das war gespenstisch. Schon die Tage davor war es gespenstisch zu sehen, wie sich die ganze Stadt von Tag zu Tag und von Stunde zu Stunde leerte. Wir waren am Samstagabend noch in einer Notunterkunft, kurz danach durfte man auch schon nicht mehr auf die Strasse. Es gab die Ausgangssperre. Als wir über leere Highways zurückgefahren sind, sah man am Horizont die dunkle Wolkenwand, das war schon ziemlich gruselig. Und gestern wurde der Wind von Stunde zu Stunde stärker. Es war schon einschüchternd zu sehen, welche Kraft und Zerstörungsgewalt die Natur da entfaltet.

Wie haben sich die Menschen verhalten, als der Sturm wirklich da war?

Die meisten haben grosse Disziplin gezeigt, auch vorher schon. Sie sind den Evakuierungsaufrufen gefolgt. Manche sind zu Hause geblieben. Einige aus Prinzip, andere, weil sie schlicht zu spät waren. Gestern haben sich tatsächlich kaum mehr Leute auf die Strasse begeben, das wäre auch lebensgefährlich gewesen. Schon kleinste Gegenstände, die vom Sturm aufgewirbelt werden, werden zu Geschossen. Wir haben gesehen, dass Bäume umgeknickt sind und dass Strassenschilder durch die Gegend flogen. Das ist höchst gefährlich. Einzelne Autos von Unerschütterlichen oder Unverbesserlichen sah man auf der Strasse, als sich das Ganze wieder etwas abgeschwächt hat.

Man hat tatsächlich gespürt, wie das Gebäude geschwankt hat.

Wie haben Sie sich verhalten?

Wir haben uns grösstenteils in unserem Hotel in Downtown Miami aufgehalten. Unser Hotel hat knapp 40 Stockwerke, wir sind im 32. Stockwerk. Da hat man tatsächlich gespürt, dass das Gebäude gewankt hat. Als Vorsichtsmassnahme, falls die Wasserversorgung nicht mehr funktioniert, ist es üblich, dass man die Badewanne vorher mit Wasser volllaufen lässt, um im Notfall noch genügend Wasser zur Verfügung zu haben. Und da hat man gesehen, wie das Wasser von links nach rechts schwappte. Ich habe danach den Aufzug nicht mehr genutzt. Im dritten Stock gibt es einen grossen Raum, der zur Notunterkunft ohne Fenster umfunktioniert worden war. Da war man dann wirklich sicher. Nach draussen begeben haben wir uns nur noch für die Liveschaltung, die wir gemacht haben. Wir waren nur noch in einem Bereich, der weitestgehend windgeschützt ist, in der Einfahrt unseres Hotels.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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