Zum Inhalt springen

Artenschutzkonferenz in Panama Der lange Weg zum Schutz von Zierfischen

Der Handel bedroht manche Arten – ausserdem erfahren Korallenriffe durch Überfischung einen zusätzlichen Stress.

Worum geht es? Zierfische aus dem Meer sind ein Millionengeschäft. Sie sehen schön aus und schmücken Aquarien auf der ganzen Welt. Doch weil sie in freier Wildbahn – vor allem in Korallenriffen – gefangen werden, gibt es auch eine problematische Seite am Zierfischhandel. Maritime Zierfische sind denn auch ein Thema an der Cites-Artenschutzkonferenz in Panama.

Kein rascher Schutz zu erwarten

Box aufklappen Box zuklappen

Anlässlich der letzten Cites-Artenschutzkonferenz 2019 wurde ein Antrag eingereicht, dass der weltweite Zierfischhandel untersucht wird. «Der Handel könnte ein Problem für die Zierfischpopulationen und Korallenriffe darstellen – aber man weiss es nicht so genau, weil er nie genau untersucht wurde», sagt Monica Biondo, Leiterin Forschung und Naturschutz bei der Fondation Franz Weber . Die Biologin nimmt an der derzeit in Panama stattfindenden Cites-Konferenz teil. Wegen der Pandemie gibt es bei der Zierfisch-Untersuchung aber Verzögerungen – erst bei der nächsten Cites-Konferenz 2025 ist deshalb mit Ergebnissen zu rechnen.

Was sind die Hauptprobleme? «Man weiss nicht, welche Auswirkungen die Entnahme von Millionen Fischen für die Korallenriffe hat», sagt Monica Biondo, Leiterin Forschung und Naturschutz bei der Fondation Franz Weber. Sie befasst sich schwerpunktmässig mit Zierfischen. Weil nur die wenigsten Zierfische in Gefangenschaft gezüchtet werden können, reisst die Entnahme der Fische aus den natürlichen Korallenriffen nie ab. Es droht deshalb eine Überfischung. Hinzu komme, dass bis zu 80 Prozent der Fische den Transport an die Endverkaufsstellen in aller Welt nicht überleben, so Biondo.

Die Korallenriffe sind schon durch die Klima-Erwärmung stark bedroht.
Autor: Monica Biondo Biologin, Fondation Franz Weber

Welche Arten sind betroffen? Insgesamt kennt man rund 4000 Korallenfischarten. Von etwa vier Fünfteln weiss man nicht, welcher ihr Schutzstatus ist – man kann also nicht beurteilen, ob der Handel mit den Fischen für ihre Art bedrohlich ist. Einer der wenigen Fische, die bislang untersucht wurden, ist der Banggai-Kardinalbarsch. «Bei diesem Fisch kommt es vor, dass kein einziges Tier lebend an seinem Verkaufsort ankommt», sagt die Biologin Biondo.

Die Population des Banggai-Kardinalbarschs ist inzwischen um 90 Prozent zurückgegangen, er wird auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten geführt. «Trotzdem ist er immer noch nicht durch Cites geschützt – man erhebt also keine Zahlen über den Handel mit der Art», betont Biondo.

Banggai Kardinalfisch.
Legende: Beliebter Zierfisch fürs Aquarium – aber deshalb von der Ausrottung in seinem natürlichen Lebensraum bedroht: Der Banggai-Kardinalbarsch. Er kommt in einem bloss sehr kleinen Gebiet östlich der indonesischen Insel Sulawesi vor. Imago

Was kann eine Kontrolle bringen? «Zunächst muss überhaupt erst einmal untersucht werden, welche Arten vom Fang und Handel bedroht sind – und welche nicht», sagt Biondo. Als Folge dieser Studien könnten manche Zierfischarten womöglich unter einen gewissen Schutz gestellt werden und die Anzahl der von den Korallenriffen entnommenen Fische limitiert werden. «So könnten manche Fischarten geschützt werden.»

Das grosse Geld mit Zierfischen machen nicht die Fischer vor Ort, sondern die Händler.
Autor: Monica Biondo Biologin, Fondation Franz Weber

Was nützt es den Riffen? «Die Korallenriffe sind durch die Klima-Erwärmung stark bedroht», betont die Biologin. Der Zierfischhandel – und dabei vor allem die unkontrollierte Entnahme von Zierfischen – setze ihnen noch mehr zu. Korallenriffe sind hochkomplexe und -sensible Ökosysteme, in denen jede Tier- und Pflanzenart eine wichtige Rolle spielt zum Funktionieren des gesamten Systems. Fehlen plötzlich gewisse Tier- oder Pflanzenarten, bedeutet das zusätzlichen Stress für das bereits unter Druck stehende Korallenriff-Ökosystem.

Ausgebleichtes Korallenriff.
Legende: Wenn das Wasser am Riff zu warm wird – etwa infolge der Klima-Erwärmung – bleichen die Korallen aus. Dauert die Warmphase zu lang, sterben die Korallen ab. Damit müssen sich auch andere Tiere einen neuen Lebensraum suchen. Keystone/Ove Hoegh-Guldberg

Was ist mit den Fischern? «Das grosse Geld machen nicht die Fischer vor Ort, sondern die Händler», sagt Biondo. Deshalb sei ein gewisser Schutz von bedrohten Arten von Vorteil für die Fischer: «Wenn eine Art wegen Überfischung ausstirbt, dann haben die Fischer gar nichts davon.» Nur wenn die bedrohten Fischarten geschützt werden, wird es sie weiterhin geben und nur dann können die Fischer auch weiterhin einige von ihnen fangen und verkaufen. Deshalb: «Es ist im Interesse der Fischer, dass die Tiere geschützt werden.»

SRF 4 News, 23.11.2022, 06:40 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel